Vettel im Zillertal

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Sebastian Vettel, aktuell Fünfter der Formel-1-WM und von vielen als künftiger Weltmeister gehandelt, hat am Samstag in Zillertal für Begeisterung gesorgt. Sein Kommen zu Heinz Kinigadners 5. "Fullgas Day" in Uderns wurde von Zehntausenden Fans bejubelt. Allen voran von Gerhard Berger, unter dessen Führung Vettel 2008 noch beim Außenseiterteam Toro Rosso seinen ersten GP-Sieg gefeiert hatte.

"Seit ich bei Toro Rosso Sebastians Fähigkeiten kennengelernt habe ist mir klar, dass er ab dem Moment, in dem er in einem siegfähigen Auto sitzt, für den WM-Titel infrage kommt", sieht auch der 50-jährige Exrennfahrer Berger den nun bereits sechsfachen GP-Sieger aus Hessen als baldigen Champ. Denn seit Vettel für Red Bull Racing fährt, sitzt er in einem der besten Formel-1-Autos überhaupt.

Wäre nicht Brawn-GP mit dem Doppeldiffusor im Vorjahr ein Geniestreich gelungen, vielleicht hätte Vettel bereits 2009 den Titel geholt. Umso mehr schmerzt es, dass der nunmehrige Vizeweltmeister mit dem noch besser gewordenen RB6 zwar in allen vier bisherigen Saisonläufen Pole geholt, aber "nur" ein Rennen (Malaysia) gewonnen hat.

Die WM-Hatz 2010 geht aber über gleich 19 Runden und mit dem neuen Punkteschema ist bei 15 Zählern Rückstand für Vettel in der WM noch alles drin. Vettel ist zuversichtlich, dass sich RBR beim Europa-Auftakt erneut stark zeigen wird. Zwar werden alle Spitzen-Teams dort mit praktisch neuen Autos antreten, "aber insgesamt wird sich das Kräfteverhältnis wohl nicht verschieben", ist Vettel überzeugt, dass McLaren, Ferrari, Red Bull aber auch Mercedes weiterhin das Geschehen dominieren werden.

Was seinen "Luscious Liz" getauften RB6 (Vettel: "Ich könnte mir nicht vorstellen mein Auto Uwe zu nennen") betrifft, gibt sich der Deutsche mit dem Bubi-Gesicht und dem Löwen-Herzen hoffnungsfroh. "Da bin ich wirklich zuversichtlich. Denn da werden einige große Dinge neu sein, auch wenn man sie von außen nicht erkennen wird", deutete Vettel an, dass auch der runderneuerte Red-Bull-Renner ein Siegerauto sein wird. "Die Frage ist halt, was die anderen alles so auspacken."

In Barcelona noch nicht bringen wird Red Bull das Luftschachtsystem, mit dem McLaren bisher für Furore gesorgt hat. Dabei hält der Fahrer auf der Geraden mit Arm oder Knie ein Loch im Cockpit zu, der Luftstrom zum Heckflügel reißt ab und das Auto ist schneller. "Eine sehr clevere Idee", so Vettel. "Es wird nicht einfach, das so zu kopieren, dass es auch funktioniert." In den nächsten zwei bis drei Rennen sollte laut Vettel aber auch RBR über ein ähnliches System verfügen.

Dass man dafür beim austro-englischen Rennstall (Vettel: "Im Herzen sind wir ein österreichisches Team") über ein (verbotenes, Anm.) verstellbares Fahrwerk verfügt, bestritt der Rennfahrer vehement. "Das ist eine absolute Ente. Die FIA hat unser Auto oft genug gecheckt deshalb."

Dass man nicht wie Brawn-GP im Vorjahr den technischen Vorsprung zu Saisonbeginn konsequent in Seriensiege umgesetzt hat, schmerzt freilich. Für wirklich vergleichbar hält Vettel die Situation aber nicht. "Wir hatten zwar viermal Pole, es war aber jedes Mal sehr knapp während Brawn im Vorjahr deutlich vor allen anderen war. Von einer wirklichen Dominanz unsererseits kann man also nicht wirklich sprechen", relativierte der immer noch "Winterpelz" ("Mein Friseur ist aber nicht gestorben") tragende Deutsche.

Die wichtigste Erkenntnis nach vier Rennen sei vielmehr, "dass unser Auto eines der schnellsten ist und wir ganz vorne dabei sein können. Die Rennen liefen zwar nicht ganz nach unserem Geschmack und waren chaotisch. Die Punkte, die wir mitgenommen haben, könnten aber noch sehr wichtig werden."

Nach der langen Pause seit China wärmte der deutsche Jungstar jedenfalls mit Österreich-Tagen für den Europa-Start auf. Bis in die Abendstunden blieb er am Samstag im Zillertal. Sonntag feierte er mit seinem Vater Geburtstag, am Abend war er aber schon wieder in Salzburg, um den soeben beim Weltfinale in Kapstadt gekürten Sieger des Soccer-Street-Style zu treffen und tags darauf einen Werbespot zu drehen.

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