Drama

Anklage gegen US-Schauspieler Smollett fallengelassen

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Bürgermeister und Polizei von Chicago regieren erbost.

Im aufsehenerregenden Fall um die angebliche Attacke auf den US-Schauspieler Jussie Smollett hat es eine neue Überraschung gegeben.

Die Staatsanwaltschaft in Chicago ließ alle Anklagepunkte gegen den Star der TV-Serie "Empire" fallen, der einen rassistischen und homophoben Angriff auf sich inszeniert haben soll. Im Gegenzug werde der 36-Jährige gemeinnützige Arbeit leisten und von ihm hinterlegte 10.000 Dollar Kaution nicht zurückverlangen, erklärte die Anklagebehörde.

Allerdings gab es höchst gegensätzliche Interpretationen dieses juristischen Vorgangs. Smolletts Anwältin Patricia Holmes widersprach der Darstellung der Staatsanwaltschaft, die Vorwürfe seien im Zuge einer Übereinkunft fallengelassen worden. "Es gab keine Abmachung." Smollett sei Opfer und nicht Täter. Der homosexuelle Afroamerikaner selbst zeigte sich erleichtert - und wies erneut jegliches Fehlverhalten zurück.

"Ich war seit dem ersten Tag auf allen Ebenen ehrlich und konsequent", sagte Smollett nach Bekanntwerden der Entscheidung. "Dies war eine unglaublich schwierige Zeit", fügte er hinzu. "Ehrlich, eine der schlimmsten in meinem gesamten Leben." Die Staatsanwaltschaft machte zunächst selbst kaum Angaben dazu, warum die Vorwürfe fallengelassen wurden - ob sich etwa die Vorwürfe gegen den Schauspieler nicht erhärtet hatten, oder ob es nicht im öffentlichen Interesse sei, den Fall vor Gericht zu bringen.

Später erklärte die Behörde, eine Abmachung sei "weder neu noch unüblich", sondern komme in Tausenden Fällen zur Anwendung. Die Staatsanwaltschaft stehe hinter den Ermittlungen der Polizei sowie der Anklageerhebung und habe Smollett nicht entlastet. Chicagos Bürgermeister Rahm Emanuel reagierte empört auf das Vorgehen der Staatsanwaltschaft und sprach von Justizversagen. "Herr Smollett sagt immer noch, er sei unschuldig, und macht immer noch die Polizei von Chicago schlecht.

Wie kann er es wagen?" Chicagos Polizeichef Eddie Johnson sprach von einer heimlich getroffenen Abmachung und einer "Umgehung des Justizsystems". Die Stadt Chicago erwarte nach wie vor eine Entschuldigung. Smolletts Familie erklärte dagegen, der Schauspieler sei durch die Entscheidung der Staatsanwaltschaft rehabilitiert. "Unser Sohn und Bruder ist ein unschuldiger Mann, dessen Name und Charakter zu unrecht in den Dreck gezogen wurde", hieß es in einer vom Sender ABC veröffentlichen Erklärung.

Smollett hatte Ende Jänner berichtet, er sei nachts in Chicago auf offener Straße von zwei Maskierten angegriffen und rassistisch und schwulenfeindlich beleidigt worden. Dabei sei auch der Wahlkampfslogan von US-Präsident Donald Trump, "Make America Great Again", gerufen worden.

Der Fall sorgte für viel Aufsehen und Sympathiebekundungen für Smollett. Nach Überzeugung der Polizei war die Attacke aber gestellt: Smollett soll sich selbst einen Drohbrief geschickt und anschließend zwei Bekannte mit dem vorgetäuschten Angriff beauftragt haben.

Der Schauspieler soll sich von seiner Opferrolle berufliche Vorteile erhofft haben. Smollett wurde in der Folge in 16 Punkten angeklagt. Er wurde zwischenzeitlich festgenommen, später aber gegen eine Kaution von 100.000 Dollar entlassen, von der er nur zehn Prozent - 10.000 Dollar - zahlen musste.

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