Kim Yu-Na hofiert wie Lady Di - Kanada fiebert mit

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Sie wird hofiert wie Lady Di, gibt Pressekonferenzen wie ein Popstar und will als James-Bond-Girl zur Eis-Queen der Winterspiele werden: Die südkoreanische Eiskunstläuferin Kim Yu-Na wünscht sich nach ihrer Kür nur eine Schlagzeile: "Ich möchte diese Worte lesen: 'Olympiasiegerin Kim'", sagte die 19-jährige Weltmeisterin vor ihrer Ankunft in Vancouver.

Mit acht Millionen Dollar Einkommen gehört Kim neben Snowboarder Shaun White aus den USA zu den Spitzenverdienern bei Olympia - ob sie dem unglaublichen Druck aus ihrer Heimat standhalten wird, ist die große Frage vor der mit Spannung erwarteten Damen-Konkurrenz am Dienstag (Ortszeit/Mittwoch 01.30 Uhr MEZ).

Mehr als ein Dutzend Kamerateams verfolgen das erste Training des zierlichen Teenagers in Vancouver, eine Managerin zensiert die Fragen, sie selbst lächelt scheu und macht einen Knicks nach belanglosen Antworten zu ihrer Verfassung: "Ich fühle mich gut auf dem Eis. Und weil ich ja in Toronto lebe, habe ich keinen Jetlag", betonte Kim.

Sie trainiert seit drei Jahren bei Brian Orser, dem Olympia-Zweiten von 1984 und 1988, der im Gegensatz zu seiner schüchternen Schülerin ganz entspannt wirkt. "Natürlich will sie Gold, dafür sind wir hier", erklärte der Kanadier, "wenn sie ihr Bestes gibt, ist sie nicht zu stoppen".

Kim fährt kaum noch nach Korea - zu sehr erdrückt sie der Promi-Status. Das Grand-Prix-Finale 2008 verlor sie vor heimischen Fans, die mit "Queen Yu-Na" Plakaten winkten und schon beim Einlaufen so sehr kreischten, dass sie überlegte, gar nicht mehr anzutreten. In Tränen aufgelöst, stolperte sie später vom Eis. Sie verlor das letzte Mal gegen die gleichaltrige Japanerin Mao Asada, die als erste Frau zwei dreifache Axel in einem Programm zeigte und dies auch auf olympischem Eis tun will.

"Es ist unglaublich, wenn wir in Korea sind, braucht Yu-Na Bodyguards und wird verehrt wie Lady Diana", berichtete Orser, der die bescheidene Sportlerin ganz vorsichtig an den großen Triumph heranführen will. Sie habe mal eben so 100.000 Dollar (73.970 Euro) für die Haiti-Hilfe gespendet und es ihm nicht einmal erzählt.

Damit die 1,62 Meter kleine Asiatin nicht verkrampft, wohnt sie wie alle anderen im Olympischen Dorf. "Ich habe die Erfahrung von zwei Winterspielen. Ich möchte, dass sie auch die olympischen Momente, das Besondere spürt", erläuterte Orser, der 1988 in Calgary mit dem "Battle of the Brians" ("Kampf der Brians") gegen Brian Boitano das Eislauf-verrückte Kanada elektrisierte. Wegen Orser hat Kim in Vancouver fast ein Heimspiel.

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