Geisterkulisse

Schladming ohne Fans 'wie mit Startnummer 75'

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Schaler Beigeschmack wegen Geisterkulisse - Noel: "Wahrscheinlich das beste Rennen der Saison - aber nicht dieses Jahr".

Publikum und Volksfeststimmung sind beim Slalom-Nightrace im alpinen Ski-Weltcup am Dienstag allen Beteiligten abgegangen. "Es ist wie mit Startnummer 75, da sind auch nicht mehr so viele Leute da", sagte Rennsieger Marco Schwarz. Der zweitplatzierte Franzose Clement Noel meinte: "Es ist wahrscheinlich das beste Rennen der Saison wegen der Atmosphäre - aber nicht dieses Jahr."
 
In jedem anderen Jahr versammeln sich in der steirischen Gemeinde schon untertags Massen an Skifans, am Abend kommen bis zum Rennen Dutzende Busladungen mit weiteren Gruppen. In der Innenstadt und den zahlenreichen Lokalen stehen die Menschen bis spät in die Nacht dichtgedrängt beisammen. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie war dieses Jahr aber alles anders.
 
Betrachtete man nur den Zielraum, hätte man auch von offenen österreichischen Meisterschaften ausgehen können. Zuschauer waren ausgesperrt, die Anrainer wurden sogar mittels Absperrzäunen und Sichtschutz abgehalten. Nur die leistungsstarke Beschallungsanlage schien wie eh und je zu dröhnen. Die Fernsehübertragungen - in Österreich durch den ORF, in Deutschland etwa durch den Bayerischen Rundfunk (BR) - sorgten dafür, dass der Slalom trotzdem ein Millionenpublikum erreichte.
 
Für die Fahrer war die Geisterstimmung klarerweise ungewohnt. "Bei der Besichtigung kriegt man es schon mit, beim Fahren selber ist es gar nicht so tragisch. Und natürlich wenn man über die Ziellinie fährt, dann merkt man es am meisten", erklärte Schwarz, der vor Noel und dessen Landsmann Alexis Pinturault seinen vierten Weltcup-Erfolg feiern durfte. "Und dann bei der Siegerehrung. Es wär sicher ein cooles Fest geworden mit Zuschauern. Aber es ist heuer ein bisschen speziell."
 

Vorfreude auf Publikum

Fabio Gstrein, der den zweiten Durchgang verpasste, vermisste ebenfalls etwas Wesentliches. "Man freut sich schon, wenn die Leute da sind. Weil die Atmosphäre viel brutaler ist, wenn du einfach weißt, da stehen jetzt 40.000 und schreien dir Vollgas zu. Wir müssen halt jetzt mit der Situation ohne Leute auch umgehen können", meinte der Ötztaler. "Es ist richtig schade, aber es hilft halt nichts. Da müssen wir jetzt durch", ergänzte Schwarz.
 
"Viel mehr Spaß macht es schon, wenn 40.000 Leute schreien. Nichtsdestotrotz geben wir unser Bestes", sagte Manuel Feller. "Die Atmosphäre da ist immer einzigartig, vor allem am Abend mit Flutlicht. Ich kann mich aber immer wieder nur wiederholen: Sind wir dankbar, dass wir Rennen fahren dürfen", machte Michael Matt deutlich. Die beiden Tiroler schieden in der Entscheidung als Halbzeit-Führender respektive -Dritter aus.
 
Noel, erstmals in Schladming auf dem Podest, referierte bei der Video-Pressekonferenz über seine drei Lieblingsrennen. "Wengen, weil es die schönste Strecke ist. Kitzbühel, dazu braucht man nichts erklären. Und Schladming wegen der Atmosphäre, der Menschenmenge. Es ist wie in einem Fußballstadion." Einig waren sich am Ende alle darin, dass die Party bei der 25. Ausgabe des Klassikers im nächsten Jahr nachgeholt werden soll. Kartenanfragen seien schon zahlreich eingegangen, hieß es vom Organisationskomitee.
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