Polizeiaktion

Olympia: Terror-Razzia in Österreich

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Nach Hinweis und wochenlangen Ermittlungen sechs Wohnungen von Tschetschenen durchsucht.

In Wien und Niederösterreich soll eine Anti-Terror-Razzia im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen in Sotschi stattgefunden haben. Die Polizei habe am 23. Jänner mehrere Wohnungen von Tschetschenen durchsucht und sechs Personen einvernommen, berichtet Die Presse am Sonntag unter Berufung auf die Betroffenen.

Das Innenministerium bestätigte lediglich, "dass es Ermittlungen in der tschetschenischen Diaspora gegeben hat". Details wollte Ministeriumsspracher Karl-Heinz Grundböck mit Verweis auf "laufende Ermittlungen" nicht nennen. Die Causa sei bei der Staatsanwaltschaft anhängig.

Grundböck konnte aber sagen, dass die Ermittlungen nicht im Zusammenhang mit jüngsten Berichten standen, Terroristen könnten Sprengstoff in Zahnpasta-Tuben nach Sotschi schmuggeln. US-Medien hatten diesbezüglich von Verhaftungen in Frankreich und Österreich berichtet.

Laut der Presse erfolgte die Polizeiaktion nach mehrwöchigen Ermittlungen, basierend auf Informationen des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) sei im Herbst informiert worden, dass mehrere in Österreich lebende Tschetschenen einen Terroranschlag bei den Olympischen Spielen in Sotschi vorbereiten würden. Rebellenführer Doku Umarow habe dafür den 31-Jährigen "Islam N." auserwählt. Demnach erhielt der 31-Jährige eine Audiobotschaft, in der Umarow den Bau von Bomben erklärt.

Im Oktober habe das BVT begonnen, Islam N., seine Schwester, vier befreundete Tschetschenen und andere Personen in der österreichischen Diaspora zu überwachen, schreibt die Zeitung. Mitte Jänner habe die Staatsanwaltschaft einen Durchsuchungsbefehl erstellt, der mit "Tatvorbereitungen" begründet wurde.

Wohnungen gestürmt
Am 23. Jänner, kurz vor 6 Uhr früh, hätten Spezialpolizisten dann mindestens sechs Wohnungen, darunter jene von Islam N., gestürmt. An jedem Ort seien zehn bis 20 Polizisten im Einsatz gewesen, berichten die Wohnungsinhaber. Der Verdacht habe sich aber offenbar nicht erhärtet. Am Abend seien die bei den Razzien festgenommenen Personen - fünf Männer und eine Frau - wieder freigelassen worden.

Islam N. sagte der Zeitung, er habe geahnt, dass er abgehört werde, weil er beim Telefonieren das Echo seiner eigenen Stimme gehört habe. Die Vorwürfe gegen ihn weist er kategorisch zurück. Er und seine Freunde sehen in den tschetschenischen Rebellen zwar "Patrioten", betonen aber, in Österreich nur in Frieden leben zu wollen.

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