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 Bayern-Coach Carlo Ancelotti: "Sind noch nicht tot."

Cristiano Ronaldo hat den Triple-Träumen des FC Bayern einen herben Dämpfer versetzt. Mit zwei Treffern besiegelt der Weltfußballer den 2:1-Hinspielsieg von Real Madrid im Viertelfinale in München. Ronaldo avancierte damit zum ersten Spieler überhaupt, der in UEFA-Clubbewerben 100 Tore erzielt hat. Doch neben dem treffsicheren Portugiesen gibt es noch andere Gründe für die Niederlage.

Die Bayern konnten vor allem ihren Topstürmer Robert Lewandowski nicht ersetzen. Dazu fehlte mit Hummels ein weiterer wichtiger Spieler. Ein vergebener Elfer, der Ausschluss von Martinez und die spielerische Überlegenheit, die das "weiße Ballett" in Überzahl auf dem Rasen zeigte, taten ihr Übriges.

Ohne den an der Schulter verletzten Lewandowski fehlte den Bayern die Durchschlagskraft in der Offensive. Dabei sah es für Alab und Co in der Nachspielzeit der ersten Spielhälfte blendend aus. Dem zunächst zur Münchner Führung erfolgreichen Arturo Vidal versagten vom Elferpunkt aber die Nerven. Titelverteidiger Real drehte das 0:1 dann nach Seitenwechsel.

Ronaldo mit 100. Europacup-Tor
"Fußball ist wie eine Wundertüte. Fünf Minuten können alles ändern", sagte der vor der Pause kaum sichtbare Ronaldo nach der Partie. In der 47. Minute verwertete er zunächst volley zum Ausgleich, für den Stürmer war es sein erster Champions-League-Treffer seit September bzw. einer Schaffenspause von 659 Minuten. Von einer Torflaute beim Portugiesen in der Königsklasse war schon zu lesen gewesen.

Dass Ronaldo in der 77. Minute zur endgültigen Wende nachlegte, war ganz nach seinem Geschmack. "Er hat wieder alle Zweifler eines Besseren belehrt", meinte Teamkollege Marcelo. An Reals Megastar perlten die Fragen nach Kritik förmlich ab. "Wer hat an mir gezweifelt? Diese Zweifel sind nicht bis zu mir vorgedrungen", betonte Ronaldo.

Es passte aber zum Naturell des Europameisters, dass er ob der Überlegenheit der Madrilenen nach Gelb-Rot für Bayerns Javi Martinez (61.) nicht gänzlich zufrieden war. "Er war glücklich, aber nicht übertrieben, weil wir noch ein drittes Tor erzielen hätten können. So ehrgeizig ist er", berichtete Reals Trainer Zinédine Zidane.

Neuer hält Bayern im Spiel
"Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis, aber wir hätten gerne noch deutlicher gewonnen", führte der Franzose aus. Die Überlegenheit seiner Elf war nach dem Ausschluss von Martinez eklatant. Der danach in der Innenverteidigung spielende David Alaba hing wie seine Münchner Teamkollegen in den Seilen. Einzig Manuel Neuer war es lange zu verdanken, dass Real das 2:1 zunächst nicht gelang - ehe Ronaldo den Welttorhüter doch noch einmal bezwang.

Nach 16 Heimsiegen in Europas Königsklasse in Folge kassierten die Bayern gegen Real die erste Niederlage seit drei Jahren - damals hatten die "Königlichen" unter Carlo Ancelotti mit 4:0 triumphiert. Der nun bei den Bayern auf der Bank sitzende Italiener betonte: "Wir sind noch nicht tot. Wir haben noch 90 Minuten." Eine Meinung, die auch Neuer vertrat. "Wir glauben daran, dass wir es noch schaffen können."

Ohne einen Coup am kommenden Dienstag im Estadio Santiago Bernabéu sind die Triple-Träume des designierten deutschen Meisters jedoch vorbei. Zuletzt erreichten die Münchner in der Saison 2010/11 nicht das Halbfinale. Ancelotti beklagte mit Blick auf die dominante erste Halbzeit "fehlende Effizienz", der Ausschluss habe es nicht leichter gemacht. "Kleine Details haben entschieden."

Lewandowski nicht zu ersetzen
Ein nicht unwesentliches Detail war die Absenz von Lewandowski. Der erst von einer Sprunggelenksverletzung genesene Thomas Müller konnte den Star-Angreifer nicht gleichwertig ersetzen. Lewandowski soll im Rückspiel wieder voll fit dabei sein. Ob der ebenfalls verletzte Mats Hummels in Madrid einlaufen wird, bleibt hingegen unsicher. Ohne Martinez und Hummels hat der FCB nur noch Jérôme Boateng als etatmäßigen Innenverteidiger im Kader. Alaba würde wohl erneut in der zentralen Defensive gefordert sein.

Eine positive Bilanz konnte in München einzig die lokale Polizeibehörde ziehen. Abgesehen von einigen üblichen Vorfällen sei der Abend "komplett ereignislos" verlaufen, berichtete ein Sprecher. Nach dem Angriff auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund am Dienstagabend waren in München 450 statt der ursprünglich geplanten 370 Polizisten im Einsatz.

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