"Schurke" & "Betrüger"

Sportdirektor Gandler rechnet mit Dürr ab

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Peter Schröcksnadel überlegt, Langlauf-Sparte aus ÖSV auszúgliedern.

Im Langlauflager sitzt der Schock nach dem Dopingskandal um Österreichs Hoffnungsträger Johannes Dürr tief. Besonders ÖSV-Sportdirektor für Langlauf und Biathlon ließ in einem Interview am Rande des 50-Kilometer-Rennens der Herren seinem Ärger über den Skandal acht Jahre nach den Vorfällen in Turin freien Lauf. "Es ist da passiert, mit einem Athleten, für den wir alles getan haben, wirklich alles. Die Mannschaft drüben ist zerbrochen, da waren Nervenzusammenbrüche dabei. Wir haben uns den Arsch aufgerissen für den Hund. Und dann wirst du so betrogen."

Gandler kann Athleten nicht mehr Vertrauen
Der ehemalige Spitzenlangläufer fordert drastische Strafen für Dopingsünder. "Das sind Betrüger, aus fertig. Sowas gehört bestraft. Mir tut es leid für die Olympiamannschaft, wieder Olympische Spiele, wo ich sage unglaublich auch für meine Leute. Dann haben wir so einen Schurken, wo ich noch vor einem Tag gesagt habe: Ein Traumbursche. Und was sage ich heute? Man lernt nicht aus im Leben. Betrüger gibt es", so Gandler zornig.

Für seine Athleten kann und will Gandler künftig nicht mehr die Hand ins Feuer legen. "Das ist somit für mich gegessen. Tut mir leid, auch wenn es ungerecht ist", stellte er unmissverständlich klar.

Wird Langlauf aus ÖSV ausgegliedert?
Peter Schröcksnadel kündigt gegen Dürr eine harte Gangart an. "Herr Dürr muss die Konsequenzen daraus tragen - wir haben ihn aus dem Verband ausgeschlossen."

Zudem überlegt der langjährige ÖSV-Präsident Änderungen im Verband. "Die Frage die sich für uns stellt: Sollen wir die Langläufer überhaupt noch im Verband behalten. Ich werde in der Präsidentenkonferenz vorschlagen, dass die Langläufer sich einen eigenen Verband gründen. Denn dieses Theater wollen wir nicht mehr", so der 62-Jährige im ORF-Olympiastudio an. Zuletzt hatte der ÖSV immerhin zwischen 800.000 und 900.000 Euro in den Langlauf gesteckt.

Mitleid hat Schröcksnadel mit dem Sportlichen Leiter Gandler. "Für den Gandi ist das ganz, ganz schlimm. Der ist ein Ehrenmann und der hätte sich das auch nie erwartet."

Erschreckende Doping-Bilanz
In der Geschichte von Winterspielen hat es bisher 25 Dopingfälle geben, neun davon gehen auf das Konto von Österreich, alle im Lager der Langläufer und Biathleten. Dürr ist der fünfte positiv getestete Sportler der Sotschi-Spiele. Zuvor waren bereits die deutschen Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle, der lettische Eishockey-Spieler Vitalijs Pavlovs (beide Methylhexanamin), der italienische Bobfahrer William Frullani (Dymethylpentylamin) und die ukrainische Skilangläuferin Marina Lisogor (Trimetazidin) als Betrüger entlarvt worden.

Auf Seite 2: Dürr droht nun vierjährige Dopingsperre durch FIS

Langläufer Johannes Dürr droht nach seinem Dopingfall nun eine vierjährige Sperre durch den Internationalen Skiverband (FIS). Da die FIS in der Regel solche Fälle durch ihre Kommission selbst behandelt, wird die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) wohl nicht eingeschaltet werden, erklärte NADA-Geschäftsführer Michael Cepic am Sonntag im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur.

Laut Cepic geschah die Kontrolle im Auftrag des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Sie wurde von einem ausländischen Dienstleister des IOC am 16. Februar in Obertilliach in Osttirol, wo Dürr sich auf den abschließenden 50-km-Olympia-Bewerb vorbereitete, durchgeführt.

"Es war definitiv EPO", bestätigte Cepic, dass Dürr das Hormon Erythropoietin (EPO), das die Bildung der für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlichen roten Blutkörperchen anregt, zu Dopingzwecken missbraucht habe. Solche Vergehen können von der FIS nun mit vierjährigen Sperren bestraft werden.

Da Dürr geständig ist, könnte es aber auch zu einer Strafmilderung kommen, etwa wenn der 26-jährige Niederösterreicher Hintermänner nennen sollte. Die Anhörung des Dopingsünders durch die FIS-Kommission kann aber erst dann durchgeführt werden, wenn der Fall Dürr, der derzeit noch in der Obhut des IOC liegt, an den Internationalen Skiverband übergeben worden ist.

Dass Dürr in jüngster Zeit sehr oft kontrolliert worden ist - ÖOC-Präsident Karl Stoss sprach von 14 negativen Tests -, hängt mit seinen guten Resultaten im Olympia-Winter zusammen, vor allem seinem sensationellen dritten Platz in der Tour de Ski. "Wenn ein Athlet signifikante Leistungssteigerungen aufweist, dann kommt er in einen internationalen Test-Pool", erklärte Cepic, ohne sich damit konkret auf den Fall Dürr zu beziehen.

Dabei wird dann auch der biologische Pass mit dem genauen Blutprofil eines Athleten von Experten genau analysiert. Sofern sich in diesem nicht erklärbare Unregelmäßigkeiten herauskristallisieren, wird der Betroffene genau unter die Lupe genommen. "Wenn man draufkommt, dass sich etwas nicht normal verhält und auch nicht durch bestimmte Ursachen wie etwa Krankheiten erklärbar ist, dann werden die Tests engmaschiger und gezielter", erläuterte Cepic, wie Dopingsünder mithilfe des biologischen Pass' entlarvt werden können.

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