Ausdauercoach klagt an

Lilge: 'Das muss auch dem Betreuer aufgefallen sein'

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Dopinggegner und Ausdauertrainer Lilge über den Seefeld-Skandal.

Ausdauertrainer Wilhelm Lilge sprach mit ÖSTERREICH über den Fall. 

ÖSTERREICH: Sie sind selbst Trainer. Wieso fällt das den Betreuern nicht auf, wenn Spitzensportler dopen?

Wilhelm Lilge: Bei Blutdoping gibt es Leitungssteigerungen innerhalb von Stunden, die auffallen müssen. Den Mannschaftskollegen, dem betreuenden Umfeld und all jenen, die nah am Sportler sind. Es ist absolut ausgeschlossen, dass dies nicht bemerkt wird. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist der Betreuer schlecht oder er lügt.

ÖSTERREICH: Trotzdem will im ÖSV-Team niemand etwas bemerkt haben, auch die Einstiche an den Armen nicht.

Lilge: Das Blutdoping kann auch an versteckten Körperstellen durchgeführt werden. Entweder haben alle in diesem Fall ihre Augen verschlossen, oder sie sagen nicht die Wahrheit. Es gibt beim Doping Methoden, die wirklich nicht auffallen, zumindest nicht kurzfristig. Doping mit Wachstumshormonen wirkt erst nach langer Zeit. Hier erfolgt die Leistungssteigerung aber abrupt. Das kann nicht durch Training oder andere Ernährung erzielt werden.

ÖSTERREICH: Sie sind auch Trainer – können Sie nachvollziehen, weshalb die Sportler dieses Risiko bei einer Heim-WM auf sich genommen haben?

Lilge: Indirekt. Sie trainieren 5, 10 oder 15 Jahre. Für Erfolg im Spitzensport brauche ich den unbedingten Erfolgsdrang. Da kommt es manchmal zu irrationalen Entscheidungen, die kaum nachvollziehbar sind. (wek)

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