In Spesen-Causa festgenommen

Ex-Leibwächter: 'Ich hasse Strache nicht'

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Seit Jahren sammelte er Material gegen den Ex-FPÖ-Chef Strache. Vor wenigen Monaten bestätigte er in einem Interview auch, dass es eine Verbindung zu den Ibiza-Auftraggebern gebe.

Fünf Jahre Haft drohen nun dem in der Nacht auf Dienstag verhafteten Leibwächter des Ex-FPÖ-Parteiobmanns: Dass nun gegen diesen Wiener FPÖ-Kommunalpolitiker und Polizisten wegen Verdachts der Erpressung (§ 144 StGB) ermittelt wird, ist das bittere Ende einer jahrelangen Beziehung zur Führungsriege der Freiheitlichen.

Das "Profil" interviewte den ehemaligen Bodyguard Straches kurz nach der Ibiza-Causa und dem Publikwerden, dass er und ein verdächtiger Anwalt Kontakt zueinander hatten. In dem Mitschnitt spricht der Leibwächter auch über seine Beziehung zu jenem Wiener Advokaten, der mit dem Ibiza-Video in Verbindung gebracht wird. "Kenne ihn, aber das ist auch kein Geheimnis", sagte er gegenüber dem "Profil. Eine Zusammenarbeit leugnet er, gibt aber im selben Satz zu, dass jener Anwalt auch sein Anwalt sei.

An ein Treffen mit möglichen Beteiligten des Ibiza-Videos will er sich nicht erinnern. Angesprochen darauf, dass es Zeugen gibt, die behaupten, dass er sich mit Verdächtigen in einer Wiener Pizzeria getroffen habe, rechtfertigt er dies wie folgt. "Diese Adresse ist die ehemalige Wohnadresse des ehemaligen Bundesparteiobmanns (Strache, Anm. d. Red.) gewesen. Ich kenne die so alle nicht. Ich war dort, weil mein Chef dort war und wir auf ihn gewartet haben. Ich war nicht der einzige Sicherheitsmann dort. Der andere war ja auch da", so die Erklärung. Dass ein Naheverhältnis zwischen ihm und dem verdächtigen Anwalt nach außen äußerst merkwürdig wirkt, will der ehemalige Sicherheitsreferent Straches trotz mehrfachen Nachfragens so nicht gelten lassen.

"Nein, ich hasse Strache nicht!"

Angesprochen auf sein angeblich zerrüttetes Verhältnis zu seinem Ex-Chef, zeigt er sich überrascht. Der "Profil"-Journalist fragt ganz offen, ob er Strache hassen würde, weil er seine politische Karriere nicht genug gefördert habe. "Nein, ich hasse HC Strache definitiv nicht!", so der Ex-Leibwächter. "Ich habe auch niemals eine politische Karriere angestrebt."

Zudem leugnet er, von der Existenz des Ibiza-Videos gewusst zu haben. Auch während Straches Privatreisen war er nie dabei. "Wir waren niemals mit auf Ibiza. Wir haben keine private Auslandsreise gemeinsam mit unserem Chef gemacht."

Den Feind im eigenen Auto

Hass oder nicht, aber auch ÖSTERREICH erfuhr von den "Schwierigkeiten" mit dem "Sicherheitsreferenten" aus der FPÖ: "Er fühlte sich schlecht behandelt." Seit 2013 soll der blaue Polizist dann auch Material gesammelt haben, mit dem seinem Chef geschadet werden könnte - Strache hatte seinen gefährlichsten Feind also ständig um sich und stundenlang vor sich im Auto sitzen.

Bodyguard weiß viel von Strache

Der Leibwächter und Chauffeur des FPÖ-Obmanns hörte auch bei brisanten Telefonaten mit, saß bei den Treffen mit anderen Politikern, Unternehmern und Journalisten direkt am Nebentisch. "Er wusste damit, bei welchen Themen Strache emotional wird, auf was Strache ,anspringt'", meint ein FPÖ-Abgeordneter im Gespräch mit ÖSTERREICH. Der "Sicherheitsreferent" schnappte so wichtige Infos für ein großes Projekt auf: die Vorbereitung für die "Operation Ibiza", die Video-Falle für Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus.

So besteht der Verdacht, dass Straches Leibwächter schon damals, 2015, Kontakt zum Wiener Rechtsanwalt M. hatte, der die Produktion des Ibiza-Videos bereits gestanden hat. Und auch jetzt, im Sommer 2019, soll der inzwischen von Strache außer Dienst gestellte Bodyguard nach dem endgültigen Bruch mit dem Ex-FPÖ-Chef wieder mit M. kooperiert haben: Laut ÖSTERREICH-Informationen hätte der Anwalt die vom FPÖ-Kommunalpolitiker beim Ex-FPÖ-Chef gestohlenen und vielleicht sogar gefälschten Spesenabrechnungen an zwei Medien verteilt - erneut sollte der Ruf des Ex-Vizekanzlers kurz vor einer Wahl massiv beschädigt werden, die FPÖ an Stimmenzugewinnen gehindert werden.

Jetzt Hinweise auf Ibiza-Hintermänner?

In der Nacht auf Dienstag stoppten Kriminalbeamte der Soko Ibiza die mutmaßlich schwer kriminellen Handlungen von Straches Ex-Chauffeur und Ex-Leibwächter. Mit den Befragungen des Tatverdächtigen könnte sich jetzt auch einiges bei dem großen Polit-Krimi Ibiza-Video klären lassen: Es ist anzunehmen, dass der Polizist und Bodyguard als Vertrauter des Wiener Anwalts M. auch die Namen möglicher Hintermänner kennt, die dieses "Ibiza-Projekt" vorfinanziert haben. Und er wird bei den Vernehmungen auch erklären müssen, warum er sich mit einem Polizistengehalt und als Nebenerwerbs-Leibwächter ein äußerst luxuriöses Leben mit Sportwagen und teuren Uhren leisten konnte.

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