Skirennläuferin Nicole Schmidhofer beendet ihre aktive Karriere. Die Steirerin kündigte diesen Schritt an ihrem 34. Geburtstag - genau 16 Jahre nach ihrem ersten Rennen im Ski-Weltcup in Lenzerheide - in Soldeu/Andorra an.
Das Debütrennen war ein Super-G, ihr letztes Rennen wird am Donnerstag ebenfalls ein Super-G sein. In dieser Disziplin feierte sie am 7. Februar 2017 auch den größten Erfolg ihrer Karriere, als sie in St. Moritz Weltmeisterin wurde.
"Heute vor genau 16 Jahren habe ich mein Weltcup-Debüt gefeiert, somit schließt sich für mich der Kreis und ich blicke sehr dankbar auf die Weltcupzeit zurück", sagte Schmidhofer. "Meine Entscheidung fühlt sich richtig und gut an." Bis zuletzt kämpfte die Lachtalerin mit den Nachwehen einer schweren Knieverletzung. Beim Sturz in der Abfahrt von Val d'Isere am 19. Dezember 2020 zog sie sich einen komplexen Verrenkungsbruch zu, der das Zerreißen aller Bänder im linken Kniegelenk zur Folge hatte.
"Mir ist erst in den letzten Wochen klar geworden, dass die Verletzung mehr Spuren hinterlassen hat als geglaubt. Ich kann nicht mehr so befreit drauf losfahren und es steht für mich auch nicht mehr dafür, vollstes Risiko zu gehen", sagte Schmidhofer. "Auch hat sich für mich durch die schwere Verletzung die Wertigkeit verschoben. Deshalb ist es für mich Zeit geworden, neue Aufgaben und Herausforderungen ins Visier zu nehmen und mich auf ein neues Kapitel in meinem Leben zu freuen."
Erfolge blieben nach Comeback aus
Schmidhofer schaffte zwar den Weg zurück und gab weniger als ein Jahr später in Lake Louise ihr Comeback. An ihre erfolgreiche Zeit vor dem Sturz vermochte die Speed-Spezialistin, die mit ihrer heiter-aufgeweckten Art viele Fans gewann, jedoch nicht mehr anzuschließen. Ihre besten Resultate seitdem waren in dieser Saison zwei neunte Plätze im Super-G, zunächst in St. Moritz und dann nach dem Jahreswechsel in St. Anton. Zur Ski-WM in Méribel im vergangenen Februar wurde sie nach dem Votum der Trainer nicht mitgenommen.
Schmidhofer holte insgesamt vier Weltcup-Siege (drei Abfahrten, einen Super-G) und stand weitere acht Male auf dem Podest. Nach dem WM-Titel wagte sie einen Abstecher und knackte bei der Speedski-WM 2019 in Vars die Schallmauer von 200 km/h. Mit 217,59 km/h sicherte sie sich den österreichischen Rekord.
Schmidhofer bleibt Skisport erhalten
Dem Rennsport wolle sie in einer anderen Rolle erhalten bleiben, kündigte sie an. "Aber vorerst möchte ich die Ausbildung zur Reha-Trainerin fertig machen, damit ich meine Erfahrungen an andere weitergeben kann. Allein schon um zu zeigen, was alles machbar ist, auch wenn keiner mehr daran glaubt. Auch das Podcast-Projekt gemeinsam mit Conny Hütter möchte ich weiter ausbauen und noch mehr Einblicke hinter die Kulissen des Skirennsports - auch abseits der Pisten - gewähren", erklärte die seit Mittwoch 34-Jährige. Der Podcast "Wos dahinter steckt" ist auf Plattformen wie Spotify und Apple sowie über die Webseiten der beiden Sportlerinnen verfügbar.
"Nici hat unser Speed-Team über all die Jahre entscheidend mitgeprägt und wir verlieren eine großartige Athletin, die viel Erfahrung und Teamspirit in die Gruppe gebracht hat", würdigte Frauen-Rennsportleiter Thomas Trinker Schmidhofer zum Abschied. "Sie hat großartige Erfolge für Österreich erzielt und eine wichtige Rolle in der Mannschaft eingenommen."
ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober bescheinigte Schmidhofer "eine außergewöhnliche Persönlichkeit". Sie sei "eine Teamleaderin und eine Frau, die auch für ihren Blick über den Tellerrand hinaus bekannt ist. Neben ihrem Super-G Weltmeistertitel in St. Moritz hat mich das Comeback nach der schweren Knieverletzung sehr beeindruckt. Sie hat bewiesen, dass mit viel Motivation, Disziplin und dem Ziel, wieder am Start zu sein, vieles möglich ist. Wir bedanken uns ganz herzlich und wünschen Nicole für ihren neuen Lebensabschnitt nur das Beste."