Diskus-Ass im oe24-Talk vor der WM

Weißhaidinger: ''Konkurrenz mit erstem Wurf schocken''

Teilen

Diskus-Hoffnung Lukas Weißhaidinger im großen oe24-Interview vor der WM.

Letzten Sommer holte Lukas Weißhaidinger in Tokio sensationell Bronze im Diskuswerfen – die 1. Leichtathletik-Medaille für Österreichs Herren bei Olympischen Spielen. Jetzt holt der 30-jährige Oberösterreicher zum nächsten großen Wurf aus, träumt bei der WM in den USA von Gold. Die Qualifikation steigt in der Nacht auf Montag, das Finale Mittwoch früh (3 Uhr, MEZ). Zuvor nahm er sich Zeit für ein oe24-Interview.

Weißhaidinger: ''Konkurrenz mit erstem Wurf schocken''
© ÖOC/Florian Rogner
× Weißhaidinger: ''Konkurrenz mit erstem Wurf schocken''

oe24: Lukas, Sie sind seit Samstag in den USA, warum die frühe Anreise und welche Vorteile erhoffen Sie sich davon?
Lukas Weisshaidinger: Weil es mein Trainer Gregor Högler so gesagt hat (lacht) … Im Ernst: In Zeiten wie diesen wollen wir uns sechs Tage lang, ganz entspannt, akklimatisieren. Reise-Verspätungen gehören im Augenblick zum Alltag, da war eigentlich eine knappe Anreise von vornherein kein Thema. Ich hätte heuer schon um ein Haar das Diamond-League-Meeting in Rabat versäumt, weil die Flüge im letzten Augenblick gestrichen wurden und dann die Ersatzflüge extreme Verspätungen hatten. Bei einer WM gehst du so ein Risiko nicht ein. Vor Tokio bestand diese Gefahr in dieser Form nicht …

oe24: Wie sind die Bedingungen vor Ort?
Weisshaidinger: Bis Mittwoch, als man erst in Eugene ins WM-Quartier am Uni-Campus durfte, hat Gregor nach einer Pre-Camp-Lösung gesucht und die West Oregon University in Monmouth, 110 Kilometer nördlich von Eugene, gefunden. Wir haben hier unter anderem mit den Neuseeländern, Schweizern und Tschechen trainiert. Die Bedingungen sind sehr gut. Und die Zeitumstellung ist längst kein Thema mehr. Ich war nur am ersten Tag noch ein bisschen müde. Auch die ersten Trainings liefen richtig gut. Ich fühle mich top-fit und top-vorbereitet. Und freue mich auf meinen ersten Wettkampf in den USA, noch dazu im Leichtathletik-Mekka in Eugene. Das Stadion spielt alle Stückerln, ist ein Top-Leichtathletik-Stadion.

oe24: Zuletzt mussten Sie Stockholm auslassen, wie haben Sie die Rückenprobleme in den Griff bekommen und wie geht es Ihnen jetzt?
Weisshaidinger: Die Rückenprobleme haben wir sehr gut im Griff. Ich werde zwei Mal täglich massiert. Die Stockholm-Absage war in erster Linie eine Vorsichtsmaßnahme, um ja keine Verletzung und auch keine Covid-Infektion zu riskieren. So kam’s dann – schweren Herzens – zur Absage, ich wäre ja gerne in Stockholm gestartet. Das Meeting wurde als Olympia-Revanche aufgezogen. Das hätte gut gepasst. Um auf die Frage zurückzukommen: Aktuell spüre ich den Rücken gar nicht. Mir geht’s richtig gut.

oe24: Wie sehen die letzten Tage vor dem Bewerb aus? Schauen Sie sich auch andere Bewerbe an?
Weisshaidinger: Gestern habe ich erstmals im WM-Stadion trainiert und erste Erfahrungen mit dem Wurfring gesammelt. Davon abgesehen steht die Regeneration und Konzentration im Vordergrund. Heute gehen die Bewerbe los, aber vor meinem Wettkampf bleibe ich im Zimmer. Ich denke da Schritt für Schritt. Zuerst muss ich die Qualifikation schaffen, dann erst kann ich an Medaillen denken. Sobald mein Wettkampf vorbei ist, interessieren mich auch die anderen Bewerbe, allen voran Stabhochsprung, Speerwurf, Weitsprung, Dreisprung, Kugelstoßen, natürlich auch die 100 Meter. Am 21. Juli, also noch vor Ende der WM, geht’s für mich dann schon wieder heim. Nach der WM in Eugene ist vor der EM in München …

oe24: Das Feld scheint so dicht wie nie, wie viele Medaillen-Kandidaten gibt es?
Weisshaidinger: Kristjan Ceh, vierfacher Diamond-League-Sieger heuer, und Olympiasieger Daniel Stahl sind die Favoriten auf den Titel. Beiden haben heuer schon Würfe über 71 m gezeigt. Dazu kommen noch vier, fünf andere: der 19-jährige Mykolas Alekna, sein Vater war zweifacher Olympiasieger, Ex-Weltmeister Andrius Gudzius, der Olympia-Silbermedaillengewinner Simon Pettersson, der Olympia-Vierte Mat­thew Denny und ich.

oe24: Welche Weite wird aus Ihrer Sicht nötig sein für Edelmetall?
Weisshaidinger: 68,50 oder mehr. Das lässt sich schwer voraussagen. Da gibt’s viele Szenarien. Das Idealszenario wäre, die Konkurrenz mit einem weiten Wurf im ersten Durchgang zu schocken. Aber das ist leichter gesagt als getan. Die Grundvoraussetzung bringe ich mit: Mit meinem ungültigen 71-Meter-Wurf in Schwechat habe ich angedeutet, was möglich ist. Sowohl Stahl als auch Ceh sind für mich nicht unschlagbar. Dieses Wissen um die eigene Stärke hilft, wenn’s ernst wird. Mein Selbstvertrauen stimmt.

oe24: Hand aufs Herz: Nach drei Bronzemedaillen, wie groß ist der Wunsch nach mehr?
Weisshaidinger: Zuerst muss ich die Qualifikation schaffen, dann den Sprung unter die Top 3. Das wird schwer genug, wahrscheinlich so schwer wie noch nie. Die bisherigen Saisonleistungen haben alle, auch mich, überrascht. Mit meiner Rekordweite von 69,11 Metern liege ich in der Welt-Jahresbestenliste auf Platz fünf. Ich hatte heuer noch keinen perfekten Wurf, zumindest noch keinen, der gültig war. Die WM wäre der ideale Zeitpunkt für so einen Wurf. Aber dazu bedarf es vieler Faktoren, auch Glück.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.