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Festnahme von Strache-Leibwächter

Hofer: 'Ein Anschlag auf die Demokratie'

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Der Sicherheitsmann wurde von der Soko Ibiza im Auftrag des Staatsanwaltes verhaftet – nun meldet sich die FPÖ-Chef Hofer zur Causa.

Jener ehemalige Sicherheitsmann des früheren FPÖ-Obmanns Heinz-Christian Strache, der am gestrigen Montag festgenommen wurde, war bis heute für die FPÖ aktiv. Er wurde schließlich am Dienstag von der Partei ausgeschlossen. Mehr als zehn Jahre lang war er der Leibwächter von HC Strache – jetzt sitzt der ehemalige Bodyguard in Haft. Der enge Vertraute Straches soll bereits 2013 begonnen haben, belastendes Material über Freiheitliche zu sammeln. Diese wollte er für Geld an die Behörden leiten. Dem ehemaligen Leibwächter drohen nun fünf Jahre Haft wegen Verdacht der Erpressung. 

Jetzt spricht Hofer

FP-Chef Norbert Hofer hat die Enthüllungen über hohe und angeblich falsch abgerechnete Spesen seines Vorgängers Heinz-Christian Strache am Dienstag als "Angriff auf die gesamte Demokratie" bezeichnet. In einem im Internet veröffentlichten Video sieht Hofer ein "kriminelles Netzwerk" sowohl hinter diesen Veröffentlichungen als auch hinter dem "Ibiza-Video". Die Vorwürfe gegen Strache will er prüfen.

"Ich werde als Obmann der FPÖ nicht zögern, die nötigen und angebrachten Konsequenzen zu ziehen, sollten sich die Vorwürfe bestätigen", kündigte Hofer an, die gegen Strache erhobenen Vorwürfe "rasch und gewissenhaft" zu untersuchen.

"Angriff auf die gesamte Demokratie Österreichs"

Scharfe Kritik übt Hofer in seinem Facebook-Beitrag daran, dass die Informationen über das bis zu 10.000 Euro pro Monat schwere Spesenkonto seines Vorgängers wenige Tage vor der Wahl an die Öffentlichkeit geraten sind: "Seit mehr als fünf Jahren wird hier mit hoher krimineller Energie und mit der klaren Absicht gearbeitet, die FPÖ schwer zu schädigen oder gar zu vernichten. Es handelt sich dabei um einen Angriff auf die gesamte Demokratie in unserer Heimat Österreich."

Hofer vermutet dieselben Personen hinter den nunmehrigen Berichten, die Strache bereits die "Ibiza-Falle" gestellt hätten. Er appellierte sowohl an die anderen Parteien, die Informationen nicht im Wahlkampf gegen die FPÖ zu verwenden, als auch an die Wähler, sich davon nicht beeindrucken zu lassen: "Lassen Sie nicht zu, dass Kriminelle Sie in Ihrer Wahlentscheidung beeinflussen."
 

Der Leibwächter - was er alles von Strache wusste

Fünf Jahre Haft drohen nun dem in der Nacht auf Dienstag verhafteten Leibwächter des Ex-FPÖ-Parteiobmanns: Dass nun gegen diesen Wiener FPÖ-Kommunalpolitiker und Polizisten wegen Verdachts der Erpressung (§ 144 StGB) ermittelt wird, ist das bittere Ende einer jahrelangen Beziehung zur Führungsriege der Freiheitlichen.

Den Feind im eigenen Auto

Seit 2013 soll es bereits "Schwierigkeiten" mit dem "Sicherheitsreferenten" gegeben haben, erfuhr ÖSTERREICH aus der FPÖ: "Er fühlte sich schlecht behandelt." Ab diesem Zeitpunkt soll der blaue Polizist Material gesammelt haben, mit dem seinem Chef geschadet werden könnte - Strache hatte seinen gefährlichsten Feind also ständig um sich und stundenlang vor sich im Auto sitzen.

Strache Bodyguard Leibwächter Oliver R.
© all

Bodyguard weiß viel von Strache

Der Leibwächter und Chauffeur des FPÖ-Obmanns hörte auch bei brisanten Telefonaten mit, saß bei den Treffen mit anderen Politikern, Unternehmern und Journalisten direkt am Nebentisch. "Er wusste damit, bei welchen Themen Strache emotional wird, auf was Strache ,anspringt'", meint ein FPÖ-Abgeordneter im Gespräch mit ÖSTERREICH. Der "Sicherheitsreferent" schnappte so wichtige Infos für ein großes Projekt auf: die Vorbereitung für die "Operation Ibiza", die Video-Falle für Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus.

So besteht der Verdacht, dass Straches Leibwächter schon damals, 2015, Kontakt zum Wiener Rechtsanwalt M. hatte, der die Produktion des Ibiza-Videos bereits gestanden hat. Und auch jetzt, im Sommer 2019, soll der inzwischen von Strache außer Dienst gestellte Bodyguard nach dem endgültigen Bruch mit dem Ex-FPÖ-Chef wieder mit M. kooperiert haben: Laut ÖSTERREICH-Informationen hätte der Anwalt die vom FPÖ-Kommunalpolitiker beim Ex-FPÖ-Chef gestohlenen und vielleicht sogar gefälschten Spesenabrechnungen an zwei Medien verteilt - erneut sollte der Ruf des Ex-Vizekanzlers kurz vor einer Wahl massiv beschädigt werden, die FPÖ an Stimmenzugewinnen gehindert werden.

Jetzt Hinweise auf Ibiza-Hintermänner?

In der Nacht auf Dienstag stoppten Kriminalbeamte der Soko Ibiza die mutmaßlich schwer kriminellen Handlungen von Straches Ex-Chauffeur und Ex-Leibwächter. Mit den Befragungen des Tatverdächtigen könnte sich jetzt auch einiges bei dem großen Polit-Krimi Ibiza-Video klären: Es ist anzunehmen, dass der Polizist und Bodyguard als Vertrauter des Wiener Anwalts M. auch die Namen möglicher Hintermänner kennt, die dieses "Ibiza-Projekt" vorfinanziert haben. Und er wird bei den Vernehmungen auch erklären müssen, warum er sich mit einem Polizistengehalt und als Nebenerwerbs-Leibwächter ein äußerst luxuriöses Leben mit Sportwagen und teuren Uhren leisten konnte.

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