oe24.TV-Interview

Julia Herr: "Platz 1 ist ein realistisches Ziel"

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Julia Herr, SJ-Vorsitzende, kandidiert am siebenten Platz der SPÖ-Bundesliste.

Die Vorsitzende der Sozialistischen Jugend im oe24.TV-Interview
 
oe24.TV: Sie haben ja bereits vor kurzem bei der EU Wahl kandidiert, jetzt bei der Nationalratswahl. Wie zufrieden sind sie den mit diesen ersten Wochen des SPÖ Wahlkampfs?

Julia Herr: Wir haben unseren offiziellen Jugendwahlkampf gestern gestartet. Wir haben das Thema Freihandelsabkommen in den Mittelpunkt gestellt, um aufzuzeigen, dass Klimapolitik nicht nur losgelöst allein zu betrachten ist, sondern mit Wirtschafts- und Sozialpolitik zu tun hat.
 
oe24.TV: Klimaschutz ist ein ganz großes Thema in dem Wahlkampf, aber es ist bei den Grünen geparkt. Allen, denen das besonders wichtig ist, die wählen ohnehin die Grünen. Wie will die SPÖ dagegen ankommen?

Herr: Ich glaube, dass es überhaupt nicht so ist. Ich glaub, das Thema ist ganz vielen Menschen wichtig, nicht nur Grün-Wählerinnen. Letztendlich haben wir gerade diesen Sommer die Auswirkungen gespürt bei 35 Grad, wo ältere Personen das Haus nicht mehr verlassen können. Und wo auf einer Baustelle der erste Bauarbeiter wegen Hitze gestorben ist.
 
oe24.TV: In allen Umfragen kommt die SPÖ derzeit nicht wirklich vom Fleck. Die ÖVP liegt bei 36%, also 14% vor der SPÖ, die bei 22 % liegt. Ist Platz 1 überhaupt noch ein realistisches Ziel?

Herr: Auf alle Fälle. Wenn man in einen Wahlkampf geht, muss man motiviert sein. Ich glaube, dass sich sehr wohl noch viel verändern kann in den Wochen.
 
oe24.TV: Nach der Wahl muss eine Regierung gebildet werden. Können Sie sich das mit Sebastian Kurz vorstellen?
 
Herr: Die Frage, mit wem man in eine Koalition geht, muss von Inhalten abhängen: Mit wem kann ich was umsetzten? Zum Beispiel Thema Wahonen: Bei den Koalitionsverhandlungen muss es darum, wer bereit ist wirklich einen Mietzinsobergrenze einzuführen. Da gibt es viele Forderungen. Mit Sebastian Kurz kann ich mir das schwer vorstellen, vor allem deshalb weil man ja gesehen hat, für wen die ÖVP Politik macht. Die, die gut gespendet haben, haben danach auch ihre Steuersenkung bekommen. So eine Politik kann die SPÖ nicht machen.
 
oe24.TV: Ist die Vermögenssteuer eigentlich für sie eine Koalitionsbedingung?
 
Herr: Ws ist extrem wichtig, dass wir die Verteilung von Vermögen in diesem Land angehen. Wir sehen, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich extrem öffnet, dass in den letzten 10 Jahren die Löhne stagniert sind, dass wir ganz viele Menschen haben die nicht von dem Gewinn, der erwirtschaftet wurde, ihren fairen Anteil bekommen. Natürlich müssen wir über Vermögenssteuern reden.
 
oe24.TV: Wenn die SPÖ in eine Koalition geht, dann müssen solche Vermögenssteuern im Koalitionsabkommen stehen?
 
Herr: Es gibt ganz viele Themen, die wichtig sind. Das können Vermögenssteuern, aber auch leistbaren Mieten sein, die wir ganz dringend brauchen. Das kann aber auch der Mindestlohn sein.
 
oe24.TV: Wie stehen Sie eigentlich zu einer Klima- oder Co2-Steuer? In Deutschland wird das gerade heftig diskutiert, wäre das Ihrer Meinung nach auch in Österreich sinnvoll?

Herr: Wir müssen das CO2, das erzeugt wird, natürlich besteuern. Aber die Frage ist: Wer muss zahlen? Sind das dann die Menschen, die jeden Tag mit dem Auto in die Arbeit pendeln und wo es einfach keine Zugstrecke gibt, die sie verwenden könnten? Co2- Steuern muss man vor allem für jene einführen, die sie tatsächlich auch bezahlen können. In den letzten 30 Jahren wurden über 70% der gesamten
CO2 Ausstöße von nur 100 Unternehmen verursacht.
 
oe24.TV: Ihre Parteichefin war auf Urlaub. Im Internet kursiert ein Bild, das sie in einem luxuriösen Club in Südfrankreich zeigt. Ist das nicht unglücklich, sich mitten im Wahlkampf so ablichten zu lassen?

Herr: Ich kann prinzipiell zu ihrem privaten Urlaubsaufenthalt sehr wenig sagen. Ich weiß, dass sie ein paar Tage in Italien war, dann in Frankreich, Aber ich glaube. dass gute Vertretung von Arbeitern und Arbeiterinnen nicht davon abhängt, wo ich auf Urlaub gehe, sondern für welche Forderungen ich einstehe.
 
oe24.TV: Also Sie haben kein Problem damit?
 
Herr: Ich war fünf Tage in Kärnten wandern, das was sehr schön.
 
oe24.TV: Ein weiteres Social Media Thema ist unter dem Hashtag „Schnitzelgate“ gelaufen. Pamela Rendi-Wagner hat in dem Fall gepostet: „Schnitzel darf nicht zum Luxus werden“. Ist das wirklich das größte Problem, das wir haben?

Herr: Nein, aber ich glaube das geht darum, dass auch gute Lebensmittel leistbar sein müssen für uns alle. Ich glaube dass das fast jeden im Alltag täglich betrifft, wenn man einkaufen geht, die Frage, wie viel kostet gutes Fleisch. Immer wenn davon gesprochen wird alle sollen Bio Fleisch kaufen gehen, das muss man sich erstmal leisten können.
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