Eine Anzeige und ein Organmandat während des Finalspiels.
Am Ende hat die Ottakringer Straße dem Fußball-Vize-Weltmeister applaudiert. Unzählige Fans, die am Sonntag die Lokale in der inoffiziellen kroatischen "Fanzone" stadtauswärts des Gürtels gestürmt hatten, waren nach dem 2:4 ihrer Lieblinge gegen Frankreich zwar enttäuscht, aber gefasst. Der Applaus für die Verlierer kam von Herzen.
Der Optimismus, der vor Anpfiff bei den kroatischen Fans geherrscht hatte, schien beim frenetisch bejubelten Ausgleich zum 1:1 berechtigt zu sein. Ob da die Hohe Warte ein leichtes Erdbeben im nahen Ottakring registriert hat, war zumindest am Sonntagabend nicht bekannt. Danach wurde es zunehmend ruhiger in den Lokalen, zogen Les Bleus doch auf 4:1 davon. Der späte Anschlusstreffer Kroatiens wurde dann noch einmal gefeiert.
Die Wiener Polizei hatte anlässlich des Finalspiels wieder 350 Beamtinnen und Beamte verschiedener Einheiten aufgeboten. Für die somit stark präsenten Einsatzkräfte blieb es jedenfalls in den letztlich 95 Spielminuten ruhig. "Eine Anzeige wegen Anstandsverletzung und Ordnungsstörung, ein Organmandat nach dem Antigesichtsverhüllungsgesetz", sagte Polizeisprecher Harald Söros zur APA.
Keine Feiern nach Niederlage
Die Ottakringer Straße war am Sonntagnachmittag und -abend ein letztes Mal bei diesem WM-Turnier eine große "Fanzone" und im Abschnitt von der Veronikagasse bis zur Kalvarienberggasse auch "verkehrsberuhigt". Die Straßenbahnlinie 44 verkehrte ebenfalls nicht. Dass der Abschnitt nach Spielschluss nicht auch zur Partyzone wurde, lag am Ergebnis.
Dem Applaus für die Vize-Weltmeister folgten dennoch kroatische Gesänge der Fans in dem Wiener Außenbezirk, die gar nicht so traurig klangen, wie man vielleicht vermutet hätte. "Schade, aber Frankreich war heute besser", meinte ein Jugendlicher fair. Und Dubravka, die schon vor dem Spiel zur APA gesagt hatte, dass die Weltmeisterschaft selbst bei einer finalen Niederlage ein Erfolg sei, unterstrich dies nach dem Schlusspfiff. "Der zweite Platz ist auch super."
In der Zwischenzeit flitzte ein nur mit einer Unterhose - selbstverständlich in den kroatischen Farben - bekleideter Fan durch die Menge vor einem Cafe. Dass Shirts, Dressen und Kappen mit dem geschachten rot-weiß aus dem Wappen des Vier-Millionen-Einwohner-Landes noch einmal das Bild in der Ottakringer Straße bestimmten, kam wenig überraschend.