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Angriff auf ÖVP-Zentrale

Hackerangriff: Laut Experten Profis am Werk

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ÖVP vermutet Auftraggeber aus politischem Umfeld und will auch ausländische Geheimdienste nicht ausschließen 

Der Cyberangriff auf die ÖVP sei laut Analysen von Experten für Wirtschafts- und Industriespionage durch hochversierte Profis erfolgt und habe mehrere Wochen von Ende Juli bis Anfang September gedauert, wie Avi Kravitz von CyberTrap erklärte. Die Hacker seien in der Lage gewesen, Daten abzuziehen, zu löschen, zu manipulieren oder auch hinzuzufügen.
 
Große Datenmengen seien demnach im August auf einen ausländischen Server gezogen worden. Entdeckt wurde das Datenleck am Dienstag dieser Woche. Laut Kravitz handle es sich um Profis und keine Anfänger. Das Ziel sei längere Zeit ausgespäht worden. Der oder die Hacker hätten sich Zugriff auf die Infrastruktur der ÖVP verschafft und über eine Art "goldenen Schlüssel" verfügt. Damit sei es theoretisch auch möglich gewesen, Daten zu manipulieren. Für Kravitz riecht die Sache nach Auftragsarbeit.
 

Ökonomisches Motiv

Nach den ersten Einschätzungen der ÖVP stecke kein ökonomisches Motiv hinter der Attacke. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Auftraggeber aus dem politischen Umfeld kommen oder ausländische Geheimdienste dahinterstehen und der Versuch der Wahlbeeinflussung vorliege. Der Aufwand für einen Hackerangriff dieser Dimension liege im sechsstelligen Bereich.
 
Der Angriff ist laut Kurz vergleichbar mit jenen auf die Kampagne des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron oder auf den vergangenen US-Wahlkampf. In Österreich habe es bisher im politischen Kontext noch nie eine solche Attacke gegeben, erklärte Kurz. Der ÖVP-Spitzenkandidat stößt sich vor allem an der laut den internen ÖVP-Analysen erfolgten Vermischung von wahren und falschen Materialien. Kurz wies vorsorglich auch gleich zurück, dass es sich bei den von der ÖVP am Donnerstag kommunizierten Infos um eine gezielte Inszenierung oder Wahlkampfstrategie handeln könnte.
 

Unterlagen gelangten zu Medien

In den vergangenen Wochen wurden gleich zwei mal interne Unterlagen aus der Parteizentrale in Medien veröffentlicht. Zunächst landete eine Liste von Parteispendern via anonymem Absender im digitalen Briefkasten des "Standard". Der Veröffentlichung durch die Tageszeitung war die ÖVP zuvorgekommen, indem man die Spenderdaten selbst via Aussendung veröffentlichte.
 
Zuletzt publizierte die Wochenzeitung "Falter" eine angeblich geheime Buchhaltung der Türkisen, durch die über der Wahlkampfkostenobergrenze liegende Wahlwerbeausgaben im heurigen Jahr verschleiert worden sein sollen. Die ÖVP wies diese Darstellung als falsch zurück und erklärte, dass das "Falter"-Dossier teils echte und teils verfälschte Unterlagen enthalte. Wegen des Datenlecks kursierten zuletzt auch Spekulationen über einen Maulwurf in der ÖVP-Parteizentrale.
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