GP v. Aserbaidschan

Eiertanz um Stallorder bei McLaren

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Mit nur noch 62 Punkten Rückstand auf Max Verstappen (Red Bull) kommt Lando Norris zum Aserbaidschan-GP nach Baku (Sonntag, 13 Uhr/ServusTV). Das bringt dessen McLaren-Rennstall in ein echtes Dilemma.

WM-Leader Verstappen hat zwar heuer schon sieben Rennen gewonnen und war zwischenzeitig 80 Punkte vorn. Doch seit sechs Rennen hat der Holländer die Sieglos-Seuche. Der ärgste Widersacher von Norris sitzt im zweiten McLaren: Oscar Piastri, der als WM-Vierter 106 Punkte hinter Verstappen lauert.

Das stürzt McLaren, wo man beide Piloten bis jetzt bedingungslos gegeneinander fahren ließ, in ein Dilemma: Ungarn-Sieger Piastri schnappt Norris immer wieder wichtige Punkte weg - zuletzt in Monza als Zweiter hinter Charles Leclerc (Ferrari).

Acht Rennen vor Schluss denkt McLaren plötzlich an eine Stallorder. Für Teamchef Andrea Stella ein Eiertanz: "Das oberste Prinzip ist, zu gewinnen. Aber wir wollen es auf die richtige Weise tun. Wir unterstützen Lando, aber ohne zu sehr gegen unsere Team-Prinzipien vorzugehen."

Auf BBC betonte Stella, eine Wiederholung von Monza vermeiden zu wollen, als Verstappen nur Sechster geworden war und Norris Punkte hergeschenkt hat. Gespräche mit den beiden Fahrern seien konstruktiv gewesen. Stella: "Sogar als ich Oscar gefragt habe, ob er in so einem Fall auf einen Sieg verzichten würde, hat er gesagt, dass es zwar schmerzvoll sei, aber er würde es machen. Wir kämpfen gegen Max Verstappen. Also denke ich, wenn wir einen Fahrer unterstützen wollen, müssen wir den auswählen, der in der besten Position ist."

Norris will Verstappen Titel aus eigener Kraft abjagen

Wie es dann auf der Strecke aussieht, wird sich weisen. Norris jedenfalls erklärte, "volles Vertrauen in die Mannschaft" zu haben. Noch kann der 24-Jährige den Titel auch aus eigener Kraft holen, wenn er nämlich alle Rennen inklusive der drei noch ausständigen Sprints gewinnt und zudem noch die eine oder andere schnellste Runde dreht. Bei der Dichte vorne mit Ferrari und Mercedes scheint das aber unrealistisch. "Ich würde nicht sagen, dass uns die Zeit davonläuft, aber sie schleicht so langsam dahin", sagte Norris daher. Es gehe darum, jede Kleinigkeit zu optimieren.

McLaren-Boss Zak Brown hofft auf 1. Konstrukteurs-Titel seit 1988

Für McLaren-Boss Zak Brown scheint die Konstrukteurs-WM Priorität zu haben, da geht es um die Verteilung der Milliarden-Einnahmen. Es wäre der erste Teamtitel seit 1998. 104 Zähler mehr fuhr das McLaren-Duo in den Europa-Rennen mehr ein als Verstappen und dessen Stallgefährte Sergio Pérez. Brown daher: "Wir haben immer drauf gesetzt, zwei Nummer-eins-Fahrer zu haben, so war der Weg von McLaren." So war es auch einst mit den Ex-Weltmeistern Ayrton Senna und Alain Prost im Team. Negativer Höhepunkt war da die Kollision im WM-Finale 1989.

Baku wird voraussichtlich aber wieder mehr als ein Duell McLaren gegen Red Bull, auch wenn die "Roten Bullen" auf dem seit 2016 befahrenen Stadtkurs bisher am erfolgreichsten waren und zuletzt mit Verstappen und zweimal Pérez dreimal in Folge gewonnen haben. Doch die vergangenen drei Pole Positions am Kaspischen Meer gingen an Leclerc, und der Monegasse ist außer mit Ferrari im Team-Rennen auch in der Fahrer-WM noch dabei. 86 Zähler trennen ihn von Verstappen, bloß 24 von Norris. Freilich nur zweimal wurde auf dem 6-km-Kurs von der Pole Position aus gewonnen.

"Wir haben da immer gut mitgehalten, und es ist eine von Charles' Lieblingsstrecken", meinte Ferrari-Teamchef Fred Vasseur zuversichtlich. "Nach unserem Sieg in Monza sind wir obenauf, und das wollen wir so beibehalten." Auch Ferrari-Ersatzfahrer Oliver Bearman wird starten, aber in einem Haas. Der Brite ersetzt Kevin Magnussen, da der Däne wegen zu vieler Strafpunkte das eine Rennen pausieren muss. Bearman wird nächstes Jahr im Haas-Cockpit sitzen, heuer in Melbourne war er schon bei Ferrari für Carlos Sainz eingesprungen und hat gleich sechs Zähler geholt.

Bisher nur Red-Bull- und Mercedes-Siege in Baku

Außer Red Bull hat bisher nur Mercedes in Baku gewonnen. Mit 154 Punkten Rückstand auf Ferrari ist nach schwächerem Rennen in Zandvoort und Monza die Konstrukteurs-WM für "die Silbernen" aber wohl kein Thema mehr. "Wir wollen in Baku besser abschneiden", gab Teamchef Toto Wolff daher als Ziel aus. "Jetzt haben wir die Chance zu zeigen, dass wir die notwendigen Lehren daraus gezogen und Verbesserungen vorgenommen haben." Das gelte für Baku, und auch für nächste Woche in Singapur. Wolff: "Beide Strecken sind anspruchsvoll."

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