Anti-Terror-Fahnder ermitteln

Viele Verletzte bei Explosion in Lyon

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Freitagabend wurden mindestens 13 Personen bei einer Explosion in Lyon verletzt. 

Bei einer Explosion in der französischen Stadt Lyon sind am Freitagabend nach Polizeiangaben mindestens 13 Menschen verletzt worden. Die Pariser Staatsanwaltschaft teilte mit, Anti-Terror-Spezialisten hätten die Ermittlungen übernommen. Die französische Justizministerin Nicole Belloubet sagte allerdings am Freitagabend dem Nachrichtensender BFMTV: "Es ist zu früh zu sagen, ob man es einen Terroranschlag nennen kann."
 
Explosion in Lyon
© APA/AFP/PHILIPPE DESMAZES
 
Innenminister Christophe Castaner wies die Präfekten im ganzen Land an, die Sicherheitsmaßnahmen an Orten zu verstärken, an denen sich viele Menschen aufhalten. Das seien etwa Sport- oder Kulturveranstaltungen.
 

Regierung sei "äußerst schockiert" über die Tat

Die Explosion ereignete sich am frühen Abend im Zentrum der Stadt im Südosten Frankreichs. Die örtliche Präfektur hatte zunächst von mindestens acht Verletzten gesprochen. Die Regierung sei "äußerst schockiert" über die Tat in Lyon, sagte Belloubet. Der Pariser Anti-Terror-Staatsanwalt Rémy Heitz und Castaner machten sich nach BFMTV-Angaben am Abend in Lyon ein Bild von der Lage.
 
Explosion in Lyon
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Der Sender Franceinfo berichtete unter Berufung auf das französische Innenministerium, dass am Tatort ein Beutel oder Koffer, der einen Sprengsatz mit Schrauben enthalten haben soll, explodiert sei.
 
Explosion in Lyon
© APA/AFP/PHILIPPE DESMAZES
 
Die Polizei fahndete am Abend mit einem Foto nach einem Tatverdächtigen. Auf dem Bild ist ein Mann zu sehen, der eine dunkle Sonnenbrille trägt und ein Fahrrad schiebt. Seine Mundpartie ist vermummt. Er trägt kurze, helle Hosen und ein langärmeliges dunkles Oberteil. Es handelt sich um das Standbild der Aufnahme einer Sicherheitskamera. Der Verdächtige soll den Sprengsatz vor einer Bäckerei in der Innenstadt deponiert haben.
 
Terrroverdächtiger Lyon
© APA/AFP/-/Handout
 
Präsident Emmanuel Macron nannte die Explosion in einem Interview des YouTubers Hugo Travers kurz nach dem Vorfall einen "Angriff".
 
Die Explosion trifft Frankreich kurz vor der Europawahl. Premierminister Édouard Philippe sagte seine Teilnahme an einer Abschluss-Wahlkampfveranstaltung ab, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichte. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen sprach von einem "terroristischen Anschlag".
 
Explosion Lyon
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Die Hintergründe der Tat waren jedoch zunächst unklar. Frankreich wird seit Jahren von einer islamistischen Terrorwelle erschüttert, dabei wurden rund 250 Menschen getötet. Erst im Dezember hatte der mutmaßliche Islamist Chérif Chekatt in der Straßburger Innenstadt das Feuer eröffnet - es starben letztlich fünf Menschen, zudem wurden zahlreiche verletzt.
 
Explosion in Lyon
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Zwei Metrostationen wurden geschlossen

Die Explosion ereignete sich bei der Bäckerei in der Straße Victor Hugo an einer Kreuzung in einer Fußgängerzone. Die örtliche Präfektur dementierte am Abend Gerüchte, wonach es weitere Explosionen gegeben haben soll. Zwei Metrostationen in der Innenstadt wurden geschlossen, der Bereich rund um den Tatort abgesperrt. Die Präfektur rief Bewohner auf, sich fernzuhalten und keine Gerüchte zu verbreiten. Man dürfe nun die Bevölkerung nicht aufschrecken, sagte David Kimelfeld, Präsident der Metropolregion Lyon, dem Sender BFMTV.
 
Augenzeugen der Explosion in Lyon berichteten nach Angaben von Franceinfo von einem lauten Knall. Verängstigte Menschen seien über die Straße gelaufen. Die Polizei war demnach schnell an Ort und Stelle und sperrte den Tatort ab.
 

Es gebe keine Gefahr für die Viertel-Bewohner

Einige der Menschen seien an den Beinen leicht verletzt worden, erzählte ein Apotheker, dessen Geschäft gegenüber der Bäckerei liegt, BMFTV. Die Verletzungen stammten seinen Angaben nach von kleinen Kugeln und Schrauben. Nach der Explosion habe es keine Panik gegeben, sagte Bezirksbürgermeister Broliquier. Es gebe keine Gefahr für die Bewohner des Viertels.
 
Lyon liegt im Südosten Frankreichs, es ist die Hauptstadt des Département Rhône und der Region Auvergne-Rhône-Alpes und mit mehr als 515.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Frankreichs nach Paris und Marseille.
 

Bürgermeister: "Sehr schmerzhaft"

Den Bürgermeister Lyons und ehemaligen Innenminister Frankreichs, Gérard Collomb, hat die Explosion mit mindestens 13 Verletzten in der Großstadt nach eigenen Worten überrascht. In einer ruhigen Stadt wie Lyon habe man nicht mit einem solchen Vorfall gerechnet, sagte Collomb dem Fernsehsender BFMTV Samstag früh, nachdem er von einer Reise aus Japan zurückgekehrt war.
 
Das Geschehene sei sehr schmerzhaft für ihn, so Collomb. Er befürworte die von Innenminister Christophe Castaner angeordneten verstärkten Sicherheitsmaßnahmen für öffentliche Veranstaltungen. Die Explosion hatte sich am frühen Freitagabend gegen 17.30 Uhr im belebten Zentrum der Metropole im Südosten Frankreichs ereignet. Die Pariser Staatsanwaltschaft bestätigte, Anti-Terror-Spezialisten hätten die Ermittlungen übernommen.
 
Der Sender Franceinfo berichtete unter Berufung auf das französische Innenministerium, dass am Tatort ein Beutel oder Koffer, der einen Sprengsatz mit Schrauben enthalten haben soll, explodiert sei. Die Polizei fahndet nach einem Tatverdächtigen. Das Motiv des Mannes blieb zunächst unklar. Eine Sprecherin der Polizei bestätigte am Samstagvormittag, dass die Sicherheitssperre rund um den Tatort aufgehoben worden sei.
 
 

Mutmaßlicher Attentäter weiter auf der Flucht

Einen Tag nach dem Bombenanschlag in Lyon ist der mutmaßliche Attentäter weiter auf der Flucht. Die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft teilte am Samstag mit, der Verdächtige habe bisher kein Bekenntnis zu der Tat vorgelegt. Am Freitag war es in Lyon zu einer Explosion gekommen, durch die 13 Menschen verletzt wurden. Der Hintergrund sei weiter unklar.
 
Aber allein die Tatsache, dass jemand mitten am Tag in einer belebten Straße eine solche Tat verübe, reiche für Anti-Terror-Ermittlungen aus, sagte Staatsanwalt Rémy Heitz in einem Statement am Samstagmittag. Die Staatsanwaltschaft ermittle wegen versuchten Mordes im Zusammenhang mit einem terroristischen Hintergrund.
 
Die Polizei sucht nach einem Verdächtigen, der nach Aufzeichnungen von Überwachungskameras im Zentrum der südostfranzösischen Stadt kurz vor der Detonation einen offenbar mit Schrauben gefüllten Koffer oder Beutel deponiert hatte. In Polizeikreisen hieß es, die Person sei mit einem Fahrrad zum Tatort gekommen und habe ihr Gesicht durch eine Kapuze, eine Sonnenbrille und einen Schal verhüllt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach von einem "Angriff".
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