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Bayern

Syrer sprengt sich bei Musikfestival in die Luft

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27-jähriger Syrer detonierte Sprengsatz - Attentäter benatragte 2014 Asyl in Österreich.

Der Selbstmordattentäter vom bayerischen Ansbach hat 2014 auch einen Asylantrag in Österreich gestellt. Wegen eines positiv beschiedenen Asylantrags in Bulgarien im Jahr 2013 sei diese jedoch abgelehnt worden, sagte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck am Montag zur APA.

   Der Syrer sei nicht aus Österreich ausgewiesen worden, weil er über ein von Bulgarien ausgestelltes "Konventionsreisedokument" verfügte, das einen 90-tägigen Aufenthalt im Schengenraum erlaubt, fügte Grundböck hinzu. Bereits zuvor hatte das deutsche Innenministerium erklärt, der 27-Jährige hätte nach Bulgarien rückgeführt werden sollen. Er hatte sich seit 2014 in Deutschland aufgehalten, auch dort war sein Asylantrag abgelehnt worden.

IS-Hintergrund

Der Selbstmordanschlag von Ansbach hat nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann einen islamistischen Hintergrund. Das gehe aus einem Bekennervideo auf dem Handy des Attentäters hervor, in dem er sich zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bekenne und mit Anschlägen drohe.

Darin kündige der 27-jährige Syrer einen Racheakt gegen Deutsche an als Vergeltung, weil sie Muslime umbrächten, sagte Herrmann. In einer ersten Übersetzung des arabischen Textes heiße es, der Täter handle im Namen Allahs.

Abschiebung
Der Attentäter hätte nach Bulgarien abgeschoben werden sollen. Dies erklärte eine Sprecher des deutschen Innenministeriums am Montag in Berlin. Der Täter hatte in Deutschland um Asyl angesucht, was jedoch abgelehnt worden war. Er war wegen Drogendelikten polizeibekannt und galt als suizidgefährdet.

Berlin: Attentäter wurde in Österreich registriert

Der Attentäter soll auf seiner Flucht nach Deutschland auch in Österreich und zuvor in Bulgarien registriert worden sein. Dies gehe aus entsprechenden Einträgen im Eurodac-System, der gesamteuropäischen asylrechtlichen Datenbank, hervor, erklärte ein Sprecher des deutschen Innenministeriums laut AFP in Berlin.

Im Wiener Innenministerium konnte man vorerst nicht bestätigen, dass der syrische Flüchtlinge auch durch Österreich gereist ist. "Aktuell liegt noch keine Bestätigung vor", sagte Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck.

Aufgrund des Eurodac-Eintrags hätte der Syrer nach Bulgarien abgeschoben werden sollen.

Syrer sprengt sich bei Musikfestival in die Luft
© Google Maps

Karte: Hier befindet sich Ansbach

Sprengsatz in Rucksack
Herrmann sagte bei der Pressekonferenz, der Täter habe die Explosion vorsätzlich herbeigeführt. Er habe früher bereits zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen. Der Inhalt des Rucksacks, den der Täter bei sich trug, sei aber geeignet gewesen, noch mehr Menschen zu töten.

Video zum Thema: Ansbach: Täter war polizeibekannt


Polizeiangaben zufolge waren weit verstreut Metallteile aufgefunden worden. Bei islamistischen Anschlägen im Nahen Osten werden häufig Metallteile oder Nägel zur Verstärkung der Wirkung eines Sprengsatzes benutzt. Dem Minister zufolge war der 27-Jährige bereits wegen anderer Vorfälle polizeibekannt gewesen.

Wieder Bayern
Herrmann zeigte sich nach einem Besuch am Tatort entsetzt und sprach von einem "weiteren schlimmen Tag für unser Land". Besonders beunruhigt zeigte sich Herrmann über die Tatsache, dass die Tat offensichtlich von einem Asylbewerber verübt wurde. "Ich bin entsetzt, dass jemand die Möglichkeit, sich in unserem Land aufzuhalten, derartig missbraucht", sagte der Minister. Es sei nicht von der Hand zu weisen, "dass das in einer ganz schlimmen Weise das Asylrecht in unserem Land diskreditiert".

Herrmann mahnte zu politischen Konsequenzen: "Wir müssen alles dafür tun, dass solche Gewalt in unserem Land von Menschen, die als Asylbewerber in unser Land gekommen sind, nicht weiter um sich greift."

Zurtritt auf das Gelände verwehrt
Auf der nächtlichen Pressekonferenz in Ansbach schilderten Herrmann und der Nürnberger Polizeivizepräsident Roman Fertinger den Hergang der Tat: Der 27-jährige Syrer habe gegen 22.00 Uhr versucht, auf das Gelände des Open-Air-Festivals zu kommen. Der Zutritt sei ihm verwehrt worden, weil er keine Eintrittskarte besaß.

Daraufhin habe der Mann den in einem Rucksack versteckten Sprengsatz gezündet. Es sei "glücklichen Umständen" zu verdanken, "dass nicht weitere Menschen zu Tode gekommen sind", sagte Herrmann. Staatsanwalt Michael Schrotberger sagte auf der Pressekonferenz, es werde wegen Mordversuchs in zwölf Fällen ermittelt.

Suizidversuche
Der 27-Jährige war nach Angaben des Ministers wegen zweier Suizidversuche in Ansbach in medizinischer Behandlung gewesen. Fertinger berichtete, der Mann sei wegen Drogen- und Nötigungsdelikten polizeibekannt. Eine Sonderkommission prüfe nun, ob er Verbindungen ins islamistische Milieu gehabt haben könnte. Wegen politisch radikaler Ansichten sei er den Behörden bisher noch nicht aufgefallen.

Innenminister Herrmann wies darauf hin, dass es sich nach der Zugattacke von Würzburg und dem Amoklauf von München bereits um die dritte große Bluttat binnen weniger Tage in Bayern handelte. Diese Entwicklung sei "ungeheuerlich", die Bevölkerung sei "verunsichert", sagte Herrmann.

Solche Bluttaten seien "sicherlich nicht typisch für Flüchtlinge in unserem Land", fügte Herrmann hinzu. "Aber die Sorgen und Ängste in unserer Bevölkerung werden zunehmen." Am Dienstag wolle die bayerische Regierung auf ihrer Klausur am Tegernsee über Konsequenzen für einen besseren Schutz der Bevölkerung beraten.
 

Anschlag in Ansbach


 
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