Nach der Kapitäns-Diskussionen gab Arnautovic auf dem Platz die Antwort.
Dem Nations-League-Match gegen Nordirland hat ein österreichischer Fußball-Teamspieler den Stempel aufgedrückt, der schon im Vorfeld in aller Munde gewesen war. Marko Arnautovic schoss am Freitag im Wiener Happel-Stadion das Tor zum 1:0-Sieg und gab damit in der Diskussion um die Kapitänsrolle sein persönliches Statement ab.
Der Wirbel um die angebliche Skepsis mancher ÖFB-Präsidiumsmitglieder, was die Eignung des West-Ham-Profis als Spielführer betrifft, ließ den Wiener nach eigenen Angaben ohnehin kalt. "Das hat alle beschäftigt, mich aber nicht", erklärte Arnautovic.
"Ehre"
Über seine neuerliche Nominierung als Kapitän erfuhr der 29-Jährige von Teamchef Franco Foda erst am Freitag. "Es war wieder eine Ehre für mich." Arnautovic hatte die Schleife schon vor einem Monat beim 0:1 in Bosnien-Herzegowina getragen.
Sein danach in einem Instagram-Posting festgehaltenes nächtliches Treffen mit Bosnien-Star Edin Dzeko soll in gewissen Kreisen für Unmut gesorgt haben. "Ich denke, ich habe meine Leistung gebracht und den Punkt hinter das alles gesetzt", sagte Arnautovic.
Keine Genugtuung
Als einen besonders reizvollen Moment wollte er seinen Treffer nicht bezeichnen. "Wurscht, ob es emotional war, es ist gleichgültig. Ich habe mich gefreut, dass ich das Tor gemacht habe, ich habe mich gefreut für die Mannschaft, weil die hat wirklich sehr hart gearbeitet." Spezielle Genugtuung habe er nicht verspürt. "Ich habe schon genug Gutes getan im Nationalteam, ich brauche nichts mehr beweisen."
Allerdings ließ die Reaktion unmittelbar nach dem Tor darauf schließen, dass sein 20. Tor im 75. Länderspiel für ihn vielleicht doch ein besonderes war. Arnautovic riss sich die Schleife vom Oberarm und zeigte sie unter anderem in Richtung VIP- und Medien-Tribüne. Wem diese Geste gegolten hat, ließ er offen. "Die Tribüne war voll, such' dir einen aus", sagte der England-Legionär zu den Journalisten.
Bei so viel Adrenalin traten die Knieprobleme in den Hintergrund. "Ich fühle mich wie 20, egal, wie viele Schmerzen ich habe. Ich habe Schmerzen, ich habe Probleme im Knie, aber das hält mich nicht auf."
Reist Arnautovic ab?
Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass Arnautovic zwecks Schonung für das Premier-League-Match am Samstag gegen Tottenham das ÖFB-Camp früher verlässt. An seiner Stelle könnte am Dienstag im Testmatch in Herning gegen Dänemark Sebastian Prödl als Kapitän fungieren.
Der Steirer freute sich mit Arnautovic: "Unser Matchplan hatte den Inhalt, dass Marko das entscheidende Tor macht und diese Diskussion, die unnötig aufkam, auch klipp und klar beendet und einen Schlussstrich darunter zieht."
Die Kapitäns-Diskussionen haben die ÖFB-Auswahl laut Prödl "überhaupt nicht tangiert. Es war für uns schon vor dem Spieltag ad acta gelegt. Wir haben es kurz angesprochen, kurz abgehakt und in den Matchplan aufgenommen, dass Marko das gleich selber regeln soll."
Dieser Plan ging auf - auch deshalb, weil das Team im Vergleich zum 0:1 in Zenica abgeklärter agierte. "Es war weitaus routinierter als in Bosnien", erklärte Prödl. "Wir hatten mehr Chancen und mehr Zuversicht, das Match zu gewinnen."
Der 31-Jährige freute sich über die engagierte Spielweise seiner Mannschaft: "Wir waren extrem gut, extrem gallig in den Zweikämpfen, und dann hat sich die spielerische Qualität durchgesetzt."
Auch für Arnautovic hat das bessere Team gewonnen. "Ausschlaggebend ist, dass wir das Spiel 95 Minuten dominiert haben, das steht außer Frage." Der ÖFB-Star beklagte die mangelnde Bereitschaft der Nordiren, in der Offensive Akzente zu setzen. "Man hat gesehen, dass sie keineswegs Fußball spielen wollten. Sie wollten mit Ach und Krach nach vorne auf den zweiten Ball."
Dennoch hätte es für die Gäste fast zu einem Punkt gereicht, doch der Kopfball von Will Grigg sprang im Finish von der Stange in die Arme von Goalie Heinz Lindner. "Das war das Glück, das dann auch dazugehört, aber durch so eine Leistung verdient man sich auch das Glück. Das, was wir in Bosnien Pech gehabt haben, haben wir heute Glück gehabt", meinte der Oberösterreicher.
Ansonsten ließen seine Kollegen auf dem ungewohnt holprigen Rasen des Happel-Stadions wenig Chancen zu - die erstmals seit dem 27. März beim 4:0 in Luxemburg eingesetzte Viererkette hielt weitgehend dicht, was Martin Hinteregger zufriedenstellte. "Wir wissen, dass wir in der Fünferkette gut funktionieren, aber auch in der Viererkette gegen gute Mannschaften gut mithalten können", resümierte der Kärntner Innenverteidiger.