Nach Horror-Saison

Was heuer von ÖSV-Damen zu erwarten ist

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Gesamtweltcup-Ambitionen sind auch heuer 'vermessen'.

Österreichs Ski-Team der Damen hat nach einer ernüchternden Weltcup-Saison neuen Mut gefasst. "Ich gehe davon aus, dass wir heuer schon öfter vorne mitmischen", erklärte Damen-Rennsportleiter Jürgen Kriechbaum. Der WM-Winter beginnt für die Alpin-Stars am Samstag in Sölden mit vorsichtig formulierten Zielen und bekanntem Favoriten-Kreis. Eine Österreicherin gehört nicht dazu.

Kriechbaum, seit 2013 Chef der ÖSV-Damen, hat ein Wunsch-Ziel. "Dass wir zunächst im Disziplinen-Weltcup wieder ein Wörtchen mitreden können." In den vergangenen zwei Saisonen holten seine Schützlinge keine einzige Kugel, die letzte gewann Eva-Maria Brem 2015/16 im Riesentorlauf - zu wenig für die Ansprüche im Verband.

Das gewichtigste Wörtchen, also die besten Chancen, rechnet sich Kriechbaum in den schnellen Disziplinen, in der Abfahrt und im Super-G, aus. "Im Riesenslalom geht es darum, dass wir überhaupt wieder einmal aufs Podium kommen", sagte der 51-jährige Tiroler mit Blick auf das podestlose Vorjahr zur APA. "Im Slalom ist die Konkurrenz mit Shiffrin, Holdener und Vlhova extrem stark." Die große Favoritin stelle man nirgends. "Wir dürfen uns anstrengen, dass wir da vorne mitfahren."

Im Speed besser als in Technik-Bewerben

Die Ausbeute fiel mit neun Stockerlplätzen - zwei Siegen, zwei zweiten und fünf dritten Plätzen - neuerlich mager aus. Zuversicht gab dem Cheftrainer aber manch überraschender Erfolgsmoment während den Olympischen Spielen von Pyeongchang. "Bronze von Gallhuber im Slalom" etwa, "und vor allem der Teambewerb, wo unsere Mädchen Akzente für die Silbermedaille gesetzt haben".

Potenzielle Podestfahrerinnen gebe es heuer "schon einige" im ÖSV-Kader. "Im Speed eigentlich noch mehr. Die Hütter Conny und Veith Anna sind zwei, die regelmäßig oben zu finden sein könnten." Hinzu kämen einige Frauen mit "großem Potenzial". Kriechbaums diesbezügliche Liste ist lang: Tamara Tippler, Nicole Schmidhofer, Christine Scheyer und natürlich Ramona Siebenhofer und Stephanie Venier. "Die beiden hätten die Olympia-Abfahrt eigentlich noch stärker prägen müssen. Ob sie das Potenzial für regelmäßige Podiumsplätze haben, werden wir sehen. Sie hätten aber auf jeden Fall schon öfter gewinnen müssen."

Die Genannten hätten ihr Potenzial allesamt schon aufblitzen lassen. "In Summe war aber die Konstanz nicht da. Das ist ein Punkt, wo wir uns auch wünschen würden, dass sie die Leistungen nicht nur bei einzelnen Rennen bringen." Konstanz ist freilich das, was Seriensieger von anderen unterscheidet. "Es gibt Läuferinnen, die sind ständig vorne, und es gibt welche, die sind hin und wieder vorne und dann wieder hinten. Wir müssen uns teilweise noch von der einen Kategorie in die andere entwickeln", sagte Kriechbaum.

Shiffrin wohl kaum zu stoppen

Rot-weiß-rote Ambitionen auf den Gewinn des Gesamtweltcups gibt es daher keine. "Das wäre wirklich vermessen. Dafür müsste man auf alle Fälle eine Favoritin in einer Disziplin haben, die dann auch in einer zweiten regelmäßig große Punkte macht." Dieses Profil trifft derzeit am ehesten noch auf Veith, die Gewinnerin von 2013/14 und 2014/15, zu. Die 29-jährige Salzburgerin wiegelte im Vorfeld ab. Die große Kugel sei - kurzum - "kein Thema". Als 14. war Bernadette Schild im Vorjahr gesamtbeste Österreicherin.

Die große Gejagte ist auch heuer Mikaela Shiffrin. Die US-Amerikanerin gewann im Vorjahr mit über 600 Punkten Vorsprung. "Wenn Shiffrin einigermaßen einen Lauf hat, dann wird sie kaum zu biegen sein", konstatierte Kriechbaum. "Normalerweise gewinnt sie im Slalom wieder sieben von neun Rennen."

Die Disziplinen-Siegerinnen des Vorjahres, wie Tina Weirather (Super-G), Viktoria Rebensburg (Riesentorlauf) oder die kürzlich am Knöchel verletzte Sofia Goggia (Abfahrt) seien "zu dünn aufgestellt", um Shiffrin bis zum Schluss Paroli bieten zu können. "Am ehesten noch Wendy Holdener, wenn sie auch im Riesenslalom vorne mitfährt." Nachsatz: "Und Shiffrin eine Krise hat."

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