08. Jänner 2007 12:27
© (c) APA/ Patrick Pleuel, AFP/ Nasa
Horror-Szenarien finden nicht statt: Der mögliche Klimawandel hat natürlich
Auswirkungen auch auf die Häufigkeit bestimmter Krankheiten. Die
Erderwärmung könnte klassische Tropenkrankheiten auch in Regionen bringen,
die bisher davon verschont waren. Für Österreich gibt es aber dafür kaum
eine Gefahr, erklärte Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch vom Institut für
Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität in
Wien. Am ehesten könnte es noch Probleme mit Zoonosen, also von Tier auf
Mensch übertragbaren Erkrankungen, geben, meinte er. Dazu zählt die FSME.
Wärme macht die Zecken aktiver.
Medien: Malaria bald in Deutschland
Während in manchen Medien in
Deutschland bereits die Ausbreitung von Malaria und Dengue-Fieber als
Möglichkeit kolportiert wird, sieht Kollaritsch die Angelegenheit für
Österreich nüchterner: "Bei der Malaria sind drei Faktoren
Ausschlag gebend. Wärmere Durchschnittstemperaturen, Mücken, welche die
Erreger übertragen können, und ein Pool an infizierten Menschen."
Nun möge es zwar zu höheren Jahres-Durchschnittstemperaturen kommen, doch
Österreich gehen derzeit die "richtigen" Anopheles-Mücken ab,
welche die Malaria tropica-Erreger - von Mensch zu Mensch - übertragen
könnten. In Österreich gibt es zwar eine Anopheles-Art, die zur Übertragung
der ungefährlichen Malaria tertiana befähigt wäre, aber es fehlt an den
Erregern.
Afrika nicht mit Österreich vergleichbar
Hier greift der
wichtigste Faktor ein: Wo es keine mit Malaria (tropica) Infizierten gibt,
gibt es auch keine Übertragung. Kollaritsch: "Wenn jemand in
Österreich die Malaria bekäme, wird er behandelt." Dann ist
es aus mit der Möglichkeit einer weiteren Übertragung. Das selbe gilt
übrigens auch für das Dengue-Fieber. Die Situation in den ärmsten Ländern
der Welt in Schwarzafrika oder in den Staaten Südostasiens ist - Klimawandel
hin oder her - nicht mit jener in Österreich zu vergleichen.
Allerdings, nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Österreich regional ein bis
zwei Jahre Malaria-Zyklen: In den großen Auffanglagern für die Soldaten der
Deutschen Wehrmacht bei Wien und in der Steiermark kursierte die Krankheit,
weil so viele im Rahmen der Kriegshandlungen in Afrika infiziert worden
waren.
Vorsicht vor Zecken
Am ehesten könnten wärmere Temperaturen laut
Kollaritsch die Verbreitung von Zoonosen, also von Krankheiten, die aus dem
Tierreich kommen, fördern. Da ist an erster Stelle in Österreich die
Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) zu nennen. Kollaritsch: "Wenn
die Zecken oder andere Überträger bessere Bedingungen vorfinden, kann das zu
mehr Erkrankungen führen." Das ist längst bekannt: Je früher der
Frühling kommt, desto früher werden auch die Zecken aktiv. Das schlägt sich
dann in mehr FSME-Patienten nieder. Dagegen schützt allerdings die Impfung
zuverlässig.
Warnung vor Pollen
Die ungewöhnlich hohen Temperaturen im
Winter, aber vor allem im Herbst vergangenen Jahres sorgen bei
Pollen-Experten für Rätselraten: "Es handelt sich um eine
Ausnahmesituation, mit der wir selbst nicht hundertprozentig zurechtkommen",
sagte Siegfried Jäger vom Pollenwarndienst. Die für Allergiker so
unangenehmen Hasel- und Erlenpollen könnten ab 10. Jänner für verstärkten
Niesreiz sorgen.
"Erle und Hasel sind eigentlich blühbereit, es müsste eigentlich bald
losgehen. Wir müssen schauen, ob eine Verzögerung eintritt, im Moment kann
man das nicht mit Sicherheit sagen", so Jäger im APA-Gespräch. Die
derzeit milden Temperaturen seien nicht allzu außergewöhnlich, meint der
Pollen-Experte. Doch der fehlende Kältereiz im nahezu frostfreien Herbst
könnte Einfluss auf die Blüte haben.
Fehlender Frost unbekannter Faktor
"Unser Dilemma ist im
Moment die Vorhersage. Rein rechnerisch sollte es am Mittwoch oder
Donnerstag losgehen. Was sich dann wirklich tut, wird man sehen",
bleibt Jäger vorsichtig. Fehlender Frost im Herbst sei bis dato ein
unbekannter Faktor.
Ab März folgen auf Hasel und Erle dann Ulme, Pappel, Weide und Ahorn. Hinzu
gesellen sich die für Heuschnupfen sorgenden Pollen von Esche und Birke. Den
genauen Zeitpunkt festzulegen fällt jedenfalls in diesem Jahr um einiges
schwerer als sonst. Jäger: "Das ist alles von der
Wetterentwicklung abhängig."