Costa Concordia

16 Jahre Haft für Kapitän Schettino

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Die Staatsanwaltschaft hatte 26 Jahre für den 54-Jährigen gefordert.

Der ehemalige Kapitän des 2012 havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" ist zu 16 Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden. Das Gericht in der italienischen Stadt Grosseto verurteilte Schettino am Mittwochabend wegen fahrlässiger Tötung im Zusammenhang mit der Havarie mit 32 Todesopfern. Der Prozess hatte im Juli 2013 begonnen.



Milder als erwartet
Das Urteil fiel milder als erwartet aus. Die Staatsanwaltschaft hatte 26 Jahre und drei Monate Haft gefordert, die Verteidigung auf Freispruch plädiert. Das Gericht berücksichtigte eine Reihe strafmildernder Faktoren. Schettino wurde auch zu einem fünfjährigen Berufsverbot verurteilt, er wird außerdem lebenslang von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen. Das Gericht lehnte den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Inhaftierung Schettinos ab, denn es bestehe keine konkrete Fluchtgefahr. Dieser Beschluss wurde mit dem korrekten Verhalten des Kapitäns begründet, der an fast allen Gerichtsverhandlungen teilgenommen hatte. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, Schettino kann dagegen Berufung einlegen. In diesem Fall könnte das Berufungsverfahren noch in diesem Jahr beginnen.

Entschädigungszahlungen
Schettino wurde zur Entschädigungszahlung an mehrere Nebenkläger verurteilt, die auch in diesem Fall niedriger als erwartet ausfielen. Der Kapitän und die Reederei Costa Crociere, Betreiberin der Costa Concordia, werden überlebende Passagiere, Familienangehörige der Todesopfer, die Region Toskana, das italienische Umweltministerium und die Insel Giglio entschädigen müssen. Die Gemeinde der Insel wird lediglich 300.000 Euro kassieren, obwohl sie 300 Mio. Euro gefordert hatte.

Eine Entschädigung in Höhe von 30.000 Euro erhielt auch die Ex-Geliebte des Kapitäns, Domnica Tschemortan (Cemortan). Diese hatte berichtet, einen doppelten Schaden als Passagierin und wegen des "Medienangriffes" aufgrund ihrer Beziehung zum Kapitän erlitten zu haben. Sie hatte deswegen eine Entschädigung von 200.000 Euro verlangt. Die Tänzerin hatte sich zum Zeitpunkt des Unglücks mit Schettino auf der Kommandobrücke des Schiffes aufgehalten.

Das Gericht in Grosseto hatte nach siebenstündigen Beratungen das Urteil gegen Schettino, den einzigen Angeklagten in dem Prozess um die Havarie der Costa Concordia, gefällt. Der aus der Nähe der süditalienischen Stadt Salerno stammende Kapitän wurde zu fünf Jahren Haft wegen fahrlässiger Havarie und zu zehn Jahren Haft wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Wegen des Verlassens des Schiffes mit Minderjährigen und Behinderten an Bord wurde Schettino zu einem Jahr Haft verurteilt.

Der Angeklagte war bei der Urteilsverkündung nicht im Gerichtssaal anwesend. Schettinos Rechtsanwälte berichteten, dass er Fieber habe. Kurz vor dem Urteil hatte der Angeklagte unter Tränen seine Rolle als Sündenbock beklagt. "Mein Kopf wurde geopfert, um wirtschaftliche Interessen zu schützen", sagte der Ex-Kapitän. "An diesem 13. Jänner 2012 bin auch ich zum Teil gestorben", sagte er. Schettino beklagte in seinen Schlussworten, er sei in den Medien falsch dargestellt, verleumdet und gedemütigt worden.

Die Costa Concordia war am 13. Jänner 2012 mit 4.229 Menschen an Bord auf einen Felsen vor der toskanischen Insel Giglio aufgelaufen. 77 österreichische Passagiere konnten sich retten. Das Schiff wurde im vergangenen Juli zur Verschrottung nach Genua geschleppt.

 

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