Verdacht auf Terrorismus

Ägyptischer "Schwarzer Block" im Fadenkreuz

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Für die einen spontane Flashmobs - Für die anderen Terrorzellen.

Ein "Schwarzer Block" in den Reihen der Protestdemonstrationen gegen die in Ägypten regierenden Islamisten steht im Fadenkreuz der staatlichen Sicherheitsorgane. Aber wer hinter dem mysteriösen Block steht, wie viel Anhänger und Einfluss er hat und ob er fest strukturiert ist, bleibt unklar. Manche ägyptische Oppositionelle halten den "Schwarzen Block" sogar für ein Gespenst, das vornehmlich über die sozialen Netzwerke wirkt.

Teilnehmer mit Kapuzenmützen oder Masken, einige von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, waren seit Ende Jänner bei den Kundgebungen zum zweiten Jahrestag des Volksaufstandes aufgetaucht. Sie bildeten Blöcke in den Demonstrationsreihen und proklamierten "Das Chaos gegen das Unrecht". In einem bei Youtube veröffentlichten Video bezeichnen sich Anhänger des "Schwarzen Blocks" als Gegner von Präsident Mohamed Mursi und seiner islamistischen Muslim-Bruderschaft und kündigen "Widerstand gegen die faschistische Tyrannei" an.

Die ägyptische Generalstaatsanwaltschaft nimmt die Gruppierung überaus ernst. Sie ordnete Verhaftungen an und beschuldigte die Block-Aktivisten, Sabotageakte begangen und Büros der Regierungspartei in Brand gesetzt zu haben. Einem warfen die Ermittler sogar vor, bei ihm seien israelische Pläne und Instruktionen zu Brandstiftungen in Versorgungseinrichtungen gefunden worden. Israel bezeichnete die unterstellten Verwicklungen als "absurd".

Hassam Jassin, Sprecher des Generalstaatsanwalts, ist sich sicher: "Der Schwarze Block ist eine organisierte Gruppe, die terroristische Akte begeht." Er fordert die Bürger auf, Verdächtige, die dieser Gruppierung angehören könnten, festzusetzen und der Armee oder Polizei zu übergeben. Auch als sich junge Oppositionelle über Facebook verabredeten, vor dem Sitz des Generalstaatsanwalts friedlich mit Kapuzenmützen gegen dessen Anordnungen zu protestieren, schlug die Polizei sofort zu und nahm eine Reihe der Protestierenden fest.

Die Bekleidungsmerkmale des "Schwarzen Blocks" nehmen Bezug auf linksextreme Gruppierungen in Europa, die seit den 1980er-Jahren vornehmlich bei globalisierungskritischen Demonstrationen in Erscheinung treten. Auch die Rhetorik auf der ägyptischen Facebook-Seite des Blocks, die mehrere zehntausend "Gefällt mir"-Klicks einsammelte, klingt martialisch: "Wir sind die Generation, die aus dem Blut der Märtyrer des Aufstands von 2011 hervorgegangen ist," heißt es da und weiter: "Revolutionen werden nicht mit Orangenblütenwasser geschrieben sondern mit Blut."

Aber Haïtham Nur, ein 25-Jähriger, der am Flashmob vor der Staatsanwaltschaft teilnahm, versichert: "Den Schwarzen Block gibt es gar nicht." Das seien alles spontane Verabredungen politischer Aktivisten. "Schwarze Brigaden" gebe es in Ägypten aber sehr wohl. Das seien die Milizen der Muslimbrüder und bewaffnete Gruppen der Salafisten. Im Web wird zugleich bereits vor einem "Weißen Block" gewarnt, der aus extremen Islamisten bestehe. Doch dieser ist bis heute genauso ominös wie sein schwarzes Gegenstück.

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