Österreichs Rodel-Mannschaft entpuppt sich als beliebtes Fotomotiv.
Wenn einem Babys für ein gemeinsames Foto in den Arm gelegt werden und man von wildfremden Menschen umarmt wird, dann ist man Olympiateilnehmer und macht gerade einen Spaziergang durch Whistler. Österreichs Rodler Nina Reithmayer, Wolfgang Kindl und ihre Einsitzer-Kollegen schnupperten am Sonntag Olympia-Luft und freuten sich über die große Aufmerksamkeit, die ihnen von den Bewohnern und Gästen des kleinen Ortes in British Columbia entgegengebracht wurde.
Training steht an
Die Herren dürfen erst am Mittwoch das erste
Mal zum Training in den Eiskanal, die Damen am Donnerstag. Bis dahin bleibt
Zeit für die Anpassung und um die Gegend rund um das Whistler Sliding Centre
ein wenig zu erkunden. Doch am liebsten wäre es dem Team von
ÖRV-Sportdirektor Markus Prock, wenn es sofort die technisch anspruchsvolle
und schnellste Bahn der Welt, die bei den Herren bereits Geschwindigkeiten
von 153,9 km/h und bei den Damen und Doppelsitzern 144 zuließ, runterdüsen
dürfte.
Selektive Bahn
"Wir sind jetzt zum vierten Mal da, die Bahn ist
sehr selektiv, da wird es sicherlich schwierig, vier konstante Läufe
runterzubringen", sagte Prock, der wie in Turin 2006 auf eine Medaille
hofft. Damals eroberten Wolfgang und Andreas Linger Gold im
Doppelsitzerbewerb und waren damit die einzigen Sportler neben jenen des
Skiverbandes mit Edelmetall. "Das ist das Ziel und die Doppelsitzer haben
die größten Chancen", so Prock.
Kampf um die Medaillen
Aber auch die bei der EM so starken
Einsitzer Wolfgang Kindl (Silber), Daniel Pfister (Bronze) und Manuel
Pfister (Platz sieben) sowie Reithmayer (Bronze) und Veronika Halder (Platz
vier) können mit einem guten Start vorne mit dabei sein. "Man muss von
Anfang an Top Sechs sein, wenn man um eine Medaille mitkämpfen will", weiß
Prock, der seinen Spaß daran hatte, zu beobachten, wie seine Aktiven beim
Sightseeing umschwärmt wurden. "Die Leute sind total fanatisch hier, wenn
man in Amerika oder Kanada ein 'Olympian' ist, wie sie hier sagen, dann ist
man was Besonderes."
Olympischer Gedanke
Das hatte auch die 29-jährige Halder
festgestellt. "Der olympische Gedanke steht hier an oberster Stelle", sagte
die Tirolerin, die vor vier Jahren in Turin den fünften Platz belegt hatte
und sich auf das erste Training freut. "Ich werde versuchen, gleich
reinzukommen, die sechs Läufe optimal zu nützen und ein Gefühl für die Bahn
und Sicherheit aufzubauen." Kindl hätte nichts dagegen, mehr Trainingszeit
zur Verfügung zu haben. "Drei Tage ist nicht besonders viel auf dieser
schwierigen Bahn, aber wir werden das Beste draus machen."
Sicherheitsvorkehrungen
Das große Interesse der Leute begeisterte
auch den nur 1,67 Zentimeter kleinen Vizeeuropameister ("Kaum ist man wo,
ist da gleich eine ganze Schlange an Leuten"), "nicht ganz so extrem" hatte
sich Winterspiele-Debütant Kindl (21 Jahre) allerdings die
Sicherheitsvorkehrungen beim Betreten des Olympischen Dorfes vorgestellt.
Die Rodler bewohnen ein Haus mit jeweils zwei Zweibettzimmern im Erdgeschoß
und im ersten Stock, der erste Eindruck des erst Samstagabend angekommenen
Teams war allgemein positiv.
Bereits mehr Erfahrung im Zeichen der Fünf Ringe hat die 25-jährige Nina Reithmayer (Achte 2006), die im Dorf "alles findet" was sie "braucht" und auch schon "einige bekannte Gesichter", sprich Rodler aus anderen Ländern, gesichtet hat. Ihre Hausaufgaben hat sie gemacht, dazu zählten Videostudium und Auswendiglernen der Bahnbeschreibung. Als Einzige hatte sie am Sonntag noch nicht die offizielle ÖOC-Überjacke an, da diese noch in der nicht ausgepackten, da erst eingetroffenen Materialkiste war.
Bei ihrem Spaziergang ließen die Rodler das Betreten des "Medals Plaza" nahe des Marketplace aus. "Da sind wir nur vorbeigegangen. Ich hoffe, dass ich ihn noch betreten werde", sagte Reithmayer augenzwinkernd. Am besten, um sich eine Medaille abzuholen.