Scharf geschossen

Jukic legt in Streit mit Verband nach

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Schwimmer gab die herbe Wortwahl bei der EM gegen Funktionäre zu.

Österreichs Schwimm-Star Dinko Jukic hat unmittelbar nach seinem vierten Platz im Olympia-Finale über 200 m Delfin noch einmal scharf gegen den nationalen Verband (OSV) geschossen. Sein Ziel ist es, bei den für 15. September angesetzten Wahlen eine andere Zusammensetzung des Präsidiums zu erreichen. Daher ist zu erwarten, dass er nach seinem für 13. August geplanten Rückflug aus London in dieser Sache noch weiter nachlegen wird.

Ungeachtet des laufenden Disziplinarverfahrens gegen ihn wegen scharfer Wortwahl bei der Debrecen-EM gegen den damals als Delegationsleiter eingesetzten Vize-Präsidenten Helmut Tröbitsch und einen weiteren Funktionär, hofft Jukic nach seinem "Blech"-Platz auf eine sofortige Änderung im Verband. "Ich hoffe, dass jetzt vonseiten des Verbandes die Unterstützung kommt, dass sie merken, sie sollten das anerkennen. Es gehört mehr Professionalität in das alles hinein", führte Jukic aus.

Mit Weltbesten messen
Der 23-Jährige verlangt von den OSV-Gewaltigen, dass sie sich auf gleichem Niveau wie er selbst bewegen. "Wenn sie erwarten, dass ich mich mit Michael Phelps messe, dann sollen sie sich auch mit den amerikanischen Funktionären messen können." Allerdings seien nicht alle des Englischen mächtig und würden daher bei Sitzungen nicht alles mitbekommen. Jukic: "Sie sagen dann, 'ich habe die Hand gehoben, wenn sie die Deutschen gehoben haben.' Das kann ich nicht akzeptieren."

Jukic erklärte, dass ihn diese Dinge belasten würden, er es deswegen anspricht. Auch Aktive anderer Sportarten seien nach seinen Erfahrungen mit ehrenamtlichen Funktionären nicht zufrieden. Der Wiener hätte gerne Ex-Aktive in bestimmenden OSV-Funktionen. Die demnächst zurücktretenden Brustschwimmer Maxim Podoprigora und Thomas Narnhofer seien für ihn Denkvarianten, auch der schon länger nicht mehr aktive Oliver Schmich.

"Die wissen, was die Sportler brauchen und wie sie unterstützt werden können", führte der Delfinspezialist aus. "Aber dafür muss man zuerst die Autonomie des Verbandes herausholen." Dass Markus Rogan ein OSV-Amt übernimmt, daran glaubt Jukic nicht. "Ich glaube nicht, dass er sich so etwas antut und sich in solche Wasser wirft. Er weiß, dass ein zielorientierter Sportler da nichts verloren hat. Das sind eher Funktionen, in denen man mit allen gut und freundlich sein muss."

Nur Rogan und Jukic
Zwei, drei seinen Vorstellungen entsprechende Leute würden sich seinen Informationen nach bei den OSV-Wahlen stellen. Jukic möchte sich anschauen, wem er seine Unterstützung gibt. "Ich hoffe, dass dann endlich angefangen wird, Richtung Sport zu arbeiten. Es sind Sachen, die man im Verband ansprechen muss. Unser Herr Präsident hat alles super organisiert, kann sehr gut unsere Ergebnisse schönreden. Ohne Markus Rogan und Dinko Jukic schaut es aber wirklich düster aus."

Der angesprochene Paul Schauer will wieder kandidieren, wie er versichert hat. Von ihm und seinen Leuten würde sich Jukic eine Analyse dazu erwarten, warum die Leistungssportzentren Südstadt, Linz und Innsbruck in den vergangenen Jahren keine Medaille gemacht hätten. Auch vermisst er für 2009 gegen Rogan nach dessen Römer Disco-Affäre und der verfrühten Abreise von der Istanbul-EM Disziplinarverfahren. "Das ist einfach in Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten."

Verbaler Ausrutscher
Sein Disziplinarverfahren bekam Jukic aufgehalst, da er bei der Debrecen-EM verbal böse ausgeholt hatte. "Ich habe gesagt, dass die Bürokraten endlich anfangen sollen, an den Sport zu denken. Dass aus meiner persönlichen Sicht, ich sie dort überhaupt nicht brauche. Und dass wir nach den Olympischen Spielen das alles sehen. Und ich habe eines gesagt, das die ganzen Leute in ihrem Ego gestört hat: 'Nach Olympia sehen wir uns in den Medien und ich reiße euch den Arsch auf'."

Jukic ist bewusst, dass er sich mit seinen Aussagen wenig Freunde im Funktionärswesen macht. "Ich weiß aber, dass ich mir sehr viele Freunde unter den Sportlern mache, die das selber sich nicht trauen auszusprechen. Solange ich Erfolge habe, kann ich das sagen. Ich weiß, dass mich danach niemand mehr anschauen wird, dass mich jeder mit den Füßen treten wird. Aber vielleicht kommt irgendwann in zehn Jahren ein anderer Dinko Jukic, der es dann leichter haben wird. Das ist es mir wert."

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