"Man besäuft sich nicht"

Alkoholgegner verprügeln trinkende Russen

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In Russland wurden mehrere Überfälle aus Jugendliche verzeichnet.

Eine Gruppe militanter russischer Alkohol-Gegner hat in Rostow am Don mehrfach Jugendliche verprügelt, die auf der Straße Bier tranken. Wie ein Polizeisprecher am Mittwoch bestätigte, wurde anhand von Internet-Blogs entdeckt, dass mehrere solcher Überfälle verübt worden seien. "Wir haben entdeckt, dass mehrere Angriffe auf junge Leute stattgefunden haben, die auf der Straße tranken", sagte Polizeisprecher Dmitri Loginow der AFP. "Mehrere Zeugen und Opfer haben solche Angriffe in ihren Blogs beschrieben, aber bisher hat niemand Anzeige erstattet."

Täter mit medizinischen Mundmasken

Auch bei den Angreifern handelt es sich offenbar um Jugendliche. Ein junges Mädchen berichtet in ihrem Blog auf dem Portal 161.ru, eine Gruppe von 14- bis 18-Jährigen habe andere Jugendliche angegriffen, die mit Bierdosen vor einem Supermarkt herumstanden. Die Täter hätten Jeans und medizinische Mundschutzmasken getragen, einige "hatten altkirchenslawische Aufschriften auf ihren T-Shirts". Sie hätten die Opfer zu Boden gestoßen und auf sie eingetreten. Die Polizei teilte mit, Slogans wie "Ein Russe besäuft sich nicht" oder "Schluss mit der Sauferei" seien in den vergangenen Wochen an mehreren Orten der Stadt an die Wände gesprüht worden.

Null-Promille-Grenze für Autofahrer
Auf der Website der Alkohol-Gegner (hvatitbuhat.ru) heißt es, mit der Aktion solle "über die katastrophale Lage im Land" hingewiesen werden wo "800.000 Menschen jedes Jahr an den Folgen des Alkohols sterben". Das aggressive Auftreten von Jugendgruppen mit gesellschaftspolitischen Botschaften wird seit Jahren vom Kreml unterstützt. Die russische Regierung betreibt ihrerseits eine Kampagne gegen exzessiven Alkoholkonsum, der offiziellen Angaben zufolge 500.000 Todesfälle pro Jahr zur Folge hat. Präsident Dmitri Medwedew hatte allerdings vor einem Jahr eingeräumt, dass die Bemühungen der Regierung bis dahin "keinerlei" Wirkung gezeitigt hätten.

In diesem Sommer unternahmen die Behörden einen neuen Versuch: In Moskau darf nachts kein hochprozentiger Alkohol mehr verkauft werden, außerdem gilt für Autofahrer eine Null-Promille-Grenze. Anfang des Monats hatte Finanzminister Alexej Kudrin das Ansinnen jedoch konterkariert. "Wer Wodka trinkt und raucht, hilft dem Staat", gab er als Rezept zur Aufbesserung der Staatsfinanzen aus.

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