Skicrosserinnen sind nach überzeugender Qualifikation chancenlos.
Österreichs Skicrosser müssen die Heimreise von Olympia ohne Medaille antreten. Nach den vier Herren gingen am Freitag auch Katrin Ofner und Andrea Limbacher leer aus. Beide Österreicherinnen scheiterten nach nächtlichem Schneefall im Viertelfinale, Limbacher überstand einen Sturz unverletzt. Obwohl Sotschi-Siegerin Marielle Thompson in Runde eins ausschied, gab es einen kanadischen Doppelsieg.
Kelsey Serwa gewann das große Finale vor Landsfrau Brittany Phelan, Thompson hatte aber vergangenen Oktober einen Kreuzbandriss erlitten und war mit einer Wild Card angetreten. Nach dem Sieg von Brady Leman bei den Herren gingen damit beide Goldene im Ski Cross nach Kanada.
Bronze und damit die zweite Cross-Medaille ging durch Fanny Smith an die Schweiz. Die schwedische Weltmeisterin und Topfavoritin Sandra Näslund blieb im Finale vor den Augen ihres Königs Carl Gustaf als Vierte hingegen medaillenlos.
"Arg zu sehen, dass Fanny eine Medaille holt", machte Ofner deutlich, was an diesem Tag möglich gewesen wäre. "Ich bin mit ihr zwei Tage Heats gefahren und hab sie hergebrannt. Das tut jetzt schon ein bissl weh", sagte die Steirerin.
"Plötzlich bin ich gelegen"
Der Kurs im Bokwang Snow Park präsentierte sich wegen des Neuschnees deutlich langsamer als an den Trainingstagen. Trotzdem lieferten Limbacher und Ofner in Runde eins starke Leistungen ab und stiegen problemlos auf. Im Viertelfinale wurde Ofner aber trotz eines Blitzstarts auf der Geraden überholt und nur Dritte. Limbacher kam bei einer Linkskurve auf den Innenski, rutschte aus und wurde über den nächsten Sprung geschleudert.
"Ich weiß nicht, was da passiert ist. Plötzlich bin ich gelegen und habe gewusst, der Traum ist geplatzt", sagte Limbacher enttäuscht. "Es ist bitter, wenn man sich so lange auf etwas vorbereitet hat. Ich habe ein großes Ziel, das mich seit langem getrieben hat, nicht erreicht", zeigte sich die Weltmeisterin von 2015, die schon mehrere Kreuzbandrisse hinter sich hat, betrübt.
Das Positive sei, so Limbacher, dass sie dank Olympia an beiden Knien viel weitergebracht hätte. "Ich fühle mich seit langem wieder sehr fit. Ich habe gewusst, dass ich's drauf habe. Ich habe aber die Leistung nicht gebracht, die es für eine Medaille gebraucht hätte", gab sich die 28-jährige Oberösterreicherin selbstkritisch.
Ofner nimmt 2022 ins Visier
Auch Ofner rätselte zunächst. "Die Ski sind am Start richtig gut gerutscht. Aber dann gab es einige Flecken, wo es mich richtig hergestoppt hat", berichtete die 27-jährige Steirerin. Auf die Ski wollte sie sich auf keinen Fall ausreden. "Man hat drei Tage für uns getestet." Zwar bei ganz anderen Bedingungen, dennoch habe man am Renntag gutes Material gehabt. Plus: "Die neuen Verhältnisse haben mir eigentlich getaugt. Ich bin eine, die sich schnell einstellt."
So groß die Enttäuschung nun natürlich sei: "Die Sonne geht morgen auch wieder auf", sagte Ofner, die sich spontan vornahm, 2022 auch noch dabei zu sein. "Ich bin so richtig heiß aufs Ski Cross fahren weil ich sehe, dass ich voll dabei bin. Ich habe noch dieses Feuer in mir und ich weiß, dass ich extrem schnell sein kann. Leider ist das heute hier nicht aufgegangen."
"Sowohl bei Herren als auch Damen haben wir das nötige Glück nicht gehabt", lautete das Gesamt-Resümee von Willibald Zechner. Der ehemalige Alpin-Rennfahrer und nunmehrige Cross-Cheftrainer bedauerte vor allem das Aus von Christoph Wahrstötter bei den Herren. "Er war sicher unser heißester Kandidat."
Limbacher hat Glück bei Sturz
Bei den Damen habe der Grundspeed prinzipiell gepasst. "Aber Katl ist über einige Elemente nicht schön drüber gekommen und hat Speed verloren. Da wird es dann schwierig, bei dem Neuschnee abseits der Ideallinie vorbei zu kommen", lautete Zechners Analyse. Zu Limbacher sagte er: "Andrea hat dem Druck in der Kompression nicht ganz standhalten können. Sie hatte Glück, denn so ein Sturz in den freien Fall kann auch blöd ausgehen."
Dass die Trauben bei Olympia selbst für die Favoriten hoch hängen würde, könne man an Näslund sehen. "Sie hat sechs von acht Weltcuprennen gewonnen und steht jetzt mit leeren Händen da."
Die Ski-Cross-Fraktion des ÖSV hatte vor den Spielen großen Aufwand betrieben, mit dem Crosspark auf der Reiteralm hatte man auch ein ideales Training zur Verfügung gehabt. Davon erhofft sich Zechner viel. "Das ist ein wichtiger Baustein für die Zukunft. Man kann dort bei perfekten Bedingungen von früh bis spät trainieren. Wir können uns für die Zukunft einiges erwarten, das Interesse bei den Jungen könnte aber größer sein."