Ricker holt zweites Gold für Kanada. Krings wird 10., Ramberger 16.
Einen Tag nachdem die Herren mit viel Pech eine Medaille verpasst hatten, ging am Dienstag wie befürchtet auch Österreichs Mini-Damenteam im olympischen Snowboard-Cross leer aus. Sowohl Doresia Krings als auch Maria Ramberger schieden auf einer katastrophalen Piste schon in der ersten K.O.-Runde aus und belegten die Plätze 10 bzw. 16. Der Sieg ging an Maelle Ricker, womit auch das zweite Gold dieser Spiele für Kanada am Cypress-Mountain erobert wurde.
Verspätung wegen Wetter-Kapriolen
Der erste
Damen-Snowboard-Bewerb bei den Spielen in Vancouver wurde nach neuerlichen
heftigen Regenfällen sowie mit wegen Nebels zweistündiger Verspätung keine
große Werbung für die Mädchen. Viele hatten auf dem für die Männer gebauten
Kurs schon im Training große Probleme gehabt. Am Renntag war die Piste so
schlecht, dass gut die Hälfte des Starterfeldes überfordert wirkte.
Viele Stürze
Alleine in den beiden wegen Nebels mehrmals
unterbrochenen Qualifikationsläufen gab es 14 Stürze und verletzte
Boarderinnen wie die bulgarische Medaillenanwärterin Alexandra Jekowa. Die
Schweizer Qualifikationssiegerin Mellie Francon schied früh aus, die
Amerikanerin Lindsey Jacobellis ("Der Kurs war wie Erdäpfelpürree") wurde
vier Jahre nachdem sie auf unfassbare Weise in Turin Gold weggeworfen hatte
im Halbfinale disqualifiziert und nur Fünfte. Die Salzburgerin Manuela
Riegler war wegen einer im Training erlittenen Gehirnerschütterung gar nicht
erst an den Start gegangen.
Quali geschafft
Trotz der ungünstigen Voraussetzungen schafften
Krings und Ramberger zwar die Qualifikation, gleich im folgenden
Auftakt-Viertelfinale war für die beiden aber dann auch schon wieder
Schluss. Ramberger verzeichnete alleine am Renntag vier Stürze, Krings
musste im definitiv letzten Rennen ihrer Karriere in ihrem Heat auf Platz
drei liegend ebenfalls kurz zu Boden.
Kritik an Kurs und Verhältnissen
"Ich wollte Vollgas geben.
Die Landung war aber total weich, der Schnee hat diesen Kurs fast unfahrbar
gemacht", war Krings enttäuscht. "Man hat heute extrem leicht verkantet, das
hat man auch am Herumgepurzle der anderen Mädchen gesehen", kritisierte die
Salzburgerin, die in ihrer Karriere Weltcuprennen sowohl im SBX als auch PGS
gewonnen hat. "Ich bin wirklich schon viele Rennen gefahren. Aber an so
etwas kann ich mich nicht erinnern", sagte die 32-Jährige, die wegen Olympia
ein Kurz-Comeback gegeben hatte und nun endgültig abtritt.
Krings kritisierte freilich auch den Kurs. "Wir haben gewusst, dass es bei Olympia sehr massiv sein wird. Aber da sind Hindernisse drin, die sind Drei-Mann hoch. Sowas ist bei diesem Schnee für uns Mädchen fast nicht zu machen."
Auch Olympia-Debütantin Ramberger war unglücklich. "Der Kurs war eigentlich genial. Aber ich tu mir halt auf harten Pisten deutlich leichter, ich war selbst schuld", erklärte die 23-jährige Klosterneuburgerin, die sich still und heimlich zur Nummer eins im ÖSV-Crossteam gemausert hat. "Für mich kam Olympia ein Jahr zu früh", erklärte die Jus-Studentin. "Mir fehlt noch die Routine. Ein bisserl Zeit noch, dann schließen wir zu den Alpinen auf."
ÖSV hofft auf alpine Boarder
Bei den Alpinen liegt jetzt
kommende Woche auch die letzte Chance der ÖSV-Boarder, das hohe
Vancouver-Ziel von den zwei Medaillen die nicht aus Bronze sind, zu
erfüllen. Das Abschneiden der Damen kam auch für Koordinator Christian
Galler nicht ganz unerwartet. "Das Ergebnis spiegelt die Saison wider, dort
stehen wir derzeit eben im Damen-Cross."
Kanadisches Heimgold
Für die Kanadier hingegen passte an diesem
Tag alles. Keine 48 Stunden nachdem Buckelpistenfahrer Alex Bilodeau gleich
nebenan für das erste Heim-Gold in der Geschichte gesorgt hatte, wurde auch
die zweite Goldmedaille auf dem weitgehend schneelosen Zypressenberg
oberhalb von Vancouver eingefahren.
Es war eine große Genugtuung für die 31-jährige "Micky Mouse" Ricker, die in Turin noch im Krankenhaus gelandet war und am Dienstag fast die Qualifikation verpasst hätte, nachdem sie im ersten Lauf gestürzt war. "Ich wollte es eben spannend machen", scherzte sie. "Es war unglaublich schwer auf diesem Kurs. Aber dafür haben wir jetzt eine Unmenge Spaß", sagte die in Nord-Vancouver aufgewachsene und in Squamish lebende Lokalmatadorin, die nun älteste Snowboard-Olympiasiegerin der Geschichte ist.
Auch bei den SBX-Herren hatte sich Tags zuvor mit dem 33-jährigen Seth Wescott ein Routinier auf dem anspruchsvollen aber fairen Kurs des Kanadiers Jeff Ihaksi durchgesetzt. Rickers Medaille ist auch das zweite Snowboard-Gold für Kanada nach dem umstrittenen Sieg von Ross Rebagliati 1998 bei der Premiere in Nagano.