Starkes Finish

Jukic erreicht erstes Olympia-Finale

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Der Österreicher qualifizierte sich als Sechster für das 200 m Delfin-Finale.


Österreichs 70-köpfiges Olympia-Team in London hat seinen ersten wirklich nennenswerten Erfolg in der Tasche. Dinko Jukic schwamm am Montag im Aquatics Centre in 1:54,95 Minuten als Sechster der Semifinalläufe in das Finale über 200 m Delfin, steht damit erstmals im Zeichen der fünf Ringe in einem Endlauf. 2008 in Peking war der 23-Jährige über diese Distanz noch Zehnter gewesen. Die Medaillenentscheidung fällt am Dienstag um 20.49 Uhr MESZ.

Phelps glückt Revanche
Jukic war wie im Vorlauf neben Michael Phelps geschwommen, diesmal aber auf Bahn vier und der US-Superstar auf drei statt umgekehrt. Das OSV-Ass riss auf den ersten 150 m noch mehr Rückstand als am Vormittag auf, dafür legte er auf der letzten Länge noch mehr zu. "Ich habe ein bisschen zu sehr auf meine Stärke auf den letzten 50 Metern vertraut", erklärte Jukic. "Die ersten 150 Meter waren eher zurückhaltend." Bei der letzten Wende war er bloß Elfter des 16er-Feldes.

Jukic mit Reserven
"Nach der letzten Tauchphase habe ich aber gewusst, dass es sich ausgeht", fügte der SC-Austria-Wien-Athlet an. "Auf den 30 Metern der letzten Länge habe ich alles herausgeholt, die letzten 15 Meter waren dann wieder eher locker. Den Anschlag habe ich dann nicht gut erwischt." Demzufolge sieht Jukic für den Endlauf noch einiges an Reserven. "Es ist noch einiges drinnen. Aber ich bin schon jetzt in meinem ersten Olympia-Finale und habe gezeigt, dass ich bei der Weltspitze dabei bin."

Offenes Rennen
Der neunfache Medaillengewinner bei Großereignissen schätzt das Feld sehr ausgeglichen ein. Und in der Tat lagen im Semifinale zwischen dem Japaner Takeshi Matsuda (1:54,25) und dem achtplatzierten Serben Velimir Stjepanovic (1:55,13) nicht einmal 9/10 Sekunden. Die weiteren Finalteilnehmer sind Chad le Clos (RSA), Chen Yin (CHN), Phelps, Tyler Clary (USA) und Pawel Korzenowski (POL). Jukic: "Alle acht können in die Medaillenränge kommen und auch gewinnen."

"Österreichischer Rekord muss fallen"
Jukic selbst traut sich also auch den Sieg zu, auch wenn er trotz der Bestzeit im Vorlauf (1:54,79) nicht der erste Anwärter darauf ist. Dass selbst Phelps schlagbar ist, hat man bei diesen Titelkämpfen allerdings auch schon gesehen. "Der österreichische Rekord muss auf alle Fälle fallen", meinte Jukic wie selbstverständlich. Seine nationale Bestleistung von 1:54,42 wird in der Tat kaum für eine Medaille reichen. "Ich glaube, dass man 1:53 für eine Medaille braucht und 1:52 hoch für Gold."

Frühere Attacke im Finale
Taktisch wird Jukic in der Entscheidung wieder auf sein Finish setzen, aber auch schon vorher Gas geben. "Ich darf keine Hektik hineinkommen lassen. Ich muss wieder mehr auf Zug schwimmen, damit ich besser vorankomme." Mit seinem Trainervater Zeljko Jukic wollte er noch besprechen, vielleicht schon 75 Meter vor dem Anschlag zum Endspurt anzusetzen. "Wenn ich da schon anfange zu drücken, habe ich auch noch die Wende und die Tauchphase."

Prominente Ausfälle
Nicht ins Finale geschafft hat es u.a. Laszlo Cseh, nachdem ihm das schon über 400 m Lagen nicht gelungen war. Der Ungar gilt als einer der ersten Rivalen von Markus Rogan über 200 m Lagen auf Bronze. Schon so gut wie auf dem Heimweg ist Nick D'Arcy, der Australier wurde einen Platz hinter Cseh 13. Das nationale olympische Komitee seines Landes hatte ihn zur Heimfahrt nach dem Bewerb vergattert, da er in sozialen Netzwerken auf Fotos mit Schusswaffen zu sehen war.
 

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Österreichs Schwimm-Ass Dinko Jukic hat am Montag in seinem Olympia-Vorlauf in London über 200 m Delfin als Schnellster des gesamten Feldes in beeindruckender Manier den Aufstieg ins Semifinale (21.32 Uhr MESZ) erreicht. Der 23-Jährige blieb in 1:54,79 Minuten nur 37/100 über seinem österreichischen Rekord. Stark präsentierte sich die erst 17-jährige Lisa Zaiser über 200 m Lagen, in 2:14,56 verfehlte sie das Semifinale als 19. nur um 3/10. Jördis Steinegger belegte über 200 m Kraul in 2:02,39 Platz 29.

Duell mit Phelps
Jukic hatte eine sehr gute Bahnzuteilung, im letzten und schnellsten der fünf Heats schwamm er unmittelbar neben Michael Phelps auf Bahn drei. Der Wiener ließ sich vom US-Superstar in seinem Renntempo nicht irritieren, erlaubte sich auf der ersten Länge einen Rückstand von 86/100. Danach nahm Jukic aber sukzessive Fahrt auf und überflügelte auf der letzten Länge nicht nur Phelps, sondern auch dessen Landsmann Tyler Clary sowie den Australier Nick D'Arcy.

"Das war ein gutes Rennen, es hat sich gut angefühlt. So wie in Shanghai", sagte Jukic in einer ersten Reaktion. Er meinte damit den vor einem Jahr ebenfalls von ihm gewonnenen WM-Vorlauf. Im Semifinale belegte er in China Rang vier, im Endlauf wurde er Siebenter. Diesen Rückfall galt es wenn möglich schon für das Semifinale zu vermeiden. Doch durch seinen Verzicht auf ein Antreten über 400 m Lagen war der SC-Austria-Wien-Athlet zuversichtlich, kraftmäßig ordentlich zusetzen zu können.

Jukic kontrollierte das Rennen
"Ich habe das Rennen gut kontrollieren können", erklärte Jukic. "Ich habe die ersten 150 m das Gefühl gehabt, dass ich gut dabei bin. Da war es nicht nötig, schon vorne zu sein. Ich konnte auf meine Kraft und Erfahrung vertrauen." Auf der Schlusslänge gelang es dem Olympia-Zehnten von Peking 2008 dann auch, die Schultern höher aus dem Wasser zu bringen. Darauf hatte Jukic im Training besonders Wert gelegt. Je höher man aus dem Wasser ist, desto schneller kommt man voran.

Zaiser bei erstem Olympia ok
Für ihre Verhältnisse musste auch Zaiser mit ihrer Leistung zufrieden sein. Die Jüngste im 70-köpfigen ÖOC-Team kam auf ihre zweitbeste Marke über die kürzere Lagenstrecke, am 4. März bei den Hallen-Staatsmeisterschaften in Graz hatte sie 2:14,09 markiert. "Ich habe mich sehr wohl gefühlt", verriet die Kärntnerin. "Thomas Gangel (Anm.: OSV-Delegationsleiter) hat mir vorher gesagt, dass ich nur gewinnen kann." Dementsprechend mutig schwamm Zaiser ihren Lauf von der Spitze aus.

Nur um 1/100 verfehlte sie schließlich den Gewinn ihres Heats, ließ aber insgesamt 15 Konkurrentinnen hinter sich. Die Atmosphäre im Aquatics Centre hat die EM-Finalistin sehr genossen. "Die Stimmung ist komplett geil. Auf der Brustlage bekommt man es so richtig mit." Für Zaiser sind diese Spiele damit sportlich beendet, ebenso wie für Steinegger. Beide bleiben noch bis zum Wochenende in London, ehe nächste Woche in Innsbruck die Staatsmeisterschaften auf dem Programm stehen.

Steinegger wieder chancenlos
Steinegger war mit ihrer Leistung diesmal weniger zufrieden als mit jener am Samstag über 400 m Lagen. Diesmal kullerten auch wieder ein paar Tränen. Die 29-Jährige meinte, zu langsam angegangen zu sein. Im zweiten Teil des Rennen konnte sie mit den Schnellsten ihres Laufs nicht mehr ganz mithalten. "Auf einmal waren sie weg", sagte sie zur APA - Austria Presse Agentur. "Ich verstehe nicht: Früher war ich ein Wettkampftier. Jetzt konnte ich mich da aber nicht mehr hineinbeißen."

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