Der tote Toni Sailer am Sex-Pranger. Eine Welle der Empörung schwappt übers Land.
"Über Tote redet man nur gut" - dieses eherne Gesetz ging am Donnerstag über Bord, als Journalisten einer Recherche-Plattform (Standard, dossier.at, ORF) den Uralt-Fall um die Ski-Lebende Toni Sailer an die Öffentlichkeit zerrten. Es ging um die Akte "Toni Sailer" aus dem Archiv des Justizministeriums.
Sie behandelt angebliche sexuelle Übergriffe durch den Jahrhundert-Sportler und Nationalhelden, die wegen politischer Einflussnahme folgenlos geblieben sein sollen. Sailer selbst hatte sie stets bestritten, er war nie juristisch belangt worden.
Ein Aufschrei ging durchs Land, Internet-User und prominente Ski-Stars forderten unisono: "Lasst Toni Sailer in Frieden." Sportminister und Vizekanzler HC Strache sprach von "geschmacklosem, letztklassigem Vorgehen", das pietätlos sei.
Kritik an der Rolle des öffentlich-rechtlichen ORF
In seiner Empörung hat er vielen aus dem Herzen gesprochen: Ob die Legenden Franz Klammer ("Glaube das nicht"), Annemarie Moser-Pröll ("Beschämend") oder Karl Schranz ("Frechheit") - kaum jemand versteht, warum ein unbewiesener Vorwurf aus dem Jahr 1974 einem längst verstorben Idol noch einmal angelastet wurde. Und warum sich ausgerechnet der öffentlich-rechtliche ORF an der zweifelhaften Story beteiligen musste, verstehen viele nicht.
Sailer war Olympiasieger und Weltmeister. Er war Schauspieler und Frauenschwarm. Der "schwarze Blitz aus Kitz" hat Österreichs Skisport weltweit berühmt gemacht.
Shitstorm im Netz: ›Schadet Österreich‹
Die oe24-User wollen sich ihr Idol nicht kaputt machen lassen. "Jetzt müssen schon Tote für eine Kampagne herhalten, das ist doch krank." So oder ähnlich reagierten Tausende Internet-Fans empört auf die Ursprungsgeschichte über Toni Sailer.
"Das schadet Österreich, da hat keiner was davon." Eine Meinung, die viele vertraten.