Ex-Vertraute packen aus

Jetzt tobt Spesen-Krieg in der FPÖ

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FPÖ-Politiker attackieren Strache. Und wollen „ganzen Strache-Clan“ weghaben.

„Es geht zu wie auf der Titanic“, sagt ein FPÖ-Mann. Der jüngste Skandal – gegen Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sowie zwei weitere Blaue wird wegen des Verdachts der Untreue ermittelt (siehe rechts) – löst jedenfalls ein „jeder gegen jeden“ in der FPÖ aus. Wenige Tage vor der Nationalratswahl droht der FPÖ eine echte Zerreißprobe:

FPÖ-Vordenker Andreas Mölzer spricht im ÖSTERREICH-Gespräch aus, was viele in der FPÖ denken: „Um die Einheit der freiheitlichen Familie sicherzustellen, sollte Strache jetzt von sich aus die FPÖ-Mitgliedschaft ruhend stellen, bis alle juristischen Vorwürfe und parteiinternen Dinge geklärt sind.“ Dass Strache das machen werde, bezweifeln FPÖ-Insider freilich. Im Gegenteil.

Der Ex-FP-Chef droht vielmehr, zurückzuschlagen.

Wegen der bereits bewiesenen Fakten gegen Strache – ein „Mietzuschuss von 2.500 Euro im Monat“, Spesenkonto, Gage für seine Frau und mehr – und den ­juristischen Ermittlungen wegen des Verdachts der Scheinrechnungen (es gilt die Unschuldsvermutung) wollen immer mehr FPÖ-Länderorganisationen Straches Parteiausschluss.

Niederösterreichs FPÖ-Landesrat Waldhäusl bezeichnet Strache als „Brandstifter“ und will die „volle Härte des Gesetzes gegen ihn“. Die FPÖ Wien will ihn bei einem FP-Vorstand am Dienstag suspendieren.

FPÖler: Wer wusste in Partei noch von Straches Spesen?

Die Landesorganisationen von Oberösterreich, Steiermark und Vorarlberg würde ihn am liebsten noch vor der Wahl ausschließen. Das „traut sich Norbert Hofer allerdings nicht, da Strache sonst die Partei spalten könnte“, sagt ein FPÖ-Stratege.

Zudem verlangen einige Blaue nun Auskunft darüber, wer „noch aller in der FPÖ von Straches Spesen wusste und wer das genehmigte“. Teile der FPÖ wollen mit „dem gesamten Strache-Clan in der FPÖ aufräumen“. Spätestens nach dem Wahlsonntag droht der FPÖ ein Partei-Tsunami.

Mölzer: "Strache soll jetzt FP-Mitgliedschaft ruhend stellen"

In der FPÖ mehren sich nach Auffliegen der Spesen-Affäre die Stimmen, die dem ehemeligen Parteiobmann Heinz Christian Strache nahelegen, sich aus der Partei zurückzuziehen. So sagt der freihetliche Vordenker und ehemalige EU-Abgeordnete Andreas Mölzer gegenüber ÖSTERREICH: "Um die Einheit der freiheitlichen Familie sicherzustellen, sollte Strache jetzt von sich die FPÖ-Mitgliedschaft ruhend stellen, bis alle juristischen Vorwürfe und parteiinternen Dinge geklärt sind."

Zuvor hatte bereits der niederösterreichische FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl als "Brandtifter" bezeichnet, den "die volle Härte des Gesetzes" treffen möge, sollten die Vorwürfe stimmen.
 

Hofer auf oe24.TV über Skandal: "Seit Mai 12.600 Euro Spesen"

ÖSTERREICH: Wie erleben Sie das Strache-Drama mit dem Bodyguard, den Spesen? Das muss den Wahlkampf schwierig machen, oder?

Norbert Hofer: Ich habe schon viel erlebt in der Politik und in meinem Leben. Sie wissen, ich habe eine Behinderung, es hat geheißen, ich kann nie mehr arbeiten oder gehen. Aber ehrlich, die letzten Tagen waren für mich das Schlimmste, was ich in meinem Leben bisher erlebt habe. Weil du machst einen Wahlkampf, du versuchst, eine Partei nach einer Krise wieder nach oben zu bringen, dann kommt die nächste Geschichte.

ÖSTERREICH: Haben Sie auch ein Spesenkonto?

Hofer: Ich habe kein Spesenkonto und auch keine Parteikreditkarte. Ich habe meinen Büroleiter gefragt, wie hoch meine Ausgaben seit meinem Amtsantritt im Mai bis heute waren. Es waren 12.600 Euro mit Reisen, Sprit und allen Ausgaben. Das ist auch viel Geld für viele Menschen. Aber das war in vier Monaten.

Oliver R. Leibwächter Strache Bodyguard
© Facebook
Ex-Leibwächter von Strache, Oliver R., packte aus.

Bodyguard & Sekretärin belasten Strache

Gegen Heinz-Christian Strache, seinen einstigen Sicherheitschef Oliver R. und seine Ex-FP-Büroleiterin Karin S. wird wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Gestern bestätigte die Staatsanwaltschaft die ÖSTERREICH-Story, wonach die einst enge Vertraute von Strache am Mittwoch ebenfalls bereits einvernommen wurde und dass eine „Vielzahl an Unterlagen und Rechnungsbelegen sichergestellt wurde“.

Sowohl Oliver R. – der kurzfristig festgenommen, dann wieder auf freien Fuß gesetzt wurde – als auch Karin S. haben sich „kooperativ“ gezeigt. Übersetzt: Die zwei langjährigen Wegbegleiter Straches und FPÖler haben ausgepackt. Dabei geht es um mutmaßliche Scheinrechnungen – für Strache und die zwei weiteren Genannten gilt die Unschuldsvermutung – in der Höhe von „über 5.000 Euro“, so die Staatsanwaltschaft offiziell. ÖSTERREICH-Recherchen ergeben, dass es um „mehrere Zehntausend Euros“ gehen soll.

Die zwei Strache Ex-Mitarbeiter haben offenbar über diese Rechnungen ausgesagt und erklärt, wer ihnen den Auftrag gegeben habe. Strache dementiert alle Vorwürfe. Laut Justiz-Insidern hätten aber die „Rechnungen und die zwei ausführlichen Aussagen der zwei Mitarbeiter den Verdacht gegen Strache erhärtet“. Er soll als Nächster einvernommen werden. ÖSTERREICH: Wie erleben Sie das Strache-Drama mit dem Bodyguard, den Spesen? Das muss den Wahlkampf schwierig machen, oder?

 

Isabelle Daniel

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