Herren-Abfahrt in Val d'Isere

Ski-Wahnsinn: Slowene Cater schnappt Striedinger Sieg weg

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Lange sah Otmar Striedinger mit einer Sensations-Fahrt als der sichere Sieger in Val d'Isere aus, doch ein Slowene sorgte für die Überraschung.

Das provisorische Siegerbild in der Weltcup-Abfahrt der alpinen Ski-Herren hat nicht gehalten. Der Slowene Martin Cater schnappte am Sonntag bei seinem Debüterfolg in Val d'Isere mit Startnummer 41 sensationell dem Kärntner Otmar Striedinger (+0,22 Sek.) den Sieg weg, Dritter wurde der Schweizer Urs Kryenbühl (+0,27 Sek.). Fast bis zum Ende war der Rennausgang völlig offen gewesen, weil die Piste mit zunehmender Sonneneinstrahlung schneller geworden war.
 
Nach dem Super-G und dem Schweizer Mauro Caviezel gab es zum Auftakt der Speedrennen also auch in der Abfahrt einen Debütsieg und zudem ein Überraschungs-Podest. Die mit niedrigen Nummern gekommenen Elitefahrer waren an diesem Tag geschlagen, Gesamtweltcupsieger Aleksander Aamodt Kilde (NOR) hatte sich mit fehlerfreier Fahrt als Vierter noch am besten klassiert. Matthias Mayer wurde Achter, Max Franz Zwölfter. Der im Training so starke Daniel Hemetsberger wurde nach einem Sturz vor ihm während seiner Fahrt abgewunken, durfte nochmals fahren und landete auf Platz 29.
 
 
Nach den Schneefällen der vergangenen Tage präsentierte sich die Region Savoyen bei Traumwetter. Bald wurde klar, dass sich so rasch niemand als Sieger sicher fühlen durfte, denn die Piste ließ an diesem Tag alles zu.
 
Cater war schlicht fassungslos, als er im Ziel abschwang. "Ich kann es noch immer nicht glauben", sagte er in den ersten Interviews. Sein bisher bestes Ergebnis in einer Abfahrt war Platz acht 2019 in Wengen gewesen. Für Slowenien war es der erste Speedsieg seit Bostjan Kline im Februar 2017 in Kvtfjell.
 

"Sieg vor Augen, dann kommt der Slowene"

Striedinger gestand, dass er nach Caters Fahrt etwas enttäuscht gewesen sei. "Es ist eine komische Situation, wenn man sich kurz über den zweiten Platz ärgert. Da hat man den Sieg vor Augen und ein Slowene schnappt ihn weg", sagte der Kärntner, dessen Zimmerkollege übrigens sein näherer Landsmann Christian Walder ist, der am Vortag als Dritter im Super-G erstmals in seiner Karriere auf das Podest gekommen war. Striedingers Karriere ist ein Auf und Ab, es ist dies der vierte Podestrang für den 29-Jährigen.
 
Er hat auch bereits eine symptomlose Coronainfektion hinter sich. 14 Tage saß er in Quarantäne daheim. "Die Teamkollegen hatten derweil ein sehr gutes Training. Ich bin mit ein, zwei Tagen Abfahrtstraining nach Val d'Isere angereist, ich hatte da ein bisschen ein mulmiges Gefühl, ich dachte, das wird zu wenig sein. Ich habe mich vom Training aber sehr gut steigern können und bin zufrieden heute."
 
Mayer hatte im Startabschnitt etwas Zeit liegen gelassen, danach war es ein starker Auftritt. "Die Fahrt war sehr gut, damit bin ich zufrieden. Darauf kann man aufbauen." Der Kärntner merkte an, dass es hintenraus etwas schneller geworden war, was auch ÖSV-Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher so sah. "Wir wussten, es wird oben ein bisschen schneller, aber das soll die Leistung nicht schmälern. Hut ab vor Cater. Aber ich bin auch sehr zufrieden mit Otmar, Matthias und Max. Man sieht, wie eng es heute war." Franz hatte 0,79 Sekunden Rückstand. Das ist annähernd der Abstand, den im ersten Training Kilde und im zweiten Vincent Kriechmayr als Sieger auf den jeweils ersten Verfolger hatten.
 

Kriechmayr rutschte weg

Max Franz hatte in den Trainings noch zu kämpfen, sah mit Platz 14 im Super-G und 12 in der Abfahrt aber eine deutliche Steigerung. "Heute hab ich die Linie gut getroffen, einmal habe ich kurz den Ski ein bissl verloren, der Sprung war zu weit rechts, aber es ist schon wieder was da. Jetzt muss ich nur noch die Bausteine zusammensetzen."
 
Einen schweren Fehler machte Kriechmayr, der damit chancenlos war und im Klassement unmittelbar hinter Hannes Reichelt (40.), der sich mutmaßlich beim Material vergriffen hatte, auf Rang 41 durchgereicht wurde. "Für mich war es die Ideallinie, leider war da zu viel Neuschnee. Die Piste war besser als bei der Besichtigung erwartet, nur die eine Stelle war nicht ganz ideal rausgerutscht", sagte der Oberösterreicher Kriechmayr.
 
Nach fast zwei vollen Fahrten im Renntempo und vorangegangener Krankheit war Hemetsberger im Ziel "völlig fertig". Mit der Gondel ging es nach seiner abgewunkenen Fahrt wieder hoch an den Start, nur kurz hatte er Zeit, sich vorzubereiten, denn er musste aus Sicherheitsgründen (Pistenarbeiter) vor dem Letzten auf der Startliste nochmals ins Rennen gehen. "Er war im Training stark, die Piste war tipptop, da hätte man einiges erwarten können. Leider wurde er abgewunken, aber vielleicht hat er das nächste Mal Glück", sagte Puelacher.

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