06. Mai 2008 16:10
Auf der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg haben Forscher weltweit
erstmals einen erhaltenen Kieferapparat eines urzeitlichen Tintenfischs
gefunden. Ein Team des Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart habe
das 150 Millionen Jahre alte Fossil aus der Jurazeit Anfang April im
Nusplinger Plattenkalk entdeckt, sagte der Grabungsleiter Günter Schweigert
am Dienstag. Bisher sei von den Tintenfischen des Jurameeres, den
sogenannten Belemniten, nur der hintere Teil bekanntgewesen.
Das liege daran, dass die Belemniten beliebte Beutetiere etwa von
Krokodilen, Haien oder Meeresechsen gewesen seien. Ihre Tentakel und
Kieferteile seien entweder von Räubern gefressen oder von Aasfressern
zersetzt worden. "Der Fund ist für die Stammesgeschichte der Tintenfische
von großer Bedeutung", sagte Schweigert.
Vor 65 Millionen Jahre ausgestorben
Die Belemniten - im Volksmund
Donnerkeile oder Teufelsfinger genannt - sind vor 65 Millionen Jahren
ausgestorben. Sie gehören wie heute lebende Tintenfische zu den Kopffüßern.
Auf ihren zehn Fangarmen hatten die Belemniten jedoch nicht die bei heutigen
Tintenfischen üblichen Saugnäpfe, sondern kleine Häkchen. Aus der Größe der
Haken lässt sich laut Schweigert schließen, dass es sich bei dem Fund um ein
Weibchen handelt.
Erhalten sind auch Teile des zerbissenen Tintenbeutels und Spuren des
Tintenpulvers. Das Tier sei vermutlich von einem Hai "frisch zu Tode
gebissen worden", sagte Schweigert. Der Räuber verschmähte seine Beute
allerdings - ein Glück für die Wissenschaft. Der erhaltene Kieferapparat
kann nun zum Beispiel über die Nahrung der Tiere Aufschluss geben.
Grabungen seit 15 Jahren
Schweigerts Team gräbt seit 15 Jahren an
der Fundstelle im Plattenkalk. Bisheriger Höhepunkt ihrer Arbeit war 2004
die Entdeckung des Skeletts eines Meereskrokodils. Seinen neusten Fund will
Schweigert im Herbst auf einer internationalen Tagung in Luxemburg
vorstellen. Es gebe aber noch keine Pläne, wann und wo das Fossil im Museum
besichtigt werden könne.