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Auch Mails von Kurz betroffen

Hacker-Angriff auf ÖVP: Waren es Russen?

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VP-Kanzlerkandidat Kurz zeigt einen Cyberangriff auf ÖVP an. Die Hintergründe.

Wien. Watergate 2.0 in Österreich? Dreieinhalb Wochen vor der Nationalratswahl gibt die ÖVP genau das an: 1.300 GB ihrer Daten seien gestohlen worden. „Das Ziel war, den Wahlkampf zu beeinflussen und zu manipulieren“, lässt Kurz die mutmaßliche Politbombe im ÖSTERREICH-Gespräch platzen.

Konkret soll es um Server der ÖVP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse in Wien gehen. Auch der Zugangsaccount von Kurz selbst sei gehackt worden, berichten Insider zudem. Und der inoffizielle Verdacht, wer hinter dem Angriff stecken könnte, ist schwerwiegend: russische Geheimdienstkreise. Einzelne in der ÖVP verdächtigen allerdings auch Recep Erdo­ğans Türkei.

"Angreifer waren fünf Wochen im VP-System"

Offiziell will Kurz „keine Mutmaßungen anstellen“. Er hat Experten der Cyber­security-Firmen CyberTrap und SEC Consult (siehe Kasten rechts) am Dienstag engagiert, die nun „erste Ergebnisse gewonnen hätten“, erklärt Cyber-Security-Topmann Avi Kravitz: „Am 27. Juli gab es den ersten erfolgreichen Angriff auf einen Server der ÖVP. Am 11. August haben die Angreifer die Netzwerkkomponenten infiltriert und kompromittiert.“ Damals sei auch ein „administrativer Account“ unter Kon­trolle der Cyberkriminellen gebracht worden.

Und hier wird es besonders brisant: Nicht nur erheb­liche Datenmengen seien so „gestohlen“ worden. Dadurch hätten die Angreifer auch die Möglichkeit erhalten, „zu machen, was sie wollen“. Heißt: Sie hätten jede Datei, jede E-Mail „manipulieren“ können. „Fünf Wochen waren die Angreifer im VP-­System. Am 3. September haben wir die Verbindung gekappt“, so Kravitz. So eine Cyberattacke koste „im sechsstelligen Bereich“ und könne nur von Profis durchgeführt werden.

Staatsanwaltschaft Wien ermittelt bereits

Angriffe auf politische Parteien im Wahlkampf sind freilich nicht neu: Der Server der US-Demokraten wurde 2016 gehackt. Mutmaßlicher Drahtzieher: Russland. 2017 wiederum wurden tausende Daten von der Partei von Frankreichs heutigem Prä­sidenten Emmanuel Macron gestohlen und über das Kreml-nahe WikiLeaks verbreitet. Im selben Jahr sollen russische Kreise auch Twitter-Accounts von allen Parteien – bis auf die Rechtsaußen AfD – gekapert haben. Auch da wurden russische Stellen verdächtigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits. Und der Wahlkampf ist im ­Finale um einen Skandal reicher.

Isabelle Daniel

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