Oberstdorf

Tournee-Auftakt: Ärger bei ÖSV-Adlern

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Kraft landete in Oberstdorf neben Podium. Glücklich war er damit nicht.

Die ÖSV-Skispringer haben Oberstdorf erstmals seit elf Jahren ohne Podestplatz verlassen, die Chance auf den Gesamtsieg in der Vierschanzen-Tournee ist dank Stefan Kraft aber intakt. Der Gewinner von 2015 liegt nach dem Auftakt als Vierter umgerechnet 9,5 bzw. 7 Meter hinter dem Spitzenduo Kamil Stoch und Richard Freitag. Am Montag folgen im Neujahrsspringen die nächsten von noch sechs Flügen.

Ein nicht ganz perfekter Sprung im Finale kostete den Halbzeit-Spitzenreiter Kraft den vierten Podestplatz der Saison. Der Doppel-Weltmeister wartet damit weiter auf den ersten perfekten Einzelwettkampf im Olympia-Winter. "Vierter ist einfach ein bisschen gemein. Der zweite Sprung war sicher nicht der beste, ich war ein bisschen zu spät, aber er war okay. Bei solchen Bedingungen brauchst du einen perfekten Sprung", so sein Kommentar.

Trainer Heinz Kuttin reagierte leicht angesäuert: "Es war eine große Enttäuschung, nach der Führung vom Stockerl zu fallen." Prinzipiell sei der Bewerb bei teils heftigem Regen und starkem Wind am Limit gewesen. "Die Verhältnisse braucht man nicht zu kommentieren, keiner hat sich wohlgefühlt auf der Schanze." Wie Kraft ("Ich bin voll dabei") behält Kuttin jedoch seinen Optimismus und sprach sogar von Garmisch-Partenkirchen als "Heimschanze" der Österreicher.

Schlieri: "Noch Luft nach oben"

Auf der großen Olympiaschanze hatte das ÖSV-Team im Sommer und zuletzt vor Weihnachten Trainingskurse absolviert. Es sei für das Gefühl der Athleten gut, nun dorthin zu fahren, betonte Kuttin. Gregor Schlierenzauer hatten Krafts jüngste dortige Sprünge beeindruckt. "Wenn Stefan wieder so springt, dann gewinnt er die Tournee", sagte der Stubaier im Vorfeld der 66. Auflage.

Der Rekordsieger im Weltcup hat selbst in Garmisch dreimal gewonnen und setzt auf eine weitere Steigerung auf seinem Weg zurück. In Oberstdorf erreichte er als 13. seine beste Platzierung seit einem siebenten und achten Platz beim und kurz nach dem Comeback im heurigen Jänner nach einem Kreuzbandriss.

Dabei erwischte der 27-Jährige vor allem im ersten Durchgang extrem ungünstige Windbedingungen. Dennoch gab er sich auch selbstkritisch. "Bei der Technik ist noch einiges zu tun", sagte Schlierenzauer. Mit dem weiteren Schritt in Richtung Spitze war er aber zufrieden.

Stoch und Freitag zufrieden

Die übrigen ÖSV-Alder vermochten die im Garmisch-Training gezeigten Steigerungen nicht umzusetzen - kurzer Anlauf bei Rückenwind waren zu viel an Bremswirkung. Für Stoch lief es hingegen nach Wunsch: Er feierte nach den Plätzen drei und zwei bei der Generalprobe seinen ersten Saisonsieg. Nach dem Triumph in Bischofshofen am 6. Jänner war es für den 30-Jährigen Titelverteidiger der zweite Tournee-Tagessieg en suite.

Er hatte zweimal nur mittelstarken Rückenwind erwischt und brillierte im Finale am Samstag mit der Höchstweite von 137 Metern. "Es war ein wirklich guter Tag für mich", freute sich der Doppel-Olympiasieger von Sotschi 2014.

Der Wahl-Oberstdorfer Richard Freitag brachte die 25.000 Fans in der vollbesetzten Arena auch mit dem zweiten Rang zum Jubeln. "Wir sind erst am Anfang, und es geht knapp zu", sagte der 26-Jährige. Gut reinzustarten und alles auszublenden sei nicht leicht gewesen, gab Freitag zu. Er trägt die großen Erwartungen auf den ersten deutschen Gesamtsieg seit Sven Hannawald 2001/02 praktisch alleine, denn Vize-Weltmeister Andreas Wellinger liegt als Zehnter schon 21,5 Punkte hinter ihm.

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