Der große Check

Social-Media-Wahlkampf: Schärfer, lauter, mehr Inhalt!

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Der Intensivwahlkampf hat begonnen, die Parteien rüsten sich für die letzte Schlacht.

In Rund 3 Wochen ist der Spuk schon wieder vorbei, doch dazwischen wird die Zeit von scharfen Wortmeldungen, Angriffen auf den Mitbewerber aber auch von deutlich mehr Inhalt geprägt sein.

Showman entdeckt Inhalte

Mediensturm. Der Ex-Kanzler kommt derzeit aus den Schlagzeilen nicht mehr raus, doch während sich Kurz in den diversen TV-Duellen unangenehmen Themen wie Schredder-Gate, gefälschte E-Mails und Hacker-Skandal widmen muss, herrscht auf Facebook gelassenere Stimmung. Am Image des Saubermanns soll nicht gekratzt werden, weswegen man sich auf Facebook meist auch nur marginal mit diesem Themen auseinandersetzt. Zu den ästhetischen Bildern, die den Parteiobmann mit Wählern und Sympathisanten zeigen, reihen sich nun auch konkrete Inhalte und Forderungen ein. Ein erfrischender Umstand in ­einem bisher sehr inhaltlosen Wahlkampf.

Frontfrau schärft Konturen

Endspurt. Auch bei SPÖ-Chefin Rendi-Wagner nehmen die lächelnden Schmeichelfotos langsam ab, dafür gibt es nach diversen Wahlkampf-Peinlichkeiten endlich Inhalte. Klima, Wohnen, Gesundheit sind die drei großen Steckenpferde der SPÖ. Die Marke Rendi-Wagner wurde in den vergangenen Wochen passend zu den nun stärker propagierten Themen aufgebaut. Störfaktoren bleiben allerdings die Zwischenrufe diverser Funktionäre aus den Bundesländern Die „Menschlichkeit siegt“-Kampagne könnte sich aber am Ende als doch wirkungsvoller Herausstellen als anfänglich gedacht.

Neuer starker Mann

Neue Spitze. Die anfängliche Doppelspitze aus Herbert Kickl & Norbert Hofer ist Geschichte, hatte man vor zwei Wochen noch das Gefühl, als wäre eigentlich Kickl die Nummer 1 der Bundesliste, so versucht man nun den ­Faserschmeichler Hofer aus dem Sommerschlaf zu wecken. Mit mehr TV-Auftritten, mehr Postings auf Facebook & Co. und auch mithilfe eines schärferen Profils soll nun die liebliche Allzweckwaffe die Kohlen aus dem Feuer holen. Kickl mobilisiert derweil die Hardliner seiner Partei und auch wenn man den laut FPÖ-Fans „besten Innenminister aller Zeiten“ die eine oder andere TV-Konfrontation gönnt, so steht dieser Tage eindeutig Norbert Hofer im Vordergrund.

Mau nach gutem Start

Endspurt. Die größte Enttäuschung dieses Wahlkampfes sind die Grünen. Die 3 Wochen Sommerurlaub, die sich Kogler gegönnt hat, waren tödlich für die Steigerung seiner Bekanntheit. Der 57-jährige Tiroler absolviert zwar brav das Pflichtprogramm, dennoch verlassen sich die Grünen hauptsächlich auf das omnipräsente Thema „Klimawandel“. Für eine Partei, die aber vor zwei Jahren aus dem Nationalrat geflogen ist, ist dies schon fast eine arrogante Haltung. Die zweite Reihe der Grünen ist derweil mit Twitter-Hickhack und Twitter-Wahlkampf beschäftigt. Eine positive Ausnahme stellt hier allerdings Leonore Gewessler dar, die ehe­malige Global-2000-Chefin vertritt glaubwürdig das Kernthema der Grünen und punktet mit Kompetenz. Für die Grünen geht’s jetzt um alles, es wäre fatal, diese Chance jetzt nicht zu nutzen.

Neos fehlt die Inszinierung

Konstant. Beate Meinl-Reisinger ist konstant souverän. Die dreifache Mutter hat konkrete Vorstellungen für die Zukunft und äußert diese klar ohne den bereits überstrapazierten Schmutzkübel oft zu nutzen. Die grelle Parteifarbe reicht allerdings längst nicht mehr, um im Wahlkampfgetöse aufzufallen. Der Brandstätter-Turbo ist verpufft und übrig bleibt eine Spitzenkandidatin, die zwar mit verstärkten Inhalten punktet, aber eigentlich niemanden so wirklich interessiert.

Lukas Jozseffi

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