24 Stunden von Le Mans

Audi feiert den zehnten Sieg

Teilen

Alex Wurz (Peugeot) vergab die Chance auf einen Sieg bei einem Ausritt.

Nach einer emotionalen Achterbahnfahrt mit zwei Horrorunfällen hat der Deutsche Andre Lotterer dem deutschen Autobauer Audi den zehnten Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans seit 2000 beschert. Unbeeindruckt von den schweren Crashes seiner Teamkollegen Allan McNish und Mike Rockenfeller verteidigte der 29-Jährige mit dem letzten im Rennen verbliebenen R18 TDI die Führung in einem packenden Finale vor vier Peugeots 908 erfolgreich. Alexander Wurz vergab die Chance auf seinen dritten Sieg durch einen Ausritt und wurde Vierter.

Nach insgesamt 354 Runden auf dem 13,629 Kilometer langen Circuit de la Sarthe hatten Lotterer, Benoit Treluyer (FRA) und Marcel Fässler (SUI) 13,854 Sekunden Vorsprung auf Simon Pagenaud, Sebastien Bourdais und Pedro Lamy.

Der Niederösterreicher Wurz vergab durch einen Ausritt gut fünf Stunden vor Schluss die Chance auf seinen dritten Sieg nach 1996 und 2009. Durch die Reparatur des Peugeot 908 büßte man vier Runden ein, gemeinsam mit Anthony Davidson und Marc Gene (GBR/ESP) blieb nur der vierte Platz, zwei Runden hinter dem Markenkollegen Nicolas Minassian.

Kurz vor zehn Uhr am Sonntagvormittag kam Wurz von der Strecke ab. "Ich habe hart gepusht, war 50 Zentimeter von der Linie weg, dann ist mir das Talent ausgegangen", sagte der 37-Jährige und suchte nicht nach Ausflüchten. Beim Anprall wurde die rechte Vorderseite beschädigt, der frühere Formel-1-Pilot rettete sich in die Box, die Chance auf den Sieg war aber dahin.

"Das war mein erster Fahrfehler seit 2008", erklärte Wurz. "So ist das Leben, jetzt können wir nur noch zuschauen, wie die anderen um den Sieg fahren." Die schweren Unfälle der Spitzenteams verliefen zum Glück glimpflich. Nachdem bei McNish bereits früh Entwarnung gegeben worden war, durfte Rockenfeller das Krankenhaus in Le Mans am Sonntagvormittag wieder verlassen. Beide zogen sich keine schwereren Verletzungen zu, was angesichts der Bilder wie ein Wunder wirkte. "Noch vor einigen Jahren hätte ich jetzt nicht hier sitzen und mit ihnen sprechen können", sagte McNish am Sonntag bei einer Pressekonferenz und dankte den Audi-Ingenieuren, die für eine sichere Fahrerzelle gesorgt hatten.

Der zweimalige Le-Mans-Sieger McNish war nach einer Kollision in die Reifenstapel eingeschlagen, Teile seines Autos schleuderten unmittelbar vor den Zuschauern durch die Luft. Fotografen und Streckenposten warfen sich auf den Boden. Nur um Haaresbreite entging Le Mans, wo auf den Tag genau vor 56 Jahren beim bisher schlimmsten Unglück im Motorsport über 80 Zuschauer und ein Fahrer ums Leben gekommen waren, einer Katastrophe.

"Da hast du keine Gefühle. Du weißt im ersten Moment nicht mal, dass es ein Unfall ist. Du wartest nur, dass es endlich aufhört", sagte McNish über seinen böse aussehenden Crash. Als man ihn gefragt habe, ob er okay sei, habe er ein paar Scherze gemacht. "Da wusste ich noch nicht, wie das Auto aussah", meinte der 41-jährige Schotte zu dem Trümmerhaufen, der von seinem Wagen übrig geblieben war.

Kaum war der erste Schock einigermaßen überstanden, erwischte es kurz vor Mitternacht in der 117. Runde Rockenfeller. Bei einem Überholmanöver mit über 300 Stundenkilometern in der Indianapolis-Passage berührte er wie schon McNish bei seinem Crash einen vor ihm fahrenden Ferrari der langsameren GT-Klasse. Der Audi des DTM-Piloten krachte in die Leitplanken, wieder schwirrten Teile des Autos wie Geschosse durch die Luft. Übrig blieb in der Nacht von Le Mans ein völlig zerstörtes Auto.

Nach bangen Minuten gaben die Veranstalter erste Entwarnung: Rockenfeller schaffte es aus eigener Kraft aus dem zerstörten Audi. Dass man sich in Ingolstadt für ein geschlossenes Cockpit entschieden hatte, nachdem die Prototypen der vergangenen Jahre immer als Cabrio dahergekommen waren, hat die beiden verunglückten Piloten möglicherweise vor Schlimmerem bewahrt.

Von einem Unfall betroffen war auch der Porsche von Horst Felbermayr jun. Nach einer Kollision mit einer Corvette, musste der Oberösterreicher in ein Spital transportiert werden.

Der ehemalige Vorarlberger Formel-1-Pilot Christian Klien (Aston Martin) schied aus, Dominik Kraihamer musste nach einem Unfall mit einem Oreca (LMP2-Klasse) aufgeben. Richard Lietz klassierte sich mit einem Porsche 911 RSR des Felbermayr-Teams in der GTEPro-Klasse an der vierten Stelle.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.