Hajo Seppelt

Dopingexperte erhält kein Visum für WM

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Seppelt: 'Das ist ein politischer Akt seitens der Russen und das hat eine medienpolitische Dimension.'

Russland hat dem ARD-Journalisten Hajo Seppelt das Visum für die Fußball-WM vom 14. Juni bis 15. Juli verweigert. Seppelt ist vor allem durch seine Beiträge zum Thema Doping bekannt geworden. Dieser Eingriff in die Pressefreiheit ruft in Deutschland Kritik hervor und hat auch die dortige Bundesregierung auf den Plan gerufen.
 

Empörung

Dies sei ein "denkbar schlechter Vorbote für eine objektive und unabhängige Berichterstattung" über die WM, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Stephan Mayer, der ARD. Der für den Sport zuständige CSU-Politiker forderte Russland auf, diesen Schritt rückgängig zu machen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, man bemühe sich, die Hintergründe aufzuklären, "und werde gegebenenfalls auch das Gespräch mit der russischen Seite suchen".
 
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) zeigte sich ebenfalls empört und forderte ein Machtwort vom Fußball-Weltverband. "Die FIFA muss die Entscheidung Russlands anprangern und sich dafür einsetzen, dass Hajo Seppelt zur WM-Berichterstattung nach Russland einreisen kann."
 

Einschnitt in Pressefreiheit

Das Ganze sei natürlich ein enormer Einschnitt in die Pressefreiheit und zeige, dass es der russischen Regierung darum gehe, kritische Stimmen mundtot zu machen, meinte Frank Überall, der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes. "Angesichts der Tatsache, dass er die Dopingfälle in Russland öffentlich gemacht hat, kann man davon ausgehen, dass es sich um einen Rachefeldzug handelt."
 
Die FIFA erklärte auf dpa-Anfrage, dass Seppelt eine Akkreditierung für das WM-Turnier gewährt worden sei. Nun warte man auf Informationen aus Russland. Die Pressefreiheit sei für die FIFA von überragender Wichtigkeit. "Wir streben immer an, Medienvertretern die besten Voraussetzungen zur Berichterstattung über alle FIFA-Turniere zu bieten."
 
Seppelt ist durch seine Beiträge zum Thema Doping bekannt geworden, die seit 2009 im Ersten ausgestrahlt werden. Er trug damit maßgeblich dazu bei, das russische Doping-System aufzudecken. "Das ist ein politischer Akt seitens der Russen und das hat eine medienpolitische Dimension. Ich finde, dass die Politik sich dazu positionieren muss", sagte Seppelt dem Internetportal "Salonkolumnisten.com".
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