Eishockey

Kanada verlor Schlager gegen die USA

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Der "Battle on Ice" ging mit 5:3 an die Amerikaner, Kanada nur im Playoff.

Die Eishockey-Nation Kanada steht unter Schock: Die Kanadier unterlagen erstmals seit 50 Jahren bei einem Olympia-Turnier dem Erzrivalen USA und müssen nun am Dienstag (Ortszeit) im Play-off gegen Deutschland nachsitzen. In der "Battle on Ice" um den Sieg in Gruppe A unterlagen Sidney Crosby und Co. am Sonntag dem Nachbarn unerwartet mit 3:5.

Kanada muss ins Playoff
Damit verpasste der Gold-Favorit als Vorrunden-Sechster die direkte Qualifikation fürs Viertelfinale, in das das junge US-Team und Olympia-Sieger Schweden jeweils mit dem Punktemaximum sowie Weltmeister Russland und der Olympia-Zweite von 2006, Finnland, direkt einzogen. Kanada droht dagegen eine ähnliche Pleite wie vor vier Jahren (Platz 7): Denn im Viertelfinale wartet das Giganten-Duell mit Russland und damit das vorweggenommenen Finale. Vor vier Jahren war für die Kanadier schon einmal gegen Russland Endstation. Zunächast muss im "Playoff" aber Deutschland besiegt werden.

"Ich bin enttäuscht. Wir haben uns für den längeren Weg entschieden. Jetzt spielt jeder ums Überleben. Wenn du verlierst, gehst du nach Hause", sagte Kanadas ernüchterter Teamchef Mike Babcock. Das schwer anschlagene "Team Canada" konnte in Vancouver die hohen Erwartungen eines gesamten Landes bisher nicht erfüllen. Dabei war alles angerichtet für die große Party am "Super-Sonntag" mit den Spielen der sechs besten Eishockey-Nationen.

Ein Land im Hockey-Fieber
Das Nordamerika-Duell elektrisierte einen ganzen Kontinent. Fans drängten sich zuhauf in Bars und Kneipen, die TV-Kanäle verzeichneten Höchstquoten. In der Olympia-Stadt fieberten Tausende vor Riesen-Leinwänden beim Public Viewing mit. In den Straßen rund um das Canada Hockey Place gab es kaum ein Durchkommen mehr. Schwarzmarkt-Tickethändler hofften an der nahe gelegenen Bahnstation Chinatown auf das Geschäft ihres Lebens. Die Zuschauerränge der Arena waren in ein Meer roter Kanada-Trikots getaucht, schon vor dem ersten Bully kochte die Halle.

Sabres-Goalie Miller Held des Abends
Doch die "Go Canada go"-Rufe blieben den Fans bald im Halse stecken. Eiskalt schlugen die Amerikaner immer wieder zu, und US-Torhüter Ryan Miller, Teamkollege von Thomas Vanek bei den Buffalo Sabres, wurde mit 42 abgewehrten Torschüssen vor den Augen von Rekord-Olympiasieger Michael Phelps zum Alptraum für die "roten Riesen". "Ryan war unglaublich, hat vier, fünf Mega-Paraden gehabt", schwärmte Trainer Ron Wilson.

Rafalski versetzt Kanadiern Todesstoß
Doppel-Torschütze Brian Rafalski versetzte der Euphorie in Kanada bereits nach nur 41 Sekunden den ersten Dämpfer. Eric Staal schaffte zwar den Ausgleich (9.), doch 22 Sekunden später lag der Gastgeber schon wieder hinten, erneut schlug Rafalski zu. Auch von Dany Heatleys erneutem Ausgleich (24.) ließen sich die coolen US-Boys nicht beeindrucken. Chris Drury (37.) sorgte für das 3:2, Jamie Langenbrunner erhöhte auf 4:2 (48.). "Sid the Kid" Crosby sorgte mit dem 3:4 (57.) noch einmal für Hoffnung. Aber als Keeper Martin Brodeur sein Tor zugunsten eines sechsten Feldspielers verließ, versenkte Ryan Kesler den Puck in der Schlussminute im leeren Gehäuse.

Erster Sieg nach 50 Jahren
"Die Kanadier in Kanada zu besiegen, ist etwas ganz Besonderes", sagte Kesler. "Das war eines der intensivsten Spiele meiner Karriere", meinte Miller nach dem historischen Sieg. Es war der erste US-Erfolg gegen Kanada bei Olympia seit Squaw Valley 1960 und der erste gegen ein topbesetztes "Team Canada". Die zwei Olympia-Siege davor gab es gegen eine Club-Mannschaft, die Kanada repräsentierte.

Enttäuscht, aber nicht entmutigt gab sich nach der Pleite Crosby. "Es ist hart, aber es wird nicht leichter", erklärte der junge Kapitän. Ob er sich Sorgen macht? "Überhaupt nicht!" Die Fans werden es aber vielleicht anders sehen.

Schweden, Russland auch schon im Viertelfinale
So wie die US-Boys haben sich auch Schweden und Russen durch eine starke Vorrunde eine kurze Verschnaufpause erspielt. Schweden unter Teamchef Bengt Ake Gustafsson, einst Star der VEU Feldkirch, setzte sich im skandinavischen Duell mit Finnland klar 3:0 durch. Im Viertelfinale am Mittwoch (Ortszeit) trifft das "Tre-Kronor"-Team nun auf den Sieger aus Slowakei-Norwegen, die USA auf den Sieger aus Schweiz-Weißrussland. Finnland trifft voraussichtlich auf Tschechien, das in der Viertelfinal-Qualifikation am Dienstag Schlusslicht Lettland zum Gegner hat. Das schwierigste Viertelfinallos hat aber wohl Russland gezogen. Am Sonntag entschieden sie das Kräftemessen mit Tschechien mit 4:2 für sich.

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