Wahl-Insider

Der türkise Kampf

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Je stärker die ÖVP wird, desto leichter eine Regierungsbildung, erklärt ein VP-Stratege.

In der türkisen Welt gibt man sich angesichts konstant guter Umfragewerte – die ÖVP liegt zwischen 35 und 37 Prozent – gerne offiziell gelassen. Hinter den Kulissen ist die türkise Wahlkampfmaschinerie freilich bereits voll angelaufen. Denn Sebastian Kurz ist klar, wie schwer eine Regierungsbildung für ihn sein könnte. „Desto stärker wir werden, desto leichter wird es. Sonst wird es ein Krampf“, sagt etwa ein VP-Mann.

Kurz will Asylthema nicht mehr so dominant spielen

Kurz ist seit dieser Woche jedenfalls – wie in dieser Kolumne angekündigt – im Dauereinsatz. Bis zum Wahltag am 29. September will er immer neue inhaltliche „Reformvorschläge“ präsentieren, um so das Tempo vorzugeben. Für alle soll etwas dabei sein. Wie berichtet, hat die ÖVP „100 Ideen“ ausgearbeitet, die unter „drei großen Zielen“ stecken würden, wie Kurz es in ÖSTERREICH nennt.

Das Kapitel „sich zu Hause sicher fühlen“ soll naturgemäß konservative VP-Wähler und irritierte einstige FPÖ-Wähler ansprechen. Kurz kann und will das Migrationsthema zwar nicht mehr so dominant spielen wie im Wahlkampf 2017 – damals war es europaweit Thema Nummer eins –, aber vor allem mit seiner Forderung eines Kopftuchverbotes für Mädchen auch ab 14 Jahren und für Lehrerinnen will er polarisieren und signalisieren, dass „es uns jetzt um Integration“ gehe, so ein türkiser Stratege. Damit wolle man den „Spin der Blauen, dass wir türkise-grüne Politik betreiben wollen, zerstören und zeigen, dass Sebastian (Kurz) auf seinem Weg bleibt“, so der VP-Insider.

Aber: Kurz will mehr als die 31,5 Prozent von der letzten Nationalratswahl. Also verbreitet er die Themenlage auch auf „lebenswertes Österreich“ und einen „Kampf für heimische Lebensmittel“. Damit will er – gerade im ländlichen Bereich – eine Abwanderung seiner Wähler zu den Grünen verhindern.

Und, last, but not least setzt der VP-Kandidat im Finale auch verstärkt auf Wirtschaft und Soziales.

Seine ursprünglich mit der FPÖ paktierte Steuerreform soll ab jetzt kontinuierlich getrommelt werden. Im Wahlkampffinish will er aber noch „sozialpolitische Maßnahmen“ angekündigten und so als „gemäßigter Konservativer“ auch sozialdemokratisch eingestellte Wähler ansprechen. So wie es einst Angela Merkel in ihren starken politischen Zeiten vorgelebt hatte.

Isabelle Daniel

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