Harte Kritik

Wieder Wirbel um Abtransport in Kvitfjell

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Beim Abtransport des Franzosen Fayed gab es wieder Probleme.

Kjetil Jansrud (NOR) hat im verkürzten Abschlusstraining für die Weltcup-Abfahrt am Samstag in Kvitfjell Bestzeit vor Peter Fill (ITA) erzielt. Das wegen Nebels deutlich verspätete Training war nach einem Sturz von Guillermo Fayed 20 Minuten unterbrochen. Der Abtransport des Franzosen sorgte wieder einmal für viel Kritik bei den Fahrern. Bester Österreicher war als Siebenter Vincent Kriechmayr.

Das Abschlusstraining in Norwegen begann mit fast zweistündiger Verspätung, wurde dann vom Reservestart aus bei Sonnenschein, aber bereits flacher Sicht gefahren. Fayed kam dann beim sehr weittragenden Sprung in die Zielkurve böse zu Sturz. Schon die Erstversorgung dauerte lange und nachdem der Helikopter den am Knie offensichtlich schwerer verletzten Athleten die 200 Meter vom Berg geflogen hatte, wurde der Franzose erst wieder in ein Rettungsauto umgelagert und auf der Straße ins Krankenhaus gefahren.

Harte Kritik
Viele Fahrer fühlten sich an die fatalen Ereignisse rund um den Sturz von Matthias Lanzinger 2008 erinnert. "Die Erstversorgung hat wieder nicht geklappt. Es muss einfach ein zweiter Hubschrauber her", forderte etwa Hannes Reichelt sofort. "Es dauert alles viel zu lange. Vielleicht sind es nur Sekunden. Aber für den, der verletzt im Schnee liegt, sind es Stunden", ärgerte sich der immer noch etwas kranke Österreicher, der aber am Wochenende starten wird.

In Lake Louise und Kvitfjell gebe es immer die gleichen Probleme, erinnerte Reichelt. Er könnte sich Konsequenzen wie eine Renn-Pause für diese beiden Weltcup-Orte vorstellen.

Unklarheiten
Unmittelbar nach dem Rettungseinsatz war unklar, wohin man Fayed fahren wird. Vom Helikopter-Transport wurde offenbar abgesehen, weil das nahe Lillehammer im Nebel lag. Außerdem kann ein Abfahrtstraining nur stattfinden, wenn ein Rettungshubschrauber bereit steht.

Der nach Fayed abgewunkene Carlo Janka stoppte, wartete in der Sonne und fuhr erst nach dem Einsatz ins Ziel. Mit einem Rückstand von über 20 Minuten wurde der Schweizer als 47. und Letzter gewertet.

Der nach seiner Kitzbühel-Verletzung in den Weltcup zurückgekehrte Max Franz gab zu, nach dem Vorfall nicht mehr ans Limit gegangen zu sein. "Es ist Wahnsinn. Entweder es gibt einen zweiten Helikopter, oder wir warten einfach mit der Fortsetzung des Trainings", sagte der Kärntner. "Der Verletzte hat immer Vorrang, speziell wenn er so starke Schmerzen hat."

Sportlich gaben einmal mehr die dominierenden Norweger (sechs Saisonsiege sind Landesrekord) den Ton an, obwohl der verletzte und in beiden Speed-Wertungen immer noch führende Aksel Lund Svindal nicht mehr dabei ist. Dafür kann Fill Geschichte schreiben. Der nur 26 Punkte hinter Svindal liegende Südtiroler wäre der erste Abfahrts-Gesamtsieger in der italienischen Skigeschichte überhaupt.

"Die Norweger sind gut drauf. Aber so ein Ergebnis wie heute im Training würde schon passen", sagte Fill. Er sei sicher derzeit am Höhepunkt seiner Karriere. "Es ist auf jeden Fall meine konstanteste Saison", meinte der Kitzbühel-Sieger.

Die Abfahrtskugel zu gewinnen wäre sensationell. "Ich traue es mir zu. Und für eine Ski-Nation wie Italien ist es eh Zeit, dass endlich ein Italiener in der Königsdisziplin der Beste ist", sagte Fill und fügte scherzhaft an: "Vielleicht löst das ja ein Erdbeben aus, was das Interesse am Skisport südlich von Südtirol betrifft."

Ernster meinte Fill dann: "Wir hatten so viele große Fahrer, die es versucht haben. Gustav Thöni, Kristian Ghedina, Herbert Plank, Christof Innerhofer, Dominik Paris und so weiter. Es wäre Wahnsinn, wenn ich der erste wäre. Damit würden nach dem Sieg in Kitzbühel gleich zwei Kindheitsträume wahr werden."

Bester Österreicher im Training war Kriechmayr als Siebenter. Der Oberösterreicher hat noch Chancen im Super-G-Weltcup (Rennen am Sonntag) und weiß, dass Kvitfjell eine besondere Chance für ihn ist. "Die Strecke liegt mir und wenn die Chance da ist, willst du sie auch nützen."

Das Allerwichtigste sei aber ein gutes Ergebnis. "Im Super-G zähle ich hier zu den Mitfavoriten", gab sich Kriechmayr selbstbewusst. Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde liegt in der SG-Wertung 67 Punkte vor dem Österreicher. "Er ist gut drauf, aber nicht unschlagbar", lautet Kriechmayrs Kampfansage für Sonntag.
 

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