Christchurch-Terror

Anschlagsopfer (13) beerdigt Vater und Bruder

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Die ersten Anschlagsopfer von Christchurch wurden beigesetzt 

Nach dem Attentat auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch sind am Mittwoch die ersten der insgesamt 50 Opfer beigesetzt worden. Als Erste wurden ein syrischer Flüchtling und sein Sohn zu Grabe getragen. Australien Regierungschef Scott Morrison lud unterdessen aus Verärgerung über Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu den Angriffen den türkischen Botschafter vor.
 
Neuseeland will am Freitag mit zwei Schweigeminuten der 50 Todesopfer des rassistisch motivierten Anschlags von Christchurch gedenken. Eine Woche nach dem Massaker eines mutmaßlich rechtsextremistischen Täters in zwei Moscheen soll das ganze Land stillstehen. Dies kündigte Premierministerin Jacinda Ardern am Mittwoch bei einem weiteren Besuch in der Stadt an.
 

Zaid (13) überlebte

Zur Beerdigung der beiden ersten Opfer fanden sich Hunderte Trauernde auf dem Friedhof unweit der Linwood-Moschee, dem zweiten Anschlagsort, ein. Nach Gebeten wurden Khalid Mustafa und sein 15-jähriger Sohn bestattet. Ihre Namen wurden über Lautsprecher bekannt gegeben. Die Familie der beiden war erst im vergangenen Jahr aus Syrien nach Neuseeland gekommen. Der 44-jährige Khalid war bei dem Angriff auf die erste Moschee erschossen worden. Er hinterlässt eine Frau und Tochter sowie einen weiteren Sohn, Zaid, der ebenfalls angeschossen wurde, aber überlebte.
 
Bisher übergaben die neuseeländischen Behörden erst die sterblichen Überreste von sechs Opfern des Christchurch-Attentats an ihre Angehörigen. Bis Dienstag seien alle 50 Autopsien abgeschlossen worden, allerdings hätten nur zwölf Opfer "zur Zufriedenheit des Gerichtsmediziners identifiziert" werden können, teilte die Polizei am Dienstag mit.
 

Unmut

Die Verzögerung bei der Überführung der Leichname an die Familien sorgte für Unmut: Viele Hinterbliebene hätten die Toten gerne binnen 24 Stunden beigesetzt, wie es muslimischer Brauch ist. Der 23-jährige Mohamed Safi, dessen Vater Matiullah Sadi in der Al-Noor-Moschee getötet wurde, äußerte seinen Ärger über die Behörden, die den trauernden Familien keinen Hinweis darauf gegeben hätten, wann sie die Leichen freigeben würden. "Sie sagen uns nichts", sagte der afghanische Flüchtling vor dem Familienhilfezentrum in Christchurch.
 
Die neuseeländische Polizei teilte mit, dass ihr der Frust der betroffenen Familien "durchaus bewusst" sei. Die Polizei versuche, die Kommunikation mit den Hinterbliebenen zu verbessern und dafür zu sorgen, dass sie umfassend informiert würden. "Wir tun alles, was wir können, um diese Arbeiten so schnell wie möglich abzuschließen und die Opfer an ihre Angehörigen zurückzugeben", teilte die Polizei mit.
 

Erdogan sorgt für Ärger

Für Verärgerung sorgten auch Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Erdogan hatte im türkischen Wahlkampf die Anschläge als Angriffe auf den Islam und auch auf die Türkei verurteilt. Zugleich drohte er Australiern mit antimuslimischer Gesinnung, sie würden "in Särgen zurückgeschickt", wie ihre Großväter aus den Reihen der Truppen der Ententemächte aus Großbritannien und Empire-Ländern wie Australien, Neuseeland sowie Frankreich im Ersten Weltkrieg bei der Schlacht von Gallipoli gegen eine vor allem osmanische Streitmacht.
 
Australiens Regierungschef Scott Morrison lud daraufhin den türkischen Botschafter in Canberra vor. Die Äußerungen Erdogans bezeichnete er als "sehr beleidigend für Australier" und "rücksichtslos in dieser sehr sensiblen Situation". Die angebotene Entschuldigung lehnte Morrison ab und forderte eine Klarstellung und Rücknahme der Äußerungen.
 
Bei der Schlacht von Gallipoli zwischen Februar 1915 und Jänner 1916 starben mehr als 8.000 Australier und mehr als 2.000 Neuseeländer. Insgesamt kamen auf beiden Seiten mehr als 100.000 Soldaten ums Leben. Die osmanischen Truppen, unterstützt von Deutschland und Österreich-Ungarn, siegten.
 
Bei den Anschlägen in Neuseeland während des vergangenen Freitagsgebets waren 50 Menschen getötet worden. Bei dem mutmaßlichen Schützen handelt es sich um einen 28-jährigen rechtsextremen Australier.
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