Porträt

Hirscher - Salzburger schrieb Geschichte

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Als erster Skirennläufer zum vierten Mal in Folge Gesamtweltcupsieger.

Skirennläufer Marcel Hirscher hat zum vierten Mal in Folge den Gesamtweltcup gewonnen und damit Geschichte geschrieben, denn das ist vor ihm noch keinem Athleten gelungen. Der 26-jährige Salzburger ist eine Ausnahmeerscheinung im alpinen Rennsport, Rekorde gewinnen für ihn zunehmend an Bedeutung. Das Einzige, das dem Supertechniker in seinem Steckbrief noch fehlt, ist Olympiagold.

Mit der vierten großen Kugel zog Hirscher mit seinem Landsmann Hermann Maier, Gustavo Thöni (ITA) und Pirmin Zurbriggen (SUI) gleich, voran liegt mit fünf Trophäen der Luxemburger Marc Girardelli. An kleinen Kristallkugeln hat der Annaberger je zwei für Riesentorlauf- und Slalomwertung daheim, am Sonntag könnte nach dem letzten Weltcup-Saisonrennen in Meribel eine weitere Torlauf-Trophäe hinzukommen.

30 Weltcuprennen hat der Absolvent der Hotelfachschule Bad Hofgastein bisher in seiner Karriere gewonnen, 15 im Slalom, 14 im Riesentorlauf und einen Parallelbewerb. Er liegt damit im vom Schweden Ingemar Stenmark angeführten Ranking (86) an achter Stelle, vor ihm sind noch seine Landleute Hermann Maier (54) und Benjamin Raich (36). Er ist der Österreicher mit den meisten Slalomsiegen und ex aequo mit Maier und Raich meisten RTL-Erfolgen.

Bei Olympischen Spielen hat Hirscher 2014 in Sotschi/Krasnaja Poljana die Silbermedaille im Slalom erobert, bei Weltmeisterschaften ist er vierfacher Titelträger. Er holte 2013 bei der Heim-WM in Schladming die Goldmedaille im Slalom und 2015 in Vail/Beaver Creek in der Kombination, 2013 und 2015 war er mit der ÖSV-Mannschaft Team-Weltmeister. Dazu kommen jeweils Silbermedaillen im Riesentorlauf 2013 und 2015.

Der dreifache Junioren-Weltmeister und Europacup-Gesamtsieger 2007/08 fuhr im Dezember 2009 beim Riesentorlauf in Val d'Isere seinen ersten Weltcup-Sieg ein, der Übergang vom erfolgreichen Nachwuchsläufer zum Jungstar war geglückt. Als solcher wurde Hirscher aufgrund seines enormen Talents und Potenzials recht rasch in den Medien bezeichnet.

Vater Ferdinand Hirscher bemerkt bei seinem Sohn den gleichen Erfolgshunger wie noch vor ein paar Jahren. "Er ist hungrig, explosiv, aggressiv. Das Feuer lodert schon noch gleich", sagte der Senior in Meribel. Wo es in Zukunft hingehen werde, sei momentan schwer einzuschätzen. "Vielleicht entschließt er sich in ein paar Jahren, dass er überhaupt Richtung Speed geht", wäre eine mögliche Variante. Denn wieviel Spaß ihm das macht, ist nicht zu übersehen.

Marcel Hirscher, dem der Titel Olympiasieger noch verwehrt geblieben ist, befindet sich auf dem Weg zur Legende. Und er beschäftigt sich auch immer mehr mit Rekorden. "Gegenüber noch vor drei Jahren ist jetzt die Zeit gekommen, dass mir Rekorde immer wichtiger werden. Ich schaue auch immer mehr auf Zahlen in der Geschichte des Skisports. Rekorde sind doch das, was von einem bleibt in der Geschichte, wenn man einmal seine Karriere beendet", sagte er kürzlich.

Rund um das 1,73 m große Kraftpaket mit niederländischer Mutter Sylvia wurde im Laufe der Jahre eine eigene Einheit innerhalb der ÖSV-Mannschaft installiert. "Unterstützer und Optimierer" Vater Ferdinand ist nach wie vor bei jedem Training und Rennen mit dabei, sofern er dafür nicht ins Flugzeug steigen muss. Vertrauenstrainer Michael "Mike" Pircher wurde vom ÖSV eigens abgestellt, immer an der Seite des Atomic-Piloten sind auch Physiotherapeut Alexander Fröis und Medienbetreuer Stefan Illek sowie natürlich Servicemann Edi Unterberger. Privater Halt ist Freundin Laura Moisl.

Der vierte Gesamtweltcupsieg löste im Hirscher-Lager vor allem "Freude" aus. "Wir sind vom Schicksal ziemlich gebeutelt in unserer Familie. Mein Bruder ist Komapatient, der ist acht Meter vom Dach runtergefallen. Da relativiert sich alles, da ist man immer am Boden. Da ist Überheblichkeit uninteressant. Ich definiere das mit Freude", beschrieb Ferdinand Hirscher in Hochsavoyen seine Gefühle.

Als neuerlicher Gesamtweltcupsieger darf sich Marcel Hirscher damit wieder Hoffnung auf die Auszeichnung "Österreichs Sportler des Jahres" machen. 2012 hat er gewonnen, 2013 und 2014 musste er sich jeweils Bayern-München-Fußballstar David Alaba geschlagen geben.

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