Er ist da

Vanek beim Team: "Brauche keinen Dank!"

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Donnerstag Vormittag landete Thomas Vanek pünktlich am Innsbrucker Flughafen. Schon vor seinem Abflug stand er ÖSTERREICH Rede und Antwort.

Die Eishockey-WM der Division I ab Sonntag in Innsbruck hat sein großes Aushängeschild, das ÖEHV-Nationalteam seinen großen Star. Allüren sucht man bei Thomas Vanek, Österreichs einzigen NHL-Spieler, dennoch vergeblich. Der 24-jährige Steirer will sich ganz in den Dienst der Sache stellen und die rot-weiß-rote Auswahl von Teamchef Lars Bergström wieder in die A-WM führen. Das große ÖSTERREICH-Interview mit Thomas Vanek lesen Sie auf der nächsten Seite.

"Brauche keinen Dank"
Vanek hat im Sommer bei den Buffalo Sabres einen 50-Millionen-Dollar-Vertrag unterschrieben, doch auch für eine B-WM ist er sich nicht zu schade. Dank dafür lehnt er ab. "Bei mir braucht sich keiner bedanken, mich braucht keiner überreden. Ich mache das gerne, es ist schön, für Österreich zu spielen", erklärte der Stürmer kurz nach seiner Ankunft in Tirol. Eine Absage stand ebenso wenig zur Diskussion wie ein Nationenwechsel für den Steirer, der seit zehn Jahren in Nordamerika lebt und auch schon gefragt wurde, ob er nicht für die USA spielen wolle. "Ich habe abgelehnt. Meine Eltern leben da, ich werde immer Österreicher bleiben", betonte Vanek.

Sabres waren amüsiert
Auch die Sabres haben ihrem besten Torjäger (36 Treffer) nichts in den Weg gelegt. "Buffalo war sehr positiv. Sie haben gewusst, dass Österreich in B spielt und haben ein bisschen gelacht, dass wir gegen Südkorea spielen", sagte er. Ihn werde die Umstellung von der NHL mit regelmäßig über 18.000 Zuschauern auf einen exotischen Gegner vor 3.000 Fans keine Probleme bereiten. "Ich war auf das Play-off eingestellt, aber jetzt freue ich mich, dass ich noch eine Woche spielen kann." Auch Hüftprobleme, die ihn seit rund zwei Monaten plagen, hinderten ihn nicht.

Müde, aber motiviert
Mit etwas Jetlag-Müdigkeit, aber voll motiviert, will er daher nach Verpassen des NHL-Play-offs zumindest mit dem österreichischen Team die Saison erfolgreich ausklingen lassen. "Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich versuchen, den Stanley-Cup nach Österreich zu bringen. Hoffentlich schaffe ich es einmal, das wäre ein Riesenerfolg. Aber für Österreich wäre es wichtig, in der A-Gruppe zu spielen. Ich werde alles geben, damit wir aufsteigen. Wir haben genug gute Spieler, dass wir das schaffen können", gab er sich betont zuversichtlich.

3 Trainings
Dreimal wird er noch mit der Mannschaft trainieren können, um sich auf seine Mitspieler einzustellen und ins Team zu integrieren. Den Star heraushängen lassen, das entspricht nicht seinem Naturell. "Ich bin keiner, der etwas verlangt oder herumschreit. Ich bin einer, der sich neben die anderen hinsetzt und am Eis seine Arbeit macht", stellte er klar. Viele Spieler kennt er aber ohnehin vom U20-Nationalteam oder der A-WM 2004 in Prag, als er als 20-jähriger Collegespieler in der Sturmreihe mit Dieter Kalt und Matthias Trattnig Topscorer der Österreicher war (2 Tore, 5 Assists).

Neue Linienkollegen
Diese Linie wird es diesmal aber wohl nicht geben. "Die Situation war damals ein bisschen anders. Es waren einige Center verletzt und Dieter hat damals öfter Center gespielt", sagte Teamchef Bergström, der damals Co-Trainer beim Team war. "Man muss eine Lösung für seine Linie finden, aber auch für die anderen. Wenn wir das gut machen, dann ergibt eins plus eins drei", so Bergström. Der Schwede wird also nicht alles auf seinen Star zuschneiden, wenngleich er sportlich und menschlich den Hut vor ihm zieht.

Lob vom Head-Coach
"Vanek sagt das nicht als leere Worte. Er hat eine sehr gute Charaktereinstellung. Er hat Riesiges geschafft, ist aber am Boden geblieben. Er wird uns Energie und Selbstvertrauen bringen", so Bergström, der Österreichs Sportler des Jahres 2007 nicht nur auf eine Verstärkung für das Unternehmen Wiederaufstieg reduziert. "Ich gratuliere Thomas, was er geleistet hat, und auch Österreich, dass man so einen Top-Sportler hat. Er hat viel Werbung für Österreich gemacht und ist ein super Vorbild für die nächste Generation. In Schweden haben die ersten Profis in der NHL für einen Durchbruch gesorgt", erklärte der 51-Jährige.

Vanek ist übrigens nur für das Turnier über den Atlantik geflogen, für Privates wird er diesmal kaum Zeit haben. Denn er ist ohne Freundin Ashley und Sohn Blake Thomas (8 Monate) gekommen und wird unmittelbar nach der WM wieder nach Minnesota fliegen, wo er seinen Teil zu den Vorbereitungen auf die Hochzeit im Juli leisten muss.

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ÖSTERREICH erreichte Thomas Vanek noch vor dessem Abflug aus den USA. Lesen Sie hier das ausführliche Interview mit dem Superstar.

ÖSTERREICH: Hat es bei der Freigabe für die WM durch die Sabres Probleme gegeben?
Thomas Vanek: Nein, überhaupt nicht. Ich habe persönlich mit Darcy Regier (General Manager Buffalos, Anm.) geredet und er findet es super, dass ich für mein Land spielen will. Er hat mir Glück gewünscht und hofft, dass wir den Aufstieg schaffen.

ÖSTERREICH: Welchen Gegner Österreichs schätzen Sie eigentlich am stärksten ein?
Vanek: Kasachstan wird sicher das stärkste Team stellen, aber natürlich darf man auch die anderen nicht unterschätzen. Alle Teams liegen in unserer Reichweite und es wäre untertrieben, wenn wir uns daheim nicht als Favoriten sehen würden.

ÖSTERREICH: Welche Spieler aus dem österreichischen Team kennen Sie noch?
Vanek: Eigentlich die meisten, da sollte es keine Probleme geben.

ÖSTERREICH: Mit wem würden Sie gerne eine Linie bilden?
Vanek: Das ist mir egal und wird sowieso vom Trainer entschieden. Wir haben ja im Training ein wenig Zeit, um eine gute Abstimmung zu finden. Dann löst sich dieses Problem ganz von alleine.

ÖSTERREICH: Haben Sie das Playoff-Out schon halbwegs verdaut?
Vanek: Noch nicht ganz. Es ist schwer zu realisieren. Wir haben bis zuletzt geglaubt, dass wir das richtige Team haben, um den Aufstieg zu schaffen. Obwohl wir ein sehr junges Team sind, haben wir doch schon sehr viel Erfahrung, immerhin haben wir es in den letzten beiden Jahren bis ins Conference-Finale geschafft.

ÖSTERREICH: Wo müsste sich Buffalo im Sommer verstärken, damit es nächstes Jahr mit den Playoffs wieder klappt?
Vanek: In der Offensive klappt es glaube ich ganz gut. In der Defensive müsste was passieren. Vor allem ein rechter Verteidiger wäre nicht schlecht. Man hat im letzten Spiel gesehen, was es ausmacht, wenn so einer wie Teppo Numminen wieder mit dabei ist. Ansonsten haben wir ja fast nur Linkshänder in der Verteidigung.

ÖSTERREICH: Wie wichtig war der Abschluss-Hattrick gegen Boston für Sie? Gibt das Extra-Motivation für die nächste Saison und die WM?
Vanek: Der Hattrick selbst war nicht wirklich wichtig. Wichtig für das Team war, dass wir ein für uns bedeutungsloses Spiel Ernst genommen und klar gewonnen haben. Das hat gezeigt, dass in unserer Mannschaft sehr viel Charakter steckt.

ÖSTERREICH: Was sagen Sie dazu, dass Derek Roy Ihren Hattrick mit seinem selbstlosen Assist vor dem leeren Tor in der Schlussminute erst möglich gemacht hat?
Vanek: Das hat mich nicht sonderlich überrascht, weil es so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz in der NHL ist, dass man einem Mitspieler in so einer Situation zum Hattrick verhilft. Das hätte ich umgekehrt genauso gemacht.

ÖSTERREICH: Wie sehen Sie Ihre persönliche Entwicklung im vergangenen Jahr?
Vanek: Ich habe natürlich mehr von mir erwartet. Aber vielleicht war es gut, jetzt einmal ein schlechtes Jahr zu haben und daraus lernen zu können. Die Zukunft wird zeigen, ob es mir vielleicht wirklich geholfen hat.

ÖSTERREICH: Nach der All-Star-Pause waren Sie hinter Alex Owetschkin zweitbester Torschütze der NHL. Ärgert Sie da der schwache Start jetzt umso mehr?
Vanek: Es hilft nichts, den vergebenen Chancen aus dem Herbst nachzutrauern. Klar wäre viel mehr möglich gewesen, aber ich bin noch jung und muss daraus lernen. Wichtig ist vor allem, konstanter zu werden.

ÖSTERREICH: Haben Sie sich vielleicht selbst zu viel Druck gemacht?
Vanek: So bin ich eben und Druck werde ich mir immer machen. Das ist meine Persönlichkeit und in der zweiten Saisonhälfte habe ich auch gelernt, damit besser umzugehen.

Interview: Christian Schleifer/ÖSTERREICH

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