Abschiedsshow?

NHL will Olympia-Pause abschaffen

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Sotschi droht ein Olympia-Turnier ohne NHL-Stars, die NHL will durchspielen.

Im Canada Hockey Place steigt am 28. Februar das große Finale der Olympischen Winterspiele in Vancouver. Vor 19.300 Zuschauern wird im Eishockey-Finale der Männer die letzte und für Gastgeber Kanada wohl wichtigste Medaille vergeben. Es könnte auch eine große Abschiedsshow sein. Denn dass die nordamerikanische Profiliga NHL auch für die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi/Russland ihre Meisterschaft unterbricht und so ihren Stars die Teilnahme ermöglicht, scheint unwahrscheinlich.

Olympia-Pause
Nach vier Olympia-Teilnahmen der NHL-Stars könnte also wieder enden, was 1994 seinen umjubelten Anfang nahm. Von einem "historischen Tag" und einem "Traumturnier" sprachen Rene Fasel, Präsident des internationalen Eishockey-Verbandes IIHF, und NHL-Geschäftsführer Gary Bettman am 9. September 1994 nach einer grundsätzlichen Einigung. Im Oktober 1995 folgte nach einem Deal mit der NHL-Spielergewerkschaft auch die offizielle Bestätigung, dass die NHL für die Spiele in Nagano eine 16-tägige Pause macht.

Gretzky & Co
125 NHL-Profis, angeführt von den Superstars Wayne Gretzky, Ray Bourque, Patrick Roy, Brett Hull, Chris Chelios, Peter Forsberg, Jari Kurri, Teemu Selänne, Jaromir Jagr, Dominik Hasek, Pawel Bure oder Walerij Kamensky, folgten dem Ruf ihrer Teamchefs. Gold ging an Tschechien, Kanada mit Superstar Wayne Gretzky ging leer aus. 2002 holten die Kanadier unter Exekutiv-Direktor Gretzky dann ihre erste Goldmedaille seit 50 Jahren.

"Eishockey auf höchstem Niveau und auf der weltweit größten Bühne zu zeigen, kann nur ein Gewinn sein. Wir müssen daraus Kapital schlagen", sagte Bettman damals. Doch die Stimmung hat sich gedreht. Ein Olympia-Finale mit allen Stars im Mutterland des Eishockey wollte sich die NHL nicht entgehen lassen, doch für Sotschi schaut es nicht gut aus.

Teambesitzer gegen Pause
Viele Teambesitzer sprechen sich gegen eine weitere Teilnahme aus, weil das eine zumindest zweiwöchige Pause mitten im Winter, zur besten Eishockey-Zeit, bedeuten würde. Heuer schließt die NHL von 15. bis 28. Februar ihre Hallen, für Sotschi würden zudem Reisestrapazen und Zeitunterschied dazu kommen.

"Wir profitieren ganz anders von Olympischen Spielen in Nordamerika, als wenn sie in Japan, Italien oder Russland ausgetragen werden. Eishockey-Spiele 2014 in Sotschi werden hier wahrscheinlich nicht zur besten Sendezeit übertragen. Ich bin mir nicht sicher, ob es das ist, was wir uns erhoffen, wenn wir dafür extra unseren Spielplan unterbrechen", erklärte Bettman im Dezember.

Russen für Pause
Doch es gibt auch mächtige Stimmen für eine weitere Olympia-Teilnahme - allen voran russische. Schließlich finden die nächsten Winterspiele 2014 in ihrer Heimat statt. Alexander Owetschkin, der als bester Spieler der Liga gilt, hat das drohende Olympia-Aus bereits hart kritisiert. "Wenn mir jemand sagt, dass ich nicht für mein Land bei Olympia spielen darf, verabschiede ich mich", hat der Stürmer der Washington Capitals angekündigt und Unterstützung von so prominenten Landsleuten wie Jewgeni Malkin (Pittsburgh Penguins) oder Ilja Kowaltschuk (New Jersey Devils) erhalten.

"Ich stimme Alex absolut zu. Auch wenn ich eine Geldstrafe zahlen müsste, würde ich trotzdem gehen", meinte Malkin. "Wir haben bereits gesagt, dass wir auf jeden Fall in Sotschi dabei sind", so Kowaltschuk. Selbst kanadische Kollegen zeigen Verständnis. "Die NHL sollte fair sein und Owetschkin und Co. die gleiche großartige Chance einräumen, die sie uns Kanadiern im Februar gibt", sagte Scott Niedermayer, Kapitän der Anaheim Ducks.

Geringe Gold-Chance für Kanadas Amateure
Sollte sich die NHL tatsächlich von Olympia verabschieden, würde sich wohl auch Kanada von den Gold-Hoffnungen in ihrer Nationalsportart verabschieden müssen. Denn nachdem Kanada die frühen Olympia-Turniere dominiert hatte, mussten sie nach Oslo 1952 unglaubliche 50 Jahre warten, ehe die NHL-Stars mit dem Ahronblatt auf dem Trikot in Salt Lake City wieder triumphierten.

Dazwischen hatten die Kanadier gegen die Staatsamateure des Ostblocks stets das Nachsehen. Zwar spielen mittlerweile auch die besten Spieler der europäischen Top-Nationen in Massen in der NHL, doch sind noch immer genug hochklassige Profis in den europäischen Ligen engagiert.

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