Teilen

Seit 1866 pilgern Skisprungfans zum Holmenkollen. Mehr Tradition geht fast nicht mehr.

"Ankomst". Das ist nicht etwa die vertraute Per-Du-Begrüßung einer schwedischen Möbelhauskette. Ein Schild mit dieser Aufschrift ist der erste Eindruck nach der Landung auf dem Osloer Flughafen. Es heißt nicht anderes als "Ankunft" in der Stadt der Nordischen Weltmeisterschaften 2011. Die nur rund 600.000 Einwohner zählende norwegische Hauptstadt trägt von Mittwoch bis 6. März zum dritten Mal Welttitelkämpfe der Nordischen aus.

"Nordisches Mekka2
Als "Mekka des nordischen Skisports" wird Oslo und vor allem der Holmenkollen immer wieder bezeichnet. Nirgendwo ist die Begeisterung für diesen Sport so groß, dies zeigt sich auch bei der U-Bahnfahrt auf den Hausberg der Osloer. Langlauf-Ski sind hier keine Seltenheit, und sie gehören nicht etwa früh angekommenen WM-Sportlern, sondern den Einwohnern selbst. Denn gerade das macht Oslo vielleicht einzigartig: Das Stadtgebiet erstreckt sich auf rund 450 Quadratkilometer und ist einerseits vom Fjord und der Hafen-Idylle, andererseits von Wäldern, Natur und 2.600 km Skipisten umgrenzt.

Multikulturelles Welt-Dorf
Darum wird die Stadt gern auch als das "weltgrößte Dorf" bezeichnet. Ein "Dorf", das aber durchaus multikulturell und modern ist. Nicht nur die vor einem Jahr eröffnete, hochmoderne Holmenkollen-Großschanze mit einem Fassungsvermögen von 35.000 Zuschauern zeugt davon. Das "Neue Opernhaus" wurde 2008 eröffnet und zum "europäischen Bauwerk des Jahres" gewählt. Natürlich ist Oslo, das von 1624 bis 1925 in seiner rund tausendjährigen
Geschichte "Christiania" geheißen hat, nicht die typische Großstadt-Metropole.

Teuerste Stadt der Welt
Hupkonzerte und Hektik sind hier nicht gefragt, allerdings herrscht ein intensives Nachtleben. Und schwindelerregende Preise lassen Touristen ungläubig dreinblicken. Oslo soll laut einer Umfrage gar Tokio als teuerste Stadt der Welt abgelöst haben. In der Olympia-Stadt von 1952 sind aber nicht nur die Preise königlich, im royalen Palast residieren König Harald V. und Königin Sonja, die sich mit Familie für die Nordische WM angesagt haben.

Nobelpreise
Weltbekannt ist Oslo freilich auch für die jährliche Vergabe des Friedensnobelpreises im Rathaus. Der Schwede Alfred Nobel hatte sich hinsichtlich dieses Preises ausdrücklich für Norwegen ausgesprochen, die anderen vier werden ja in Stockholm vergeben. Weitere Attraktionen in Oslo sind auch die Museen des weltbekannten Malers Edvard Munch sowie des berühmtesten norwegischen Schrifstellers Henrik Ibsen.

Tolle Stimmung garantiert
Doch in den kommenden zwei Wochen steht die Stadt einmal mehr völlig im Banne des nordischen Sports. Die ski-verrückten Norweger werden zu Hunderttausenden die 21 Entscheidungen auf dem Holmenkollen (Hillsize: 134 m), dem im vergangenen September fertiggestellten Midtstubakken (HS 106), wo die Normalschanzen-Bewerbe und jener der Damen ausgetragen wird, und im 28.000 Fans fassenden Langlauf-Stadion verfolgen.

145 Jahre Skisprung-Tradition
Die ersten Skisprünge im Herzen des alten "Christiania" lassen sich bis ins Jahr 1866 zurückverfolgen. Um bessere Schneeverhältnisse zu garantieren, übersiedelte man auf den rund 350 m hoch gelegenen Holmenkollen. Im Jänner 1892 wurde der erste Wettbewerb ausgetragen. Schon damals, als nur 21,5 Meter weit gesprungen wurde, waren 12.000 Zuschauer vor Ort. Fast 150 Jahre Skisprung-Sport erklären den Status als "Wiege dieses Sports" wohl am besten. Fast 30 Jahre mussten die Osloer warten, ehe sie nach 1966 und 1982 zum dritten Mal zum WM-Veranstalter erkoren wurden. Ein nordisches Ski-Fest erster Güte wird erwartet, die winterfesten Norsker lassen sich auch von möglichen Wetterkapriolen nicht stören.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

ÖSTERREICH-Check am Holmenkollen

WM-Insider Irene Santovac-Friedl findet die Schneebedingungen spitze.

Beeindruckender Ausblick von knapp unterhalb des Schanzentisches.

Noch beendruckender wird's vom Sprungturm.

Ganz klar: Hier soll es rot-weiß-rote Medaillen regnen.

Noch ist die Anlaufspur der Großschanze nicht präpariert.