Bleibt Hofer Parteichef?

Krisenstimmung bei der FPÖ nach Wahl-Pleite

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Die FPÖ fuhr ein deutliches Minus mit Verlusten von 10 Prozent ein - Parteipromis fehlten bei der FPÖ-'Wahlparty'.

Wien. Die FPÖ fuhr ein deutliches Minus mit Verlusten von 10 Prozent ein und kommt nur noch auf 17 Prozent - immerhin nicht der Absturz, den sie 2002 nach "Knittelfeld" erlitt. Damals mussten die Blauen das - mit 16,91 Prozentpunkten - mit Abstand größte Minus aller Parteien bei allen Nationalratswahlen verschmerzen. Wegen der herben Wahl-Niederlage drohen der FPÖ jetzt turbulente Zeiten.

Vilimsky will Neustart für FPÖ

FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky will angesichts der ersten Hochrechnungen einen Neustart für seine Partei. Man müsse "neue Gesichter in verantwortungsvolle Rollen holen" , sagte er am Sonntag in einer ersten Reaktion. Zudem müsse man nun eine "Wählerrückholaktion" starten, die sicher nicht wieder zehn Jahre dauern werde. Bei der kommenden Koalition sei ÖVP-Chef Sebastian Kurz am Zug.
 
"Es enttäuscht mich auf der einen Seite", kommentierte Vilimsky die Verluste für die Freiheitlichen. Allerdings zeige es auch, dass die "rot-weiß-rote Wählerburg uneinnehmbar" sei. Parteichef Norbert Hofer und der geschäftsführende Klubobmann Herbert Kickl hätten sich als Doppelspitze "hervorragend bewährt".
 
Das voraussichtliche Wahlergebnis zeige aber auch, "dass wir einen Neustart machen müssen", so Vilimsky. Ebenso kommunikativ wie auch im Controlling der Partei.

Keine echte Wahl-Party

Ausschließlich Medienvertreter haben sich im Medienzentrum der Freiheitlichen am Wahlnachmittag eingefunden. Blaue Prominenz ist zumindest eine halbe Stunde vor der Hochrechnung völlig ausgeblieben. Ebenfalls abwesend war die internationale Presse - was aber nicht auf Desinteresse zurückzuführen war: Aus Platzgründen waren nur österreichische Journalisten zugelassen.

Die beiden Listenersten der FPÖ, Parteichef Norbert Hofer und der geschäftsführende Klubchef Herbert Kickl, befanden sich zumindest im selben Gebäude wie die Medienvertreter, den Klubräumlichkeiten der FPÖ hinter dem Wiener Parlament. Eine erste Reaktion vor den Journalisten soll kurz nach der ersten Hochrechnung zumindest Generalsekretär Harald Vilimsky abliefern.

Muss FPÖ in die Opposition?

Sein Wunschergebnis sei "eine stabile Basis, damit die Regierungsarbeit fortgesetzt werden kann", betonte FPÖ-Chef Hofer. Nach der Wahl, beim Bundesparteivorstand der FPÖ am Dienstag, will Hofer dann damit beginnen, die Partei neu aufzustellen. Dabei werden sowohl die strategische Grundausrichtung als auch eine inhaltliche Vertiefung Thema sein, betonte er.

FPÖ droht jetzt die Spaltung

Die jüngsten Spesengeschichten – Strache erhielt einen Mietzuschuss von 2.500 Euro, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen mutmaßlicher Scheinrechnungen – sind Hofer und Teilen der Blauen schlicht zu viel.

Aber Hofer weiß, dass der gefallene Ex-FP-Chef bereits offen mit der Gründung einer eigenen Partei (siehe Politik­insider) droht und dann jede Menge Schmutz auf die FPÖ werfen könnte.

Die FPÖ Wien – hier streiten bereits die (wenigen) verbliebenen Unterstützer von Strache mit seinem Nachfolger Dominik Nepp – will Strache bei ihrem Vorstand am Dienstag nach der Wahl zumindest suspendieren, bis alle Vorwürfe geklärt sind.

Sie hofft, dass Strache die Flucht nach vorne antritt und, wie FP-Vordenker Andreas Mölzer es ihm via ÖSTERREICH ausgerichtet hatte, „von sich aus seine Parteimitgliedschaft ruhend stellt“.

Die Blauen wollen jetzt harte Oppositionslinie

Streit. Dem nicht genug, droht der FPÖ neben einer möglichen Spaltung der Partei durch Strache ein Streit um die Parteiführung. Sollte die FPÖ unter 18 Prozent fallen, wollen die FPÖ-Burschen­schafter – sie haben in der Partei das Sagen – FP-Hardliner Herbert Kickl statt Hofer. Der FP-Chef solle dann FP-Nationalratspräsident werden, während Kickl eine „harte Oppositionslinie“ vorgeben soll.

Oberösterreichs FP-Chef Manfred Haimbuchner soll, behaupten FP-Insider, „mit dem gesamten Strache-Clan brechen wollen“. Und Strache wiederum wolle über Hofer, Kickl, Haimbuchner und Co. „auspacken“, sagt ein Vertrauter.

Strache will Partei gründen

Modell Haider. Heinz-Christian Strache bleibt seinem Vorbild Jörg Haider treu: Wie einst Haider will auch Strache nun eine eigene Partei gründen, weil die Seinen mit ihm brechen wollen. Und wie einst Haider lotet er gerade auch Unterstützer und Financiers innerhalb der FPÖ aus, die er rüberziehen kann:

FPÖ-Insider berichten, dass der Ex-FPÖ-Chef – mitten im Spesensumpf – am Mittwoch im Büro der Freiheitlichen Wirtschaft im ersten Wiener Bezirk war. Dort soll er mit seinem langjährigen Förderer Karl Baron über eine neue Liste Strache für die Wienwahl geredet haben, die dieser finanzieren könnte.

Zumindest auf Bezirksrats­ebene dürfte es einige Blaue geben, die dem gefallenen Ex-FPÖ-Vizekanzler folgen könnten. Im Unterschied zu Haiders Zeit – da folgten weite Teile der FPÖ-Führung dem damaligen blauen Übervater – dürften aber im Wiener FPÖ-Vorstand nur „maximal zwei bis drei Personen folgen“. Mit dabei könnten FP-Wien-Sprecher Leo Kohlbauer und Stadträtin Ursula Stenzel sein. Im Gespräch mit Strache soll übrigens auch Haiders einstiges Mastermind Gernot Rumpold gesichtet worden sein.

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