Nach Sölden:

ÖSV-Jungsstars geben mächtig Gas

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Starke Leistungen der jungen Riesentorläufer in Sölden - Beide haben bereits schwierige Zeiten hinter sich.

Österreichs Riesentorläufer hinter Branchenprimus Marcel Hirscher haben sich beim Weltcupauftakt am Sonntag in Sölden stärker gezeigt als erwartet. Der 24-jährige Roland Leitinger (6.) und der um ein Jahr ältere Christian Hirschbühl (22.) haben nach schwierigen Jahren ihr jeweils bestes Karriereergebnis erzielt. Darüber freute sich auch Hirscher, der von Leitinger im Training schon geärgert wurde.

Leitinger mit Laufbestzeit in Durchgang 2
Der Salzburger Leitinger vom Skiclub St. Martin bei Lofer hat bereits zwei Saisonen wegen eines Kreuzbandrisses (links) und eines Knöchelbruches (rechts) verpasst. Nach einem zähen Winter startete er im vergangenen als Riesentorlauf-Europacupsieger durch und verdiente sich das Weltcup-Fixticket. "Der Riesensprung war notwendig, sonst hätte ich wohl den Kaderstatus verloren", sagte Leitinger, der in Sölden mit Startnummer 39 auf Rang 26 gefahren war und sich mit Laufbestzeit im Finale auf Endrang sechs verbesserte.

Hirscher: "saulässig"
 "Das Ergebnis von Roli ist saulässig. Er hat mich schon im Training des öfteren geärgert. Gratulation! Auch an Hirschbühl, der speziell im ersten gezeigt hat, was sein Potenzial ist. Mir taugt das, denn es ist auch für die Jungen nicht leicht. Wenn man immer hört, da kommt nichts, ist das nicht unbedingt motivierend", sagte der Sölden-Dritte und Kugelverteidiger Hirscher. "Wenn der Marcel einmal sagt 'Poah, gut gefahren", dann gibt das schon Auftrieb. Wenn man den weltbesten Skifahrer in der Mannschaft hat, profitiert jeder", meinte Leitinger. Die ÖSV-Techniker hatten sich vor Sölden gemeinsam auf dem Schnalstaler Gletscher in Südtirol vorbereitet, wohin es Sonntag auch wieder ging.

Leitinger könnte sich an Leadboard gewöhnen
Speziell genossen hatte Leitinger ("Ich bin ein harter Arbeiter und sehr lustiger Typ") auch die Minuten am Leaderbord. Im zweiten Durchgang kam er mit Startnummer fünf, und erst der Halbzeitsiebente Alexis Pinturault (FRA) verdrängte ihn von der Spitze. "Das war wunderschön. Wenn so viele Sportgrößen hinter einem sind, ist das ein gutes Gefühl. So viele Gratulationen habe ich noch nie bekommen." Stark da ist übrigens bereits sein Fanclub, gleich 60 Personen waren auf den Gletscher gekommen. Für Leitinger war es übrigens das zwölfte Weltcuprennen, er war zuvor als 21. im Dezember 2014 im Aare-Riesentorlauf aber erst einmal klassiert gewesen.

Hirschbühl nach Kreuzbandriss wieder Weltspitze
Beschwerlich war auch der Weg des Vorarlbergers Hirschbühl vom SV Riefensberg. Weil er die Leistungskriterien nicht mehr erfüllt hatte, fiel er aus den ÖSV-Kadern und trainierte im Landesskiverband mit Marcel Lorenzin. "2013, als ich mich für den Europacup qualifiziert hatte, habe ich mir eine Woche vor Saisonstart das Kreuzband gerissen. Da habe ich mich schon gefragt, ob ich weiterkämpfen soll." Der ÖSV nahm ihn wieder auf, in der abgelaufenen Saison bestritt er vier Weltcup-Slaloms, sah aber in keinem das Ziel. Am Saisonende tankte er beim Far East Cup in Japan mit zwei zweiten Plätzen im Riesentorlauf und einem vierten im Slalom sowie als österreichischer Slalommeister Selbstvertrauen.

In seinem nun ersten Weltcup-Riesentorlauf überhaupt überraschte er mit Startnummer 52 mit der klaren Finalqualifikation als 20., zwei Ränge verlor er im zweiten Durchgang noch. "Mein Ziel war, so frech das klingt, ins Finale zu kommen. Im Training war ich sehr, sehr schnell. Ich wusste, dass es möglich ist." Als die 19 im Ziel aufleuchtete, konnte er es dennoch nicht glauben. Danach fuhr vor ihm nur noch der Südtiroler Manfred Mölgg mit 62 auf 17 rein.

"Wenn man fleißig trainiert und Ziele verfolgt, stellt sich irgendwann einmal der Erfolg ein", ist Hirschbühl überzeugt. "Dass es gleich im ersten Rennen der Saison passiert, ist umso schöner." Sein nächster Weltcupstart ist der Slalom am 15. November in Levi, danach geht es wieder in den Europacup. "Ich muss schauen, dass ich bei den FIS-Punkten runterkomme. Und wenn ich den nächsten Einsatz im Weltcup bekomme, werde ich das Beste daraus mache. Dieses Mal haben mich die Trainer aufgestellt, ohne dass es Zeitläufe gab. Das war ein ziemliches Vertrauen." Es sei schön, etwas zurückgeben zu können.

Peulacher sehr zufrieden
"Ich bin mit unseren Leuten brutal zufrieden. Vor allem was die Jungen hintennach gezeigt haben, war sensationell. Leitinger hat eine Wahnsinnsleistung gezeigt", sagte ÖSV-Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher. "Klar sind wir erleichtert. Man hat heute gesehen, dass wir schon Leute haben, die gut sind, aber sie brauchen Zeit, Vertrauen und Unterstützung. Wir dürfen nicht zu euphorisch werden, sondern müssen Schritt für Schritt weiterarbeiten." Von den weiteren Routiniers zeigte Philipp Schörghofer, dass er sich auf einem gutem Weg zurück befindet (14.), Hannes Reichelt überzeugte bei seinem Comeback in dieser Disziplin (16.).
 

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