Vancouver

Rodler nach tödlichem Unfall geschockt

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Trotz des SChocks wollen die ÖRV-Rodler wie geplant an den Start gehen.

Nach dem tragischen tödlichen Rodel-Unfall des Georgiers Nodar Kumaritaschwili in Whistler ist der Schock bei den Rodlern und Funktionären groß. ÖRV-Sportdirektor Markus Prock schickt seine Athleten dennoch "mit ruhigem Gewissen" die Bahn hinunter, "aber wir haben es ihnen freigestellt zu starten." Es sei der erste tödliche Unfall seit den sechziger Jahren gewesen, ein Risiko werde es immer geben.

Zu hohes Tempo
Die Geschwindigkeit sei grundsätzlich aber auch ihm zu viel. "Es wäre genug, wenn man 130 bis 135 kmh fährt", so Prock. Den Todessturz aber nur auf die Geschwindigkeit zu reduzieren, wäre zu einfach, denn auch mit 15 km/h weniger hätte der Unfall mit der Fahrlinie des Georgiers genauso enden können, glaubt der Tiroler.

Am traurigsten im Österreich-Haus blickte Ex-Rodlerin Angelika Neuner drein. Die für den ORF als Fachkommentatorin angereiste Tirolerin, Olympia-Zweite 1992 und -Dritte 1994, konnte es kaum fassen, was an diesem schwarzen Tag der Olympia-Historie passiert war.

"Es ist eine ganz traurige Geschichte. Ich habe es gesehen, wie sie probiert haben, ihn zu reanimieren. Ich habe Gott sei Dank den Unfall nicht gesehen. Mir ist es sehr nahe gegangen", meinte Neuner im Interview mit der APA. "So etwas darf eigentlich nicht mehr passieren."

Kleine Tücken
Die Bahn im Whistler Sliding Centre sei zwar toll. "Es ist eigentlich eine schöne Bahn, nur halt leider mit kleinen Tücken." Nahe gegangen ist es freilich auch den ÖRV-Starterinnen Veronika Halder und Nina Reithmayer, die sich dann aber doch auch zwecks Ablenkung zur Teilnahme an der Eröffnungsfeier in Vancouver überreden ließen. "Ich weiß, dass Veronika den Unfall während des Krafttrainings mitverfolgt hat und sicher ziemlich schockiert war, ihr ist es sehr nahe gegangen. Aber die Trainer waren dann gleich da und haben mit ihnen geredet."

Bis Freitagabend Ortszeit war allerdings von einem Verzicht eines ÖRV-Sportlers auf ein Antreten nicht die Rede. Doch auch wenn die "Show weitergehen muss", das Gold des Siegers wird wohl nicht so glänzen wie sonst. "Mir tun die Sportler Leid", meint auch Neuner. "Ich glaube nicht, dass sich der Olympiasieger wirklich so voll freuen kann über den Sieg. Es hat alles einen Beigeschmack und es wird wohl eher die Erinnerung an den tragischen Unfall bleiben."

Grenzen
Das "Höher, weiter, stärker (und schneller)" hat eben auch seine Grenzen. "Man sollte vielleicht nicht mehr solche Hochgeschwindigkeitsbahnen hinstellen. Das ist wirklich am Limit. Es war damals schon in Salt Lake City so, als sie gesagt haben, das ist eine Autobahn, das ist zu schnell", erinnert sich Neuner. Danach seien in Cesana und in der Nähe von Moskau wieder so schnelle Eiskanäle gebaut worden.

Besonders tragisch: Nach dem Geschwindigkeits-Weltrekord von Manuel Pfister mit 154 km/h war noch knapp 24 Stunden davor eine Diskussion gestartet worden, künftige Olympiabahnen langsamer zu machen.

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