Sieg für Gastgeber

Frankreich siegt 2:1 gegen Rumänien

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Spätes Payet-Traumtor verhinderte Frankreichs Fehlstart.

Gastgeber Frankreich hat einen Fehlstart in die Heim-Europameisterschaft in extremis vermieden. Im Eröffnungsspiel siegten die ihren dritten EM-Titel anpeilenden "Bleus" am Freitagabend im Stade de France gegen Rumänien mit 2:1 (0:0). Dimitri Payet gelang erst in der 89. Minute das Siegestor. Der beste Mann auf dem Platz traf mit einem strammen Schuss aus 20 Metern ins Kreuzeck.

Kopfball von Giroud zum 1:0

Die Franzosen waren durch einen Kopfball von Olivier Giroud in der 57. Minute in Führung gegangen, mussten aber kurz darauf den Ausgleich durch einen von Bogdan Stancu verwandelten Foul-Elfmeter (65.) hinnehmen. Der routinierte Patrice Evra hatte zuvor Nicolae Stanciu ungeschickt im Strafraum attackiert. Die Hausherren liefen dann vergeblich an - ehe Payet abzog. In Gruppe A geht es mit der Auftaktrunde am Samstag weiter. In Lens trifft Albanien auf die Schweiz.

Payet mit Traumtor
Der nach seinem Treffer mit Tränen in den Augen ausgetauschten West-Ham-Legionär Payet (29) bewahrte Frankreich am Ende vor einer großen Enttäuschung. Groß sind die Erwartungen der Grande Nation in die Elf von Trainer Didier Deschamps, einen Rückschlag gegen die biederen Rumänen zum Auftakt hatte wohl niemand auf der Rechnung.
 

Start mit Schrecksekunde
Schon der Beginn der Partie hatte für die französischen Fans aber eine Schrecksekunde zu bieten. Stancu tauchte in der 4. Minute nach einem von einem Mitspieler verlängerten Eckball plötzlich allein vor Hugo Lloris auf, konnte Frankreichs Kapitän aber nicht bezwingen. Frankreich offenbarte dabei einmal mehr eine Schwäche bei Standardsituationen. Insgesamt machte die notgedrungen neu formierte Abwehr nicht den sichersten Eindruck.

Rumänien defensiv
Die Rumänen versteckten sich zunächst überraschend nicht. Aufgrund ihrer abwartenden Spielweise schon kritisiert, versuchten die Osteuropäer ihrerseits, Akzente zu setzen. Im Mittelfeld machte der Außenseiter dicht, die Hausherren konnten ihr Angriffs-Trio Dimitri Payet, Antoine Griezmann und Olivier Giroud dadurch nur selten ins Spiel bringen. Paul Pogba versuchte vergeblich, das französische Spiel zu ordnen.

Giroud vergibt Chancen
Immerhin sorgte Giroud nach zehn Minuten per Kopf für Torgefahr, vier Minuten später traf der etwas glücklich an den Ball gekommene Griezmann per Kopf die Stange. Rumänien musste sich vermehrt darauf verlegen, die Räume in der eigenen Spielhälfte dicht zu machen. Frankreich kam besser in die Partie, ein Griezmann-Flachschuss verfehlte das Gehäuse knapp (36.). Als der ungarische Referee Viktor Kassai zur Pause pfiff, hatten "Les Bleus" aber im Gegensatz zum Gegner keinen Schuss auf das gegnerische Tor zustande gebracht. Die Rumänen hatten auch nach Seitenwechsel den besseren Start. Frankreichs Abseitsfalle schnappte nicht zu, Stancu versuchte es dieses Mal per Volley, traf den Ball aber nicht optimal (48.). Trainer Anghel Iordanescu haderte an der Seitenlinie.

Frankreich verdienter Sieger
Frankreich übernahm danach jedoch wieder das Kommando - und wurde belohnt. Nach einer Flanke von Payet machte Rumäniens Schlussmann Ciprian Tatarusanu nicht die beste Figur, Giroud köpfelte ein. Das Stade de France bebte. Noch während sich die Heimfans aber über die Führung freuten, beendete ein Pfiff von Kassai die Euphorie. Evra hatte bei Stanciu eingehakt, Stancu verwertete den Elfer zwar nicht platziert, aber scharf. Frankreich war wenige Minuten nach dem scheinbar befreienden 1:0 wieder gefordert. Deschamps brachte Kingsley Coman für Griezmann, später mit Anthony Martial für Pogba den nächsten Jungstar. Die Rumänen verteidigten danach zunächst erfolgreich, ehe Payet für die Blauen zuschlug.

Der Live-Ticker mit allen Spielinfos hier zum Nachlesen.

EM-Start: Frankreich gegen Rumänien

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Das Team der EURO-Abwesenden

Der Slowene spielte beim Champions-League-Finalisten Atletico Madrid in seinem zweiten Jahr eine bärenstarke Saison. Mit nur 18 Gegentreffern unterbot er den bisherigen Rekord in der spanischen Primera Divison und wurde mit der Zamora-Trophäe für den besten Torhüter geehrt. Der slowenischen Nationalmannschaft vermochte der 23-Jährige aber nicht zur zweiten EM-Qualifikation nach 2000 zu verhelfen. In der Barrage setzte sich die Ukraine in zwei Spielen durch

Der Rechtsverteidiger wäre im Team von EM-Titelverteidiger Spanien wohl gesetzt gewesen. Im Champions-League-Finale verletzte sich der Real-Madrid-Profi aber bereits nach wenigen Minuten. Der 24-Jährige muss wegen einer Blessur der Hüftmuskulatur zumindest noch zwei Wochen pausieren - für Teamchef Vicente del Bosque ein zu langer Zeitraum, um eine Nominierung zu riskieren. Erster Ersatzkandidat ist nun Juanfran vom Stadtrivalen Atletico.

Der Kapitän von Manchester City ist auch bei den "Roten Teufel" der unumschränkte Leader. Sein Ausfall wegen einer Oberschenkelverletzung traf die Belgier besonders hart, da mit Björn Engels, Nicolas Lombaerts und Dedryck Boyata noch drei weitere Innenverteidiger nicht zur Verfügung stehen. Auf die faule Haut wird sich Kompany während der EURO aber nicht legen, er verstärkt nämlich das Expertenteam der britischen BBC in Paris.

Varane vergrößerte wenige Wochen vor dem Turnierstart die Sorgen von Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps. Der junge Innenverteidiger von Real Madrid galt in seinem Konzept als Chef der Hintermannschaft, die den Alleskönnern in der Offensive den Rücken freihalten soll. Der 23-Jährige zog sich wenige Tage vor dem Champions-League-Finale ebenfalls eine schwere Muskelverletzung im Oberschenkel zu.

Blind war der erklärte Wunschspieler von Louis van Gaal, als dieser vor zwei Jahren als Trainer bei Manchester United anheuerte. Er holte den Defensiv-Allrounder in die Premier League, nachdem er zuvor bei der Weltmeisterschaft in Brasilien einer der Leistungsträger der Niederländer auf dem Weg zu Bronze war. Knapp eineinhalb Jahre später blieb Blind mit "Oranje", die mittlerweile sein Vater als Trainer übernommen hat, in der EM-Qualifikation bereits in der Gruppenphase hängen.

Dem genialen Hirn der Italiener wurde sein Wechsel über den Atlantik zum Verhängnis. Seit dem Transfer zu New York City FC wurde er von Teamchef Antonio Conte lediglich einmal eingesetzt, im September 2015 im EM-Quali-Match gegen Malta. Der Trainer machte nie ein Hehl daraus, dass er vom Niveau in der MLS wenig begeistert ist, was Pirlos Chancen von vornherein schmälerte. In Italien hat die Nicht-Berücksichtigung des 37-Jährigen dennoch breite Kritik hervorgerufen.

Die Karriere Gündogans im deutschen A-Nationalteam steht wahrlich unter keinem guten Stern. Aufgrund eines komplizierten Nervenleidens fand bereits die Weltmeisterschaft 2014 ohne den langjährigen Dortmunder statt, nun musste er wegen einer Luxation der Kniescheibe absagen. Erst 16 Spiele hat Gündogan für die Mannschaft von Trainer Joachim Löw seit absolviert. Mit 1. Juli wechselt er zu Manchester City in die Premier League.

Verratti ist für viele der designierter Nachfolger von Pirlo im Mittelfeld der "Azzurri". Der 23-Jährige vom französischen Serienmeister Paris St. Germain plagte sich bereits die gesamte Saison mit einer schmerzenden Leiste herum und musste schließlich w.o. geben. Eine Operation in Doha ließ sich nicht länger aufschieben. So wird dem italienischen Spiel in Frankreich ein zweiter wichtiger Impulsgeber fehlen.

Auch der gefürchtete Flügelflitzer, der bei der Weltmeisterschaft in Brasilien zu den besten Spielern zählte, scheiterte mit den Niederlanden in der Qualifikation. Und falls es anders gekommen wäre, wäre hinter der Einsatzfähigkeit des 32-Jährigen in Frankreich ohnedies ein großes Fragezeichen zu setzen gewesen. Beim FC Bayern bestritt Robben wegen diverser Wehwehchen heuer nur 22 Pflichtspiele.

Der wertvollste und bekannteste EURO-Abwesende ist Benzema, dessen Fehlen wegen seiner Verwicklung in eine bizarre Erpressungsaffäre bereits seit langem absehbar war. Für seinen Status sorgte der Real-Madrid-Star auch selbst - etwa mit einem "Marca"-Interview, in dem er den Rassismus in Frankreich für seinen Ausschluss aus dem Team verantwortlich machte. Alle Vorzeichen verheißen, dass er der "Equipe Tricolore" nicht abgehen wird.

Siehe Gündogan. Verpasste der Blondschopf die WM 2014 wegen einer Fußverletzung, rutschte er ausgerechnet an seinem 27. Geburtstag wegen einer Schambeinentzündung aus dem endgültigen EM-Aufgebot. Der giftige und torgefährliche Linksaußen, der Borussia Dortmund bald ebenfalls in Richtung England verlassen könnte, kann die freie Zeit nun für die Arbeit an seinem Führerschein gewinnbringend nutzen.

EM-Start: Frankreich gegen Rumänien

Farbenfrohe Eröffnungsfeier